Standort Rössliwiese: Eine Chance für die nächste Generation

Der Kiesplatz im Zentrum von Balgach grünt von der Seite langsam ein, ist beim Eingang markiert durch die alte Platane, welche noch die Geschichten des Wiesentales kennt. In der Diagonale steht eine junge Linde, ursprünglich waren es zwei. Sie wurden als Pendant zu den Linden vor dem «Rössli» gepflanzt. Im «Rössli» hofierte damals Frieda Sonderegger den noblen Herren des Dorfes. Ihr Herzenswunsch war, dass die Rössliwiese nicht überbaut wird.

Die moderne Raumplanung nennt dies einen öffentlichen Freiraum, dessen Nutzung im Idealfall offen ist, sozusagen ein Kreativraum. Die laufende, innere Verdichtung der Bauzonen funktioniert nur, wenn auch solche Freiräume ausgeschieden und als Begegnungszonen attraktiv gestaltet werden. So steht im Mitwirkungsbericht zum neuen Richtplan: Für das Fokusgebiet Dorfmitte soll in einem partizipativen Verfahren eine gemeinsame Vision entwickelt werden.

Die Vision eines Teils der Bürgerschaft von Balgach ist offenbar immer noch ein grossformatiger Hochbau, ein Altersheim oder eine neue Schule, und – noch schlimmer – gekoppelt mit einer Tiefgarage. Damit wäre der Freiraum verloren!

Lassen wir die Rössliwiese doch geduldig im Tiefschlaf. Es werden bessere Zeiten kommen. Der Verkehr nach dem Erdölzeitalter wird ruhig vorbeiströmen. Die Hauptstrasse wird vielleicht sogar zur 30er-Zone, wie es die Städte vormachen. Die Verkehrssicherheit wird deutlich erhöht. Aber auch dann: Die Kinder müssen lernen, mit den Gefahren des Verkehrs umzugehen. Die Rössliwiese bietet eine Chance für die nächste Generation. Unsere Jungen können in 15 bis 20 Jahren den Platz umgestalten oder nutzungsoffen so belassen, wie er ist. Ein Wunsch dennoch: Pflanzen wir morgen schon mindestens vier Platanen, die dann kühlenden Schatten und Geborgenheit bieten.

Thomas Oesch, Balgach