07.09.2018

Wer Regen sammelt, kriegt Geld

Die Gemeinde will als erste im St. Galler Rheintal den Einbau von Regenwasser-Auffanganlagen in Häusern finanziell unterstützen. Eine indirekte Förderung existiert bereits über die Abwassergebühren.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Kurt LatzerAllein 40 Liter Trinkwasser pro Tag braucht jeder Bewohner in der Schweiz für die WC-Spülung, 130 Liter täglich pro Person rechnet man im Durchschnitt. Für Eichberg mit seinen 1513 Einwohnern bedeutet dies einen Verbrauch von knapp 200000 Litern Trinkwasser am Tag. Der Gemeinderat geht nun neue Wege. Er fördert den Betrieb von Regenwasser-Auffanganlagen. Das hat der Rat an seiner letzten Sitzung beschlossen. «Die Trockenheit der vergangenen Monate hat den Gemeinderat nachdenklich gestimmt», sagt Alex Arnold, Gemeindepräsident von Eichberg.Eine indirekte Förderung existiert nicht überallDie Förderung gelte nur für Anlagen in Wohnhäusern, nicht für das in Regentonnen aufgefangene Nass. Wie viel Geld es für den Einbau von Regenwasser-Auffanganlagen gibt, steht noch nicht fest. Der Rat will ein entsprechendes Konzept ausarbeiten. «Eine indirekte Förderung gibt es schon heute», sagt Arnold, «denn für heute schon im Haus verwendetes Regenwasser zahlt man keine Abwassergebühr.»Mit der Meinung, das sei in allen Rheintaler Gemeinden so, liegt Alex Arnold allerdings falsch. Wer beispielsweise in seinem Haus in Widnau das WC mit Regenwasser spült oder damit Wäsche wäscht und den Garten tränkt, zahlt Abwassergebühr. «Die Anlage muss mit einer se­paraten Wasseruhr ausgerüstet sein», sagt René Altherr, Bauverwalter der Gemeinde Widnau. Noch gebe es in Widnau keine solche Anlagen.Anfragen von Leuten, die eine Regenwasser-Auffanganlage einbauen und von der ARA-Gebühr befreit werden wollen, werde man in Zukunft allenfalls prüfen. Wer in Thal den Nachweis für den Betrieb einer solchen Anlage erbringen kann, zahlt laut Gemeinderatsschreiber Christoph Giger die halbe Abwassergebühr.Etwa die Hälfte an Trinkwasser eingespartDie Gemeinde Au verrechnet keine Abwassergebühren bei Regenwassernutzungsanlagen. «Das kann als Förderung angeschaut werden, macht vom administrativen Aufwand her auch Sinn», sagt Christian Sepin, Gemeindepräsident von Au. In dem Haus, das er früher in Diepolsdau bewohnte, habe er eine solche Anlage betrieben und damit etwa die Hälfte an Trinkwasser gespart. Amortisieren aber kann man die Einrichtung durch die ersparte Abwassergebühr nicht.Es zählten in erster Linie die ideellen Werte. «Dafür hat man die schönsten Blumen im Garten und beim Wäschewaschen spart man den Weichspüler», sagt der Auer Gemeindepräsident.Spitzen bei Gewittern brechenDen grössten Nutzen von Re­genwasser-Auffanganlagen ortet Christian Sepin beim Hochwasserschutz: «Anlagen könnten auch dazu beitragen, Hochwasserspitzen zu brechen.» Als Beispiel nennt der Gemeindeprä­sident das Gewitter am Natio­nalfeiertag. Existierten viele der Auffanganlagen, hätte man ei­nige Wasserschäden verhindern können. «Die Wirtschaftlichkeit der Regenwassernutzung hängt entscheidend davon ab, ob in der jeweiligen Gemeinde die Abwassergebühren für das genutzt Regenwasser erhoben werden oder nicht», heisst es auf der Internetseite eines Anbieters.Die Kosten für eine Regenwasser-Nutzungsanlage in einem Vier-Personen-Haushalt – ausgehend von einem 5000-Liter-Tank – liegen zwischen 6300 und 13000 Franken. «Bei einer Dachfläche von 100 m2 ergibt sich unter Berücksichtigung eines jährlichen Niederschlags von 800 mm eine Speichergrösse von etwa 3000 Litern», ist auf der Homepage zu lesen. Bei ganz gefüllter Zisterne und einem täglichen Verbrauch eines Vier-Personen-Haushalts von 160 Litern (nur WC-Spülung) reicht das Regenwasser für 18 Tage.

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