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Eishockey / Unihockey vor 4 Stunden

Ostransky und der Ostrank: So lief der Rheintaler Hockey-Supersamstag

Über 1300 Zuschauerinnen und Zuschauer beim SCR, rund 800 bei den Gators: Der Hockey-Supersamstag hielt, was er versprach. Dass beide Rheintaler Mannschaften ihre Spiele verloren, trübte die positive Stimmung nicht.

Von Remo Zollinger
aktualisiert vor 2 Stunden

Es ist 23 Uhr, als sich im Gang der Turnhalle Simon Köppel und Fabian von Allmen begegnen. Es entwickelt sich ein interessantes Gespräch zwischen dem Sportchef der Unihockey Rheintal Gators und seinem Amtskollegen beim Eishockeyverein, dem SC Rheintal. Drei Dinge sind sofort spürbar: Die beiden verbindet viel Optimismus. Beide sind glücklich mit dem Abend. Doch beide ärgern sich auch über die erlittenen Niederlagen.

Bülachs Marco Hottinger war rund drei Stunden zuvor der Partycrasher. Er luchste einem Verteidiger der Gators den Ball ab und traf in der Verlängerung zum entscheidenden 2:1. Dabei waren die Rheintaler dem Sieg – und damit dem Einzug in den Playoff-Final – zuvor eher näher gestanden. Simon Köppel sagt:

Das müssen wir so hinnehmen und nochmals nach Bülach fahren. Wir wissen, dass wir sie besiegen können.

Im ersten Spiel der Halbfinalserie gewannen die Gators auswärts mit 7:5.

«Das war beste Werbung für den Rheintaler Sport»

Gut 2100 Sportfans pilgerten an diesem schönen Samstagabend in die beiden Hallen. Und überraschend wenige wechselten die Halle, als das SCR-Spiel begann. Das zeigt: Beide Vereine haben viel Publikum, beide Clubs verbinden das Rheintal. So sieht es auch Simon Köppel: «Das war beste Werbung für den Rheintaler Sport.» Fabian von Allmen pflichtet bei und fügt an:

So etwas wird es wohl nicht so schnell wieder geben.

Dass beide trotz Niederlage zufrieden sind, rührt daher, dass die Vereine ihr Saisonziel übertroffen haben. Die Gators wollten ein Jahr nach dem Abstiegskampf im Playout zurück in die Playoffs. Und der SCR wollte in dieser Saison einen Schritt vorwärts machen und den Playoff-Viertelfinal überstehen – mit der Finalteilnahme rechnete jedoch niemand. Das zeigt: Beide Vereine leisten starke Arbeit, beide Clubs haben Erfolg.

«Die Zuschauerkulisse hier ist ja unglaublich»

In der Eishalle ist der SCR gegen Wil nicht chancenlos, er kämpft, doch der Gegner ist schlicht besser. Wils 3:1 ist ein wunderbarer Handgelenkschuss von Filip Sluka. Die Frau neben mir jubelt – sie ist die Mutter des slowakischen Stürmers. Und sie ist voll des Lobes für den SCR: «Die Zuschauerkulisse hier ist ja unglaublich. In Wil haben wir weniger Fans.»

Zwei Stadien, zweimal «Full House»: Gators (oben) und SCR spielten vor sehr viel Publikum.
Zwei Stadien, zweimal «Full House»: Gators (oben) und SCR spielten vor sehr viel Publikum.
Bilder: Remo Zollinger

Die Zuschauerzahl von 1317 ist für die 1. Liga beeindruckend, der SCR hat viele treue Fans. Im Ostrank trifft sich der harte Kern, hier finden bei Bier und Käsefladen jeweils grosse Fachgespräche statt. Weniger Trubel ist indes in der Turnhalle, das Spiel ist vorbei. Martin Ostransky, Trainer der Gators, ärgert sich:

Es ist ganz bitter. Wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt.

Freude zeigte er aber über das Publikum. «Es war sehr emotional. In der Halle hatte es so viele Leute und so viel Lärm, wie es das nicht einmal in der NLA gibt.»

Einzig das rechte Knie schmerzt Tim Blaser nicht

Wie sehr das Publikum die Spieler motivieren kann, zeigt Tim Blaser. Der 19-Jährige gehört zur Topreihe der Gators und kämpft wie ein Löwe. Nicht nur einmal fliegt er spektakulär in die Bande. Die Frage, welcher Körperteil nicht schmerze, beantwortet er nach dem Spiel lachend mit: «Na ja, das rechte Knie ist ganz in Ordnung.» Er mag solch intensive, hart umkämpfte Spiele, in denen es auch körperlich so richtig zur Sache geht. Tim Blaser sagt:

Und vielleicht hat uns das grosse Publikum noch etwas mehr angestachelt. Es war für uns das erste Mal, dass wir vor so vielen Fans spielen durften, das bleibt sicher in Erinnerung.

An der Gators-Bar steppt der Bär: Die Unihockeyaner haben sich zu diesem besonderen Spiel etwas einfallen lassen, es gibt nicht nur eine Bar, sondern auch Gerstensuppe sowie Hotdogs. Das Angebot findet ebenso Anklang wie jenes des SC Rheintal. Es sieht schon speziell aus: Vor der Halle führen beide Vereine je einen Grill. An sich ist es ja für beide ein normales Heimspiel – es ist aber für beide ein grosses. Halbfinal und Final gleichzeitig, das ist ein Strassenfeger, da mag es gut zwei Grills leiden. «Mer hend nur no 90 Brodwörscht!», ist irgendwann laut zu hören, es braucht Nachschub.

Das Fieber hat sich auf die Bevölkerung übertragen

Zurück in den Ostrank. Nach der Schlusssirene leert sich die Halle rasch, doch die Clublegenden treffen sich dort an einem Hochtisch. Die Stimmung ist trotz der Niederlage sehr gut. Nicht fehlen darf natürlich Andy Plüss. Er verkörpert den Abend wie kaum ein anderer, ist er doch seit Langem beim SCR tätig, hatte aber auch schon Ämtli bei den Gators. «Es ist ein genialer Abend», freut er sich. Und ordnet ein:

Es ist spürbar, wie sich das Sportfieber auf die Bevölkerung übertragen hat. In beiden Vereinen sind die richtigen Leute am richtigen Ort, es macht einfach nur Freude. Und wir haben ja noch eine Chance auf einen Sieg.

Nicht im Ostrank anzutreffen ist Martin Ostransky. Er ist voll fokussiert: Während es für den SCR erst am Dienstag mit dem dritten Finalspiel weitergeht, spielen die Gators schon am Sonntag wieder. Dabei qualifizierten sie sich sensationell für den Playofffinal – «wir fahren nicht für nichts nochmals nach Bülach», hatte Tim Blaser versprochen.

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