Wie der Butzenhut stellt auch die Spritze ein Fruchtbarkeitssymbol dar. An der Fasnacht 2022 soll die Spritze denn auch wieder tüchtig zum Einsatz kommen. In historischer Hinsicht stellt sich die Frage, wie der Butz zur Spritze kam und wer die Spritze erfunden hat. Dass die Spritze eigens für die Röllelibutzen erfunden und gebaut wurde, ist eher unwahrscheinlich. Wie bei allen anderen Teilen des Röllelibutzenkostüms liegt wohl auch der Ursprung der Spritze in einem Gebrauchsgegenstand. In Frage kommen dabei messingene Handfeuerspritzen und Klistierspritzen. Messingene Handfeuerspritzen sind schon seit dem 15. Jahrhundert nachgewiesen. In der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg gibt es zwei Exemplare von 1409 mit einer Länge von 60 cm und 65 cm. Von der Bauart, der Grösse und dem Verwendungszweck entsprechen sie den heutige Röllelibutzenspritzen. Somit wäre die Spritze der Röllelibutzen in Nürnberg erfunden worden und hätte zum Löschen von Feuer gedient. Ähnlich wie die Handfeuerspritze waren auch die Klistierspritzen gebaut. Sie wurden zu medizinischen Zwecken verwendet, um Einläufe zu machen, beispielsweise wenn jemand unter Verstopfung litt. Klistierspritzen waren aber wesentlich kleiner als die Handfeuerspritzen und der Spritzvorgang verlief auch langsamer als bei den Handfeuerspritzen und heute bei den Röllelibutzenspritzen.J. L Mooser schreibt in den Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 1876: «Ihre nicht zu verachtende Waffe war gewöhnlich die bekannte, aus Holunderstamm verfertigte und oft sehr inhaltsreiche Spritze (…)». In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob sich diese Bemerkung auf den Holzkolben der Spritze bezieht oder ob auch der Wasserbehälter aus einem Holunderstamm gefertigt war. Holunderholz eignet sich gemäss verschiedenen Interneteinträgen zwar zum Drechseln und die Stämme des Holunders sind oft hohl. Allerdings ist fraglich, ob sich das Stammholz als Wasserbehälter einer Spritze eignet. Sicher ist es einen Versuch wert, auszuprobieren, ob aus Holunderholz fasnachtstaugliche Spritzen gefertigt werden können.Stinkende Rache unter dem Schutz der MaskeWas die heutigen Röllelibutzenspritzen betrifft, spricht sehr viel dafür, dass ihr Ursprung in den im 15. Jahrhundert erfundenen Handfeuerspritzen liegt. Dabei handelt sich um einen wichtigen Gebrauchsgegenstand, den man auch während der Fasnacht verwenden konnte, dann allerdings nicht um Feuer zu löschen, sondern um andere zu ärgern und zu necken und sich im schlimmsten Fall – unter dem Schutz der Maske – an missliebigen Personen zu rächen, denn die Spritze kann nicht nur Wasser, sondern beispielsweise auch Jauche verspritzen. (wr)