11.05.2018

Tafel belegt Stadtgeschichte

Von der «Hecht»-Gartenterrasse aus ist sie trotz des hohen Alters von über 250 Jahren noch immerzu sehen, die rätselhafte Gedenktafel an der Mauer des einstigen Friedhofs.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 03.11.2022
Peter EggenbergerDie Ausserrhoder Kantonsbibliothekarin Heidi Eisenhut hat den lateinischen Text übersetzt und damit etwas Licht in die Rhein­ecker Geschichte gebracht. Ein kurzer Blick in die Stadtgeschichte: Zwischen 1445 und 1463 überfallen die kriegerischen Appenzeller verschiedentlich das Städtchen am Rhein. 1490 besetzen eidgenössische Truppen das Rheintal, das damit gemeine Herrschaft und Untertanengebiet der alten Eidgenossenschaft wird. Mit der Gründung des Kantons St. Gallen im Jahr 1803 erlangen das Rheintal und damit auch Rheineck die politische Gleichberechtigung.Ab 1490 entsandten die eidgenössischen Kantone Landvögte nach Rheineck, die unter anderem die Verwaltungsgeschäfte besorgten. Im Buch «Geschichte der Gemeinde Rheineck» (Band 1) berichtet Autor Gebhard Niederer über gute, aber auch verhasste Vögte. «Am schlimmsten war Sebastian Kretz von Unterwalden, der in Rheineck seines Lebens nicht mehr sicher war. Er flüchtete nach Appenzell und berichtete nach Unterwalden über den Ungehorsam der Untertanen im Städtli.»Die in Rheineck residierenden Landvögte wurden immer wieder abgelöst. Gebhard Niederer: «Drei Vögte verstarben hingegen während ihrer Amtszeit im Städtchen. So auch im Jahr 1751 Johann Jakob Scheuchzer, der vom Stande Zürich nach Rhein­eck delegiert worden war. Die bronzene, im Auftrag seiner Frau angebrachte Gedenktafel ist von Efeu umrahmt. Sie ist vom ‹Hecht› aus zu erkennen . . .»In Erwartung der Auferstehung«Memoriae Sascrae, Hic resurrectionem expectat vir spectabilis» . . . Hier erwartet die Auferstehung der hoch angesehene Mann Johann Jakob Scheuchzer, heisst es auf der Tafel. Den weiteren Text übersetzte Heidi Eisenhut wie folgt: «J. J. Scheuchzer, geboren im Zürich im Jahre des Herrn 1690. Einer der zwölf Männer der Schusterzunft, dann Volkstribun und Küster der Kirche St. Peter. Zuletzt Verwaltungsbeamter (Landvogt) des Rheintals. Unter den Leuten in der Provinz noch nicht lange bekannt und trotzdem viel und lange beweint. 10. Februar 1751. Die Ehefrau und die Tochter Anna Magdalena haben dieses Grabmal in tiefer Trauer geweiht.»