30 Jahre - von 1995 bis 2025 - so lange gibt es das Rheintaler Wirtschaftsforum (Wifo) schon. Die Welt von damals und heute könnte verschiedener nicht sein. Die Zeit nach dem Mauerfall war von Optimismus geprägt.
An der Jubiläumsausgabe beschäftigt die Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Wirtschaft und Politik teils wenig Erbauliches: Die Kriege, die in der Ukraine und Nahost toben, die zunehmende Lagerbildung, die Rückkehr ins Weisse Haus eines unberechenbaren Donald Trump, den Klimawandel.
Guy Parmelin, der bekannteste Kopf unter den diesjährigen Gästen, listete Staaten auf, die in einer Regierungskrise stecken (Deutschland, Frankreich und Belgien) oder in denen ultrarechte Parteien nach der Macht greifen (Österreich, Niederlande). Und die Schweiz? Stehe unter einem «gewissen internationalen Druck», sagte der Wirtschaftsminister.
Bleibt Parmelin noch bis 2029 Bundesrat?
Es ist dann der SVP-Bundesrat selbst, der in einer sich rasant wandelnden Welt etwas Stabilität vermittelte. Die Frage, ob er nach dem überraschenden Rücktritt von Viola Amherd als nächstes Bundesratsmitglied in Rente gehe, beantwortete er klar: «Ein paar Jahre» wolle er politisch noch mitwirken. In Richtung der Journalistinnen und Journalisten sagte er auch vielsagend:
Mein diplomatischer Pass ist bis 2029 gültig.
Im Amt des Wirtschaftsminister will Parmelin «die Stärken eines innovativen, unabhängigen, neutralen und agilen Landes» fördern, um den aktuellen Herausforderungen Herr zu werden.
Apropos: Die Herren waren auch beim 30. Wirtschaftsforum deutlich in der Überzahl. Allerdings besetzten eine der ersten Talk-Runden am Wifo ausschliesslich Frauen. Moderatorin Sonja Hasler befragte SVP-Nationalrätin und Stahlbau-Unternehmerin Diana Gutjahr und Antje von Dewitz, die Geschäftsführerin eines Outdoor-Austrüsters. Thema war die Geschäftsübernahme der zwei Unternehmerinnen.
Beide eint, dass sie ihre Unternehmer-Väter ursprünglich nicht als Geschäftsführerinnen vorgesehen hatten. Unterschiedlich beantworteten sie die Frage, ob sie beim Generationenwechsel gern ein Coaching in Anspruch genommen hätten. Gutjahr verneinte, von Dewitz bejahte: «Wir haben in der Familie jahrelang gekämpft. Da muss man nicht durch, man kann sich begleiten lassen», sagte sie.
Ebenfalls unterschiedlich blickten Gutjahr und von Dewitz auf das Thema Nachhaltigkeit. Die Thurgauer Nationalrätin sagte:
Für Nachhaltigkeit zahlt niemand.
Insofern spiele Nachhaltigkeit für ihren Betrieb keine Rolle. Antje von Dewitz antwortete ihr mit einem eindringlichen Appell: «Der Klimawandel geht nicht weg. Wenn Sie die Augen davor verschliessen, ist das sehr kurzfristig gedacht –nicht nur für den Planeten, sondern auch für ihr Unternehmen.»
Hilti-CEO hat keine Angst vor Trumps Zöllen
In der anderen Talkrunde diskutierten Jahangir Doongaji, CEO Hilti Group, Alfred Tobler, CEO der Zumtobel Group und Franziska Tschudi Sauber, die Verwaltungspräsidentin der Weidmann Holding AG. Die drei lieferten trotz der schwierigen Weltlage optimistische Perspektiven. Für Weidmann sei die Situation aktuell sehr gut, sagte Tschudi Sauber. «In den nächsten Jahren braucht es viel mehr Strom.» Das Rapperswiler Unternehmen stellt Teile für Transformatoren her, die in Stromnetzen weltweit zur Anwendung kommen.
Auch Jahangir Doongaji blieb trotz der Möglichkeit von trumpschen Einfuhrzöllen gelassen: «Ich bin überzeugt, dass wir auch in den nächsten vier Jahren gute Geschäfte in den USA machen können. Zölle kommen und gehen.»