Der FC Widnau hat einen Lauf. Nach der 0:4-Niederlage beim FC Gossau gewann die «Celli»-Elf vier Spiele in Folge, erzielte 15 Tore und musste nur vier einstecken. Der Lohn für diesen Effort ist die Tabellenführung, einen Punkt vor Seefeld Zürich und bereits vier Zähler vor Wil II.
Am letzten Sonntag siegten die Widnauer in Dübendorf mit 4:0. Auch beim Gegner, der am Sonntag auf der Aegeten seine Visitenkarte abgibt, läuft es: Uster ist seit der 0:1-Niederlage in Arbon nunmehr bereits fünf Spiele ohne Niederlage. In dieser Serie stehen auch drei Siege gegen Teams aus der ersten Tabellenhälfte. Auf dem St. Galler Gründenmoos bei Dardania kehrte der FCU einen 0:1-Rückstand in den letzten Spielminuten noch in einen 3:1-Sieg. Danach bezwang der sonntägliche Gegner auch den Spitzenclub Seefeld Zürich nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2. Auch dieses Spiel wurde mit drei Uster-Toren in den letzten Minuten entschieden. In Altstätten führte das Team von Cheftrainer Etienne Scholz nach 69 Minuten 3:0, musste zum Schluss aber noch um den 3:2-Sieg bangen. Am letzten Samstag gab es im Heimspiel ein 1:1 gegen Schlusslicht Bazenheid.
Gegründet als FC Fortuna Uster
Der FC Uster ist bereits über 115 Jahre alt. Gegründet wurde der Verein am 18. Juli 1909. Anfangs hiess er FC Fortuna Uster, 1913 wurde die Namensänderung beschlossen. 1944 schafften die Zürcher den Aufstieg in die 1. Liga, die oberste Amateurliga der Schweiz. Der FCU war damals ein sicherer Wert: Über 30 Jahre lang spielte er immer in der ersten oder in der zweiten Liga mit. Danach begannen sportlich schwierige Zeiten. 1972 erfolgte der Abstieg aus der 1. Liga. 1976, in der Saison, in der das Stadion Buchholz eingeweiht wurde, stieg Uster sogar in die 3. Liga ab. Dies erstaunte umso mehr, weil die Stadt am Greifensee schon damals über 22 000 Einwohner hatte. 1991/92 überwinterte Uster in der 3. Liga als Tabellenletzter, ein Abstieg in die 4. Liga war ein realistisches Szenario.
Dazu kam es nicht: Zur Jahrtausendwende war Uster wieder Zweitligist. Ein Jahr später bestand die gesamte erste Mannschaft aus Spielern, die bereits die Juniorenzeit beim FCU durchliefen. 2003/04 stieg Uster für ein Jahr in die 2. Liga interregional auf, danach wurde das Team innert zweier Saisons in die 3. Liga durchgereicht, wo der Club zwei Jahre blieb. 2008 glückte endlich wieder der ersehnte Aufstieg in die 2. Liga. Es folgten drei Meisterschaften mit Mittelfeldklassierungen, ehe im Juni 2012 der Interregio-Aufstieg glückte.
In der Saison 2013/14 begegneten sich Widnau und Uster erstmals in der Interregio. Auf der Aegeten siegte Widnau 5:2 (Dominik Nüesch mit drei Toren und je eines von Jonathan Vidallé und Bujar Thaqi) und in Uster gab es ein 3:3 (zweimal Andrea Lo Re, einmal Timo Faleschini). Ein Jahr später gewann Widnau beide Spiele: 2:1 zu Hause (zweimal Jasmin Abdoski) und 1:0 auswärts (Thaqi). 2015/16 verlor Widnau das Auswärtsspiel mit 0:1 und landete dafür zu Hause einen 5:0-Kantersieg. Kevin Bärlocher und Jasmin Abdoski trafen je zweimal, Florian Haltiner einmal. Dennoch reichte es für Widnau nicht, der Abstieg war Tatsache. Uster wurde Dritter, musste aber ein Jahr später den Rheintalern in die regionale zweite Liga folgen.
Im Juni 2018 feierten Spieler und Fans sowohl auf der Aegeten wie auch auf dem Buchholz: Beide Teams schafften erneut den Aufstieg in die Interregio. Während sich die Rheintaler in jener Saison auf Rang neun klassierten, musste Uster umgehend wieder den Lift nach unten nehmen. In den Direktbegegnungen gewann Widnau in Uster 3:2 durch Tore von Daniel Lüchinger und zweimal Daniel Lässer in der Nachspielzeit. Beim 3:0 zu Hause erzielten Lüchinger, Lässer und Noah Thönig die Tore.
Im Juni 2022 war auch Uster wieder interregional. 22/23 gab es in Uster ein 2:2, wo Ilija Ivic sowie Noah Thönig in der Nachspielzeit trafen. Auf der Aegeten reichte ein Eigentor eines Gäste-Spielers nicht. Widnau verlor 1:2. Dennoch vermochten sich die Widnauer in der Tabelle einen Platz vor den Zürchern zu platzieren. In einem Hitchcock-Finish hatten beide Teams am Schluss der Meisterschaft gleich viele Punkte. Weil Uster mit 160 allerdings einen Strafpunkt mehr aufwies, klassierten sich die Zürcher auf Platz fünf. Widnau wurde Vierter, qualifizierte sich damit für den Cup und schrieb gegen den FC St. Gallen Vereinsgeschichte.
Letzte Saison gewann Widnau beide Spiele: 2:0 auf der Aegeten (zweimal Ceyhun Tüccar) und 5:3 auf dem Buchholz. In jenem Spiel drehten die Widnauer einen 2:3-Pausenrückstand, Lucas Barboza Maciel glänzte als vierfacher Torschütze, das fünfte Tor steuerte Tobia Walt bei.
Kovacic abwesend, Egbon fällt lange aus
«Mit Uster kommt am Sonntag eine Mannschaft auf die Aegeten, die seit fünf Spielen ungeschlagen ist», sagte Co-Trainer Lüchinger. Der Widnauer Co-Trainer sagt, dass es sicher kein einfaches Spiel für den Tabellenführer werde:
Aber wenn wir so weiterspielen wie in den letzten vier Spielen, wird es schwer, gegen uns zu gewinnen. Dafür muss aber die Einstellung so stimmen wie in den letzten Spielen.
Wieder dabei ist Ilija Ivic, der seine Verletzung auskuriert hat. «Ivic wird ziemlich sicher den gesperrten Diego Liechti ersetzen», verrät Daniel Lüchinger. Einen gewichtigen Ausfall haben die Widnauer zu beklagen: Kevin Egbon hat sich beim Abschlusstraining letzte Woche eine schwere Verletzung am rechten Knie zugezogen und fällt für die gesamte Saison aus.
Am Sonntag wird es auch auf der Torhüterposition eine Änderung geben. Lüchinger: «Stammgoalie Kovacic ist im Ausland.» Als Ersatz stehen Manuel Tobler oder Magnus Sonderegger bereit. Sonderegger musste sich unter der Woche allerdings krankheitshalber vom Training abmelden.