Klischee-Check 10.02.2023

Skilehrerin im Fokus: «Es gibt auch alkoholfreie Tage»

Skilehrer und Skilehrerinnen machen nur Party und haben jeden Tag ein anderes «Gspüsi». Nicht ganz. In unserer neuen Rubrik «Klischee-Check» wollen wir wissen, welche typischen Vorurteile wirklich zutreffen – und räumen mit Klischees auf. Heute fühlen wir Skilehrerin Melanie Stüdli aus Altstätten auf den Zahn.

Von Cassandra Wüst
aktualisiert am 10.02.2023

Die gelernte Hochbauzeichnerin beginnt im September ihr Studium als Physiotherapeutin und verbringt vorher eine Saison als Skilehrerin in Savognin. Sie erzählt, wie es auf und neben der Piste wirklich zu- und hergeht und welche Vorurteile überhaupt nicht zutreffen.

 

Klischee Nummer 1: Skifahren lehren ist keine richtige Arbeit.

Oh doch. Eine sehr harte sogar, physisch und psychisch. Ich arbeite etwa vier bis fünf Stunden am Tag auf den Skiern – unter der Woche und auch am Wochenende. Hierbei sind aber die Vor- und Nacharbeiten nicht eingerechnet. Ausserdem habe ich selten bis nie frei.

Klischee Nummer 2: Skifahrlehrende machen ständig Après-Ski.

Ja, das stimmt, aber es gibt auch einige alkoholfreie Tage. Unsere Feierabende verbringen wir direkt nach dem Skifahren meist in Florians Weinstube, später am Abend im BARterre oder in der Palaver Bar, manchmal direkt auf der Piste im Roggis Baizli, in der James Beach Bar oder im Alpen Chic. «Roggis Zistig» ist jedoch ein Muss für den Après-Ski in Savognin.

Klischee Nummer 3: Jeder kann Skifahrlehrender werden.

Ich wurde beim Vorstellungsgespräch zwar nicht nach dem Skikönnen gefragt, aber um die Ausbildungskurse bestehen zu können, muss man doch einiges drauf haben. Ausserdem sollte man motiviert sein, um mit Kindern zu arbeiten, viel Geduld und natürlich wetter- und trinkfest sein.

Klischee Nummer 4: Skifahrlehrende sind braun gebrannt.

Ja das stimmt, die Sonne zeigt sich in Savognin ziemlich jeden Tag.

Klischee Nummer 5: Skifahrlehrende rasen den ganzen Tag nur die Pisten runter.

Wenn man mal frei hat und nicht immer vorfahren muss, fährt man gerne mal etwas schneller, aber natürlich immer kontrolliert. Aber ansonsten verbringe ich auf jeden Fall zu viel Zeit am Tag im Stemmbogen, als es meinen Knien gut tun würde.

Klischee Nummer 6: Skifahrlehrende sind Einheimische.

Bei uns ist es etwa halbe-halbe. Wir haben Leute aus allen möglichen Kantonen, wie St. Gallen, Zürich, Aargau, aber auch Leute aus dem Tessin.

Klischee Nummer 7: Skifahrlehrende arbeiten nur im Winter.

Drei Monate Skischule geben reicht leider nicht für ein ganzes Jahr zum Leben. Dieses Klischee trifft nur auf einzelne Einheimische oder bereits Pensionierte zu. In der Hauptsaison sind diese Lehrer für die Skischule überlebenswichtig, um den Andrang der Gäste stemmen zu können.

Klischee Nummer 8: Skifahrlehrende schleppen immer jemanden ab.

Gibt es immer wieder, aber weniger als früher. Skilehrerinnen bekommen oft irgendwelche Angebote, aber auch teils hübsche, junge Skilehrer. Dabei kann es vorkommen, dass der eine oder andere frühmorgens aus einer fremden Ferienwohnung schleichen muss.

Welchen Beruf sollen wir uns als nächstes vornehmen? Oder welche Vorurteile wolltest du schon immer geklärt haben? Schreib uns an life@rheintaler.ch