Immobilienmarkt 08.12.2022

Wohneigentum trotz höherer Zinsen stark nachgefragt

Zum Verkauf stehende Einfamilienhäuser sind rar. Und nirgendwo im Kanton sind Eigentumswohnungen innert einem Jahr so viel teurer geworden wie im Rheintal.

Von Max Tinner
aktualisiert am 08.12.2022

Die Bevölkerung wächst zwar im Rheintal im kantonalen Vergleich nach wie vor überdurchschnittlich. Trotzdem ist im dritten Quartal auf den Immobilien-Onlineportalen die Zahl der Suchabos zurückgegangen: für Eigentumswohnungen um 14 Prozent, für Einfamilienhäuser etwas weniger stark, um fünf Prozent. Das rückläufige Interesse erklärt die St. Galler Kantonalbank in ihrem gestern veröffentlichten Quartals-Immobilienmarktbericht zum einen mit den Finanzierungskosten, die durch die höheren Zinsen deutlich zugenommen haben, zum anderen mit der aktuell unsicheren wirtschaftlichen Entwicklung.

Mehr Eigentumswohnungen, weniger Einfamilienhäuser

Dennoch ist Wohneigentum nicht günstiger geworden. Die Nachfrage sei weiterhin deutlich grösser als das Angebot, heisst es im Immobilienmarktbericht:

In der Region Rheintal steht derzeit kaum eine Wohnung oder ein Einfamilienhaus leer.

Als Folge davon steigen die Preise weiter, im Rheintal sogar mehr als anderswo: «Mit einem Anstieg um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichneten die Eigentumswohnungen im Rheintal den höchsten Preiszuwachs im Kanton», schreiben die Immobilienmarktexperten der Wüest Partner AG in ihrer Analyse für die Kantonalbank.

Transaktionspreise Eigentumswohnungen im dritten Quartal 2022.
Transaktionspreise Eigentumswohnungen im dritten Quartal 2022.
Grafik: Wüest Partner AG / St.Galler Kantonalbank

Auch bei den Einfamilienhäusern sind die Preise im Vorjahresvergleich nochmals stark gestiegen, um 8,5 Prozent.

Transaktionspreise Einfamilienhäuser im dritten Quartal 2022.
Transaktionspreise Einfamilienhäuser im dritten Quartal 2022.
Grafik: Wüest Partner AG / St.Galler Kantonalbank

Angebotsseitig stellen die Analysten bei den Eigentumswohnungen seit Anfang Jahr eine leichte Zunahme fest. Einfamilienhäuser hingegen stehen deutlich weniger zum Verkauf als noch vor einem Jahr. Die Angebotsziffer (das Verhältnis zwischen der Anzahl zum Verkauf stehender Bauten zur Gesamtzahl bestehender Immobilien) in diesem Segment sei auf die letzten Jahre gesehen mit 0,9 Prozent mittlerweile die tiefste im Kanton. Die Kantonalbank erkennt aber auch eine gewisse zunehmende Dynamik: In den letzten zwölf Monaten seien (zwischen Au und Lienz) Baubewilligungen für 124 Einfamilienhäuser erteilt worden.

Der Boom dürfte nun abflauen

Die Kantonalbank geht aber davon aus, dass im Rheintal die Nachfrage nun etwas gedämpft wird. Dies weil die Wirtschaft im Rheintal stark exportorientiert ist und die Region deswegen den «jüngsten wirtschaftlichen Eintrübungen» stärker ausgesetzt sei als andere Regionen.

Das Rheintal bleibe zwar eine «äusserst attraktive Wohnregion». Mit solch starken Preisanstiegen wie die letzten Jahre rechnen die Immobilienexpertinnen aber nicht mehr.