Nachdem Schaffhausen II drei Jahre in der regionalen Zweitliga in den vordersten Regionen anzutreffen war, schafften die Gelb-Schwarzen Ende letzter Saison nach einem spannenden Duell gegen Seuzach den Aufstieg in die Interregio. Dort verlief der Anfang harzig. Zwar konnte das erste Spiel gegen Uster 2:1 gewonnen werden, aus den nächsten fünf Spielen resultierten aber nur noch zwei Punkte.
Widnau, das als Tabellendritter am 28. September in die nördlichste Schweizer Stadt gereist war, war von der Papierform her Favorit, unterlag aber 2:5. Daniel Lässer und Lucas Barboza Maciel glichen die 2:0-Führung des Aufsteigers aus, doch dann hebelten die Schaffhauser die vorher so sattelfeste Widnauer Abwehr in den letzten gut 20 Minuten dreimal aus. Danach musste Schaffhausen II fünf Spiele auf den nächsten Sieg warten. So überwinterte der Aufsteiger mit 14 Punkten als Zweitletzter.
Malaysischer Natispieler neu dabei
Die Rückrunde ist erst sechs Spiele alt – und Schaffhausen II hat bereits mehr Punkte geholt als in der Vorrunde. Daraus resultiert der sechste Zwischenrang. Im Winter erhielt das Team mit 14 Zuzügen ein neues Gesicht. Vor allem aus dem Tessin kamen junge Talente. Das Durchschnittsalter des Kaders liegt bei rund 20 Jahren. Um Stabilität zu bringen, wurden darum auch zwei Routiniers verpflichtet. Mit Michail Agrimakis kam ein 32-jähriger Torhüter zum 1896 als «Football Club Victoria Schaffhausen» gegründeten Verein. In seiner griechischen Heimat wurde Agrimakis 2023 mit dem AE Kifisia Zweitligameister.
Ein anderer Neuzugang ist Natispieler: Liridon Krasniqi. Der 33-jährige Offensivspieler spielte sechsmal für Malaysia. 2022 gelang ihm bei der 1:2-Niederlage im Test gegen Singapur der Ehrentreffer. Mit der Kedah FA, die 2021 in Kedah Darul Aman FC umbenannt wurde, gewann er 2015 die malaysische Liga. Mit Johor Darul Ta’zim, einem Club aus Johor Bahru, vor den Toren Singapurs, wiederholte er dies 2020. Zudem wurde er mit JDT 2017 Cupsieger. Die Jugend verbrachte Krasniqi, der auch kosovarischer und albanischer Bürger ist, beim 1. FC Nürnberg, bevor es ihn via Türkei nach Malaysia, Indien, Thailand und Australien zog. Bei Schaffhausen II übernahm er gleich die Captainbinde.
Brendon Abazi: 21 Tore in 21 Spielen
Mit Luka Brdaric, einem früheren Junioren-Natispieler Kroatiens, stiess ein starker Verteidiger dazu. Der 21-Jährige durchlief die Juniorenabteilung von Hajduk Split, sein Bruder Domagoj spielt in der Serie A bei Hellas Verona.
Ein weiterer Name sticht heraus: Brendon Abazi, ebenfalls 21-jährig. Der Österreicher hat den Torriecher: Von 44 Saisontoren seines Teams erzielte er 21. Zuletzt traf er dreimal beim 5:0 gegen Bazenheid. In der Hinrunde hatte er auch Widnaus Ilija Kovacic zweimal bezwungen. Aktuell ist er der treffsicherste Schütze – nicht nur der Gruppe 4, sondern der gesamten Interregio. Mit den Profis kam er zu einigen Minuten in der Challenge League.
«Von Anfang an bereit sein…»
Widnau spielt diese Saison noch sechsmal zu Hause. «Entscheiden wir diese Spiele für uns, machen wir einen Riesenschritt in Richtung Aufstieg», sagt Daniel Lüchinger.
Durch die Punktverluste in Arbon und Bülach ist der Vorsprung leicht geschrumpft – er beträgt zu Seefeld noch vier, zu Balzers sieben Punkte. Lüchinger: «Stolpern wir weiter wie in den beiden letzten Spielen, wird das Rennen um die beiden Spitzenplätze wieder eng.» Widnau begann das Jahr mit einer 1:3-Niederlage bei Dardania und blieb seitdem fünf Spiele ungeschlagen. Allerdings hatte man sich von den Gastspielen bei Arbon und Bülach mehr erhofft. Beide Spiele endeten 1:1, zweimal glich Orhan Ademi per Penalty in der Nachspielzeit aus. Auch gegen Schlusslicht Bazenheid hatten die Widnauer beim 1:0 mehr Mühe, als ihnen lieb war. Dank eines Ademi-Tors zehn Minuten vor dem Schlusspfiff blieben die drei Punkte im Rheintal.
«In Bülach zeigten wir ein ordentliches Spiel. Bis auf die Chancenauswertung in der zweiten Halbzeit war alles in Ordnung», so Lüchinger. Gegenüber dem Arbon-Spiel sei es eine Steigerung gewesen. Den Gegner am Sonntag schätzt Lüchinger stark ein, nicht nur wegen dem Lauf, den die Munotstädter haben: «Es wartet ein harter Prüfstein, Schaffhausen II ist das beste Rückrundenteam. Wir müssen von Anfang an bereit sein. Will man aufsteigen, muss man gegen einen solchen Gegner stabil bleiben und die Heimspiele gewinnen.»
Am Sonntag fehlen dem Leader einige Spieler. Lüchinger: «Carlos de Almeida fehlt wegen einer Handverletzung und Timo Faleschini laboriert an einer Knöchelverletzung.» Kevin Egbon befindet sich nach seiner Verletzung, die er sich im Herbst zugezogen hat, im Aufbautraining. Am Sonntag fehlt auch Ilija Ivic, zudem sind Daniel Lässer und Alessio De Simeis fraglich. «Wir hoffen auf die Rückkehr von Lässer, der in unserem Spiel die Fäden zieht», so Lüchinger, der auch noch gute News hat: «Mit Diego Liechti kehrt unser Leitwolf nach einer Gelbsperre ins Team zurück. Er zeigt eine überragende Saison und ist einer unserer wichtigsten Spieler.» Das Spiel zwischen dem Leader und dem starken Aufsteiger hat das Potenzial, ein fussballerischer Leckerbissen zu werden.
Widnau empfängt am Sonntag internationale Schaffhauser Talente