Wenn der Frühling sich seinem Höhepunkt nähert und die Natur in voller Blüte steht, feiern Christen und Christinnen weltweit eines der ältesten und wichtigsten Feste des Kirchenjahres: Pfingsten. Doch während Weihnachten und Ostern in der Öffentlichkeit grosse Aufmerksamkeit erhalten, bleibt Pfingsten eher im Hintergrund.
Dabei markiert dieses Fest einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte des Christentums – den «Geburtstag der Kirche».
Pfingsten ist 49 Tage nach Ostern; es ist der 50 Ostertag. Der Name leitet sich vom altgriechischen Wort pentēkostē ab, was schlicht der Fünfzigste bedeutet. Inhaltlich erinnert das Fest an ein Ereignis, das im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte des Neuen Testaments beschrieben wird: Als die Jünger Jesu in Jerusalem im abgeschlossenen Raum versammelt waren, «kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus». In Form von Feuerzungen kam der Heilige Geist auf sie herab.
Die Feuerzungen waren ein kraftvolles Symbol göttlicher Gegenwart und Inspiration.
Diese Erfahrung veränderte alles. Die bis dahin verängstigten und zurückhaltenden Jünger wurden zu mutigen Verkündern der Botschaft Jesu. Sie öffneten die Tür, traten aus ihrem Versteck hervor und begannen in vielen Sprachen zu sprechen – ein Zeichen der Verständigung und der universellen Gültigkeit ihrer Botschaft.
So entstand an diesem Tag die Urform der christlichen Gemeinde: eine Gemeinschaft, getragen vom Glauben, von der Hoffnung und einem neuen Geist des Miteinanders. Der Heilige Geist – oft als Taube, Feuer oder Sturm dargestellt – bleibt schwer fassbar.
Der Geist tröstet und ermutigt Menschen
Anders als Gott oder Jesus Christus tritt er nicht in menschlicher Gestalt auf. Doch seine Wirkung ist es, die Glauben lebendig macht: Er inspiriert, tröstet, ermutigt und verbindet Menschen, über sich hinauszuwachsen, die eigenen Grenzen und die innere Begrenztheit zu überwinden.
In der christlichen Tradition wird der Heilige Geist als göttliche Kraft verstanden, die Menschen erfüllt, ihnen Orientierung gibt und sie zur Gemeinschaft befähigt.
Pfingsten in der Zeit von Spaltung und Misstrauen
Pfingsten erinnert uns daran, dass Glaube keine rein private Angelegenheit ist. Es geht um Gemeinschaft, um das Teilen von Hoffnung, um Verständigung über kulturelle und sprachliche Barrieren hinweg. Gerade in einer Zeit, in der Spaltung und Misstrauen, Verwirrung und Bosheit zunehmen, kann Pfingsten ein Gegenimpuls sein – ein Fest des Geistes, der verbindet.
Auch wenn Pfingsten heute vielen Leuten vor allem ein langes Wochenende bedeutet, bleibt seine Botschaft aktuell: Wo Menschen sich vom Geist des Friedens, der Verständigung und der Liebe bewegen lassen, wird Kirche im besten Sinne lebendig – damals wie heute.
Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes und der Gemeinschaft