Fussball 26.03.2025

Rheinecker Stürmer ist dem Trainer für dessen Strenge dankbar

Der FC Rheineck verliert sein Cup-Halbfinal auf der Stapfenwis gegen Walenstadt mit 1:5 und konzentriert sich jetzt auf die Meisterschaft in der 4. Liga. Stürmer Sevdai Spahiu ist 70 Minuten dabei, dann scheidet er verletzt aus.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 26.03.2025

Der Traum ist geplatzt. Nach vier Siegen ist der nächste Drittligist für Rheineck Endstation. Walenstadt ist die bessere Mannschaft. Der Final im OFV-Cup bleibt unerreichbar; die Hoffnung, in Rheineck gegen einen Grossen des Fussballs zu spielen, lebt nicht mehr. «Schade», sagt Trainer Simon Jankovics, «die Gemeinde hat uns einen guten Platz bereitgestellt, dazu die schöne Zuschauerkulisse, aber es hat nicht gereicht. Dennoch bin ich stolz, dass wir so weit gekommen sind.»

Gut vorbereitet

Sevdai Spahiu zeigt zwischendurch auch mal, wo es lang gehen soll.
Sevdai Spahiu zeigt zwischendurch auch mal, wo es lang gehen soll.
Bild: Remo Zollinger

So erwarte ich nach dem Spiel einen geknickten, traurigen, eher wortkargen Verlierer zum Gespräch. Aber Sevdai Spahiu, der Stürmer, ist ein liebenswürdiger Gesprächspartner, erzählt gern, hört aufmerksam zu, ist überhaupt nicht traurig. Natürlich hat ihm das Spiel keine Freude bereitet. «Fünf fehlende Stammspieler, schon in der ersten Halbzeit wegen des Platzverweises einen Mann weniger, da wird die Chance auf einen Sieg für einen Unterklassigen klein. Dabei waren wir für die nächste Überraschung bereit. Der Trainer hat uns super vorbereitet.»

Kein Weg zu weit

Spahiu, 1,70 m gross und 62 kg schwer, ist der kleinste Spieler auf dem Platz, und er ist der schnellste. Kein Wunder, sagt er, Lionel Messi sei sein Vorbild. Sevdai gewinnt jedes Laufduell. Kein Weg ist ihm zu weit. In der 47. Minute liefert er sein Meisterstück. Bei einem Freistoss steht er am gegnerischen Strafraum. Der Ball wird abgefangen, Walenstadt kontert. Mit einem sehenswerten langen Sprint über das ganze Feld läuft Spahiu zurück und klärt im eigenen Strafraum.

Aufgabe eines Stürmers ist aber nicht das Verteidigen, sondern das Toreschiessen. Spahiu bemüht sich, setzt die Mitspieler ein und gibt in der Nachspielzeit der ersten Hälfte Kenan Ibra­himi die Vorlage zum 1:3. «Ich gebe lieber Vorlagen als ich Tore schiesse.» Das war nicht immer so. Sein Jugendfreund Thierry nahm ihn mit zum FC und da hat es ihm gefallen.

Er war ein Eigenbrötler

«Aber ich war ein Eigenbrötler, habe immer gedribbelt, den Ball gar nicht gern abgegeben.» Das hat sich deutlich geändert. Und dann sagt er noch:

Ich möchte eigentlich überall gern spielen, vorne und hinten, auch im Tor.

Dann muss er selber lachen. «Nein, im Tor besser nicht», mit einer Grösse von 1,70 Metern. Sein Weg führt ihn also nicht ins Tor, sondern in die Rheintal-Bodensee-Auswahl und nachher zurück nach Rheineck, zurück zu seinem Trainer und zurück zu einem Verein, von dem er sagt: «Wir sind viele junge Spieler, haben miteinander begonnen, haben Spass. Wir sind eine grosse Familie.»

Elia Marino, der auch heute sein Trainer ist, hat schon den jungen Spahiu trainiert. «Elia ist selbst diszipliniert und verlangt die Disziplin auch von seinen Spielern. Er ist streng. Manchmal war ich nur Ersatz, weil etwas nicht gestimmt hat. Aber ich bin ihm für diese Strenge dankbar. Ich habe später ein Jahr Pause gemacht. Als ich hörte, dass Elia das Eins übernimmt, wollte ich dabei sein. Zum Glück ist er jetzt mein Trainer.»

Traumberuf

Fussball bestimmt Sevdais Leben? Ist das Wichtigste? Sevdai, 24-jährig, belehrt mich eines Besseren. Als er von seinem Beruf erzählen darf, strahlt er noch mehr.

Wir sind eine grosse Familie. Die Eltern sind aus dem Kosovo hierhergezogen. Ich bin der Jüngste, lebe noch daheim, habe zwei Schwestern und zwei Brüder. Sie alle sind zielstrebig, arbeiten gern und erfolgreich, mein ältester Bruder als Gerüstbauer. Das wollte ich auch werden.

Mit 14 kennt er seinen Traumberuf. In jeder freien Minute ist er nicht auf dem Fussballplatz, sondern auf dem Areal der Firma Bläsi Gerüstbau AG in Rheineck, schaut zu, hilft mit. Mit 16 beginnt er die dreijährige Lehre und heute ist er in seinem Beruf glücklich. Er hat gerade jetzt einen kurzen Abstecher in eine andere Firma gemacht, kehrt aber auf den 1. Mai in «seine» Firma zurück. «Da bin ich an der richtigen Stelle.»

Zurück zum Spiel. Die ganze Familie, also die Eltern und die vier Geschwister, sind dabei. Und auch Nida, seine Freundin. Sie alle sehen, wie er in der 70. Minute vom Platz humpelt. Verletzt, beim Versuch, endlich einmal aufs Tor zu schiessen. Aber sie wissen: Morgen steht er wieder auf dem Gerüst.

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