Christlich 13.04.2025

Was wirklich zählt – eine Einladung zur verschwenderischen Nächstenliebe

Begegnungen prägen unser Leben – mal erhebend, mal enttäuschend. Was aber, wenn wir Liebe nicht nach Effizienz bemessen, sondern verschwenderisch schenken? Der Blick auf Jesus lädt genau dazu ein.

Von Renato Tolfo, Pfarrer
aktualisiert am 13.04.2025

Was wir sind, verdanken wir den verschiedensten und vielfältigsten Begegnungen und darin vielleicht einigen wenigen, die uns – wie man sagt – fürs Leben begleiten und prägen. Sicher, Begegnungen können verschieden verlaufen. Es gibt beglückende und befreiende Begegnungen. Begegnungen mit Menschen, die uns offen gegenübertreten und mit denen man eine gute Zeit verbringt. Menschen, die uns nehmen, wie wir sind.

Es gibt aber auch enttäuschende und bedrückende Begegnungen. Sie können erschreckend belanglos und nichtssagend sein. Menschen, die einem mit Vorbehalten, vielleicht sogar Vorurteilen begegnen.

Als Jesus in Jerusalem einzieht, ist die Stimmung gut. Die Menschen singen: Hosianna. Sie sind begeistert. Erfüllt von der Erwartung, er möge ihre Lebensumstände verbessern, bereiten sie ihm den Weg. Schliesslich haben sie viel von ihm gehört und wissen, dass er, getragen von der Liebe Gottes, schon so vielen Menschen geholfen hat. Doch wir wissen, dass sich die Stimmung bald ändert und Jesus zum Tode verurteilt wird. Viele wenden sich von ihm ab, da ihre persönlichen Erwartungen nicht erfüllt werden.

Die Stimmung kann leicht kippen

Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie leicht die Stimmung kippen kann, wenn unterschiedliche Emotionen und Vorstellungen im Raum stehen und aneinander vorbeigeredet wird. Besonders wenn es um eigene Vor- oder Nachteile geht, so auch beim Geld. Da und dort gilt, es zu sparen, in der Bildung, im Sozialwesen, in Betrieben, an Personal, an Zeit. Viele Menschen gehen in unserer Gesellschaft daran kaputt, weil sich jede und jeder nur noch um sich selbst dreht.

Immer wieder steht das gleiche Denken im Vordergrund: Es ist zu viel des Guten für eine Sache, die das nicht wert ist! Das ist Verschwendung von Zeit und Energie. Das hätte anders eingesetzt, besser gebraucht werden können. Das können wir uns nicht leisten! Wozu dient diese Vergeudung?

Wie schnell geht vergessen, dass ich reich beschenkt bin und Vieles bei weitem nicht mein Verdienst ist. Müssten wir nicht auf diesem Hintergrund nach Antworten auf die Probleme der heutigen Zeit suchen? So würden sich manche Begegnungen anders gestalten. In der Bibel (1. Kor. 13,3) steht geschrieben:

Selbst wenn ich all meinen Besitz an die Armen verschenken und für meinen Glauben das Leben opfern würde, hätte aber keine Liebe, dann wäre alles umsonst.

Die Liebe ist das alles andere Überragende in der Geschichte Jesu. An ihr müssen sich meine Taten messen lassen, auch meine Toleranz gegenüber den Taten anderer.

Deshalb ist es angesagt, dass ich in meiner Nächstenliebe ein wenig verschwenderischer sein werde und ich nicht nur auf meinen eigenen Vorteil bedacht bin!

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.