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Hinterforst 12.02.2025

Mit Leidenschaft und Erfahrung: Simone Michlig ist bereit für das Präsidium von PluSport Schweiz

Simone Michlig, die Präsidentin von PluSport Rheintal, ist als neue Präsidentin von PluSport Schweiz nominiert. Ein Motto ihrer Eltern ist auch in ihrem Alltag bedeutsam: «Geht nicht, gibt’s nicht.»

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 17.02.2025

Ihre Eltern, das sind der bekannte ehemalige Waffenläufer Alex Thür und seine Frau Karin, die in Altstätten die «Gwundernase» betrieb und sich seit Jahrzehnten künstlerisch betätigt. Die positive Grundhaltung der beiden sowie ihr Anspruch, aus allem das Beste zu machen, haben auf die Tochter abgefärbt.

Vor Beginn der Lehre war eine strube Zeit

Simone Michligs Wunsch, im Gesundheitswesen tätig zu sein, erwachte früh. Weil die 37-Jährige schon immer gern organisierte, entschied sie sich für eine Lehre als medizinische Praxisangestellte. Doch eine Erkrankung des Arztes führte zur überraschenden Praxisschliessung, sodass unter Zeitdruck eine neue Lehrstelle zu finden war. Der eigene Vater erlitt in der gleichen Zeit einen Herzinfarkt und war in Gais zur Kur. So ergab es sich, dass Tochter Simone in der Klinik Gais eine kaufmännische Ausbildung in der Branche Spitäler/Kliniken/Heime (heute: Gesundheit) machen konnte, ehe sie am gleichen Ort als Leiterin der Patientenadministration und Lehrlingsverantwortliche tätig war.

Auf dem zweijährigen Weg zum eidgenössischen Fachausweis für Marketing und Kommunikation lernte sie ihren Mann René Michlig kennen, mit dem sie zwei Kinder hat – Alicia (vier Jahre) und Jason (drei). Im Psychiatrie-Zentrum in Heerbrugg, wo Simone Michlig schon seit 14 Jahren tätig ist, hat sie ihr Pensum auf 40 Prozent reduziert. Vor der Geburt des ersten Kindes hatte sie dem Leitungsteam angehört.

Sie hat auch eine gewisse politische Erfahrung

Als Mitglied der kantonalen Fachkommission «Schnittstelle Psychiatrie und Behinderung» setzt sich Simone Michlig seit über zehn Jahren für die Behandlung und Betreuung von Menschen mit einer Behinderung und psychischen Erkrankung ein. Dieses Wirken ist mit einer gewissen politischen Erfahrung verbunden und hat zur Nomination der Hinterforsterin als Präsidentin von PluSport Schweiz beigetragen. Seit Anfang 2024 gehört Simone Michlig dem Vorstand des von ihr mitgegründeten Verein «Blinde und Sehbehinderte Rheintal» an, und seit einem Jahrzehnt ist sie für ihre Branche Prüfungsexpertin bei den kaufmännischen Lehrabschlussprüfungen.

Zahlreiche Aus- und Weiterbildungen absolviert

Nebenberuflich ist Simone Michlig schon lange stark engagiert. Bis 2020 präsidierte sie während fünf Jahren das Altstätter Städtlilauf-OK, bei PluSport Rheintal wirkt sie seit 2017 als Vorsitzende. Karlheinz Pracher, der bei der Psychiatrie St.Gallen als Direktor der Zentren Süd tätig ist, hatte seine Assistentin auf die Vakanz bei PluSport hingewiesen, und Simone Michlig fand sogleich, es handle sich um eine coole Sache. Der PluSport-Job vereine alles, was sie gern mache und bei dem sie ihre Stärken nutzen könne. Hilfreich ist vor allem ihr Talent, sich parallel mit vielen Themen zu beschäftigen, wobei sie dank ihrer strukturierten und organisierten Arbeitsweise den Überblick wahrt. Eine ganze Reihe von Aus- und Weiterbildungen wie Führungslehrgängen haben sie zur Generalistin mit einem Master in Coaching und Beratung sowie einem fortgeschrittenen Wissen im Personalmanagement werden lassen.

Als Läuferin an grossen Wettkämpfen gewesen

Simone Michligs Freude am Sport erwachte beim STV Oberriet-Eichenwies, wo Martin Steger die Jugendlichen trainierte. Wie ihr Bruder Daniel, der im 5000-Meter-Lauf  Schweizer Junior-Meister wurde, nahm Simone Michlig von 2003 bis 2020 an mehreren Schweizer Meisterschaften teil. In der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts war sie Kadermitglied im Liechtensteiner Leichtathletikverband, und in den Jahren 2015 und 2016 hatte sie ihre grössten sportlichen Erlebnisse: An den olympischen Kleinstaatenspielen in Island erreichte sie im 1500-Meter-Lauf den siebten Rang, im Jahr darauf beteiligte sie sich in Malta an den Leichtathletik-Europameisterschaften der Kleinstaaten.

Ein Problem mit der Achillessehne setzte den Ambitionen ein jähes Ende. Erst seit letztem Frühjahr läuft Simone Michlig wieder, erst noch mit Erfolg: Die Lustenauer Crosslaufserie brachte ihr einen zweiten Rang sowie zwei dritte Plätze ein. Für ihr jahrelanges Engagement zugunsten des Sports war die immer wieder auch als Speakerin tätige Simone Michlig für den «Rheintaler» Sport-Ehrenpreis 2024 nominiert.

PluSport Rheintal kaum mehr wiederzuerkennen

Als Simone Michlig Präsidentin von PluSport Rheintal wurde, betrug die Mitgliederzahl sechzig, heute sind es hundert mehr. Statt der zwei Sportarten Turnen und Schwimmen mit einem sechsköpfigen Leitungsteam, umfasst das Angebot heute eine Auswahl, die Zahl der Leitenden beträgt jetzt vierzig. Simone Michlig leistete immense Auf- und Ausbauarbeit und gestaltete mit Unterstützung ihres Mannes, der eine Werbeagentur betreibt, eine moderne Webseite. Der Überalterung des Vereins wirkte sie mit der Gründung des Kinderturnens entgegen, das bereits nach kurzer Zeit zwei Dutzend Teilnehmende verzeichnete. Ein grosser Schritt war vor drei Jahren die Kooperation von PluSport Rheintal mit dem FC Widnau und die Gründung einer gemeinsamen Fussballmannschaft. Im vorletzten Jahr fand erstmals ein Fussballturnier für Menschen mit einer Beeinträchtigung statt.

Mit seinem inklusiven Angebot spielt der Verein PluSport Rheintal zusammen mit wenigen anderen landesweit eine Vorreiterrolle. Das führte dazu, dass Simone Michlig und FC-Widnau-Präsident Kuno Jocham letztes Jahr an der Entwicklungskonferenz von PluSport Schweiz an einer Podiumsdiskussion teilnehmen konnten. In der Zusammenarbeit auch mit anderen Sportvereinen und Sportveranstaltern hat Simone Michlig die Verantwortlichen als sehr unkompliziert und offen für neue Ideen erlebt. Mit Freude und nicht ohne Stolz bemerkt die Präsidentin:

Wohl als einziger PluSport-Verein in der Schweiz finden wir stets mühelos neue Leiterinnen und Leiter.

Das neuste Angebot des Vereins ist ein jeden Montag stattfindendes Karatetraining.

Strategische Ideen darlegen dürfen

Die Teilnahme an der Podiumsdiskussion hat die Hinterforsterin innerhalb des Dachverbandes ins Blickfeld gerückt. Als ein Brief von Plusport Schweiz die Neubesetzung des Präsidiums zum Thema hatte, nahm Simone Michlig die Suche nach einer geeigneten Persönlichkeit zur Kenntnis, ohne weiter darüber nachzudenken. Bald darauf, an der Delegiertenversammlung, wurde sie gefragt, ob sie am Amt interessiert sei. Sie sagt: «Es war für mich ein Traum.» Aber an seine Erfüllung zu glauben, wäre ihr zunächst nicht eingefallen. Erst nach und nach merkte sie: Die Frage war tatsächlich ernst gemeint.

Einem ersten Gespräch folgten die Bewerbung, ein erstes und zweites Bewerbungsgespräch und schliesslich die Einladung zur Präsentationsrunde. Simone Michlig war jetzt noch eine von drei Bewerberinnen und Bewerbern, die ihre strategischen Vorstellungen samt Priorisierung darlegen durften. Simone Michligs 20-minütige Präsentation und die ebenso lange Fragerunde überzeugten das neunköpfige Auswahlgremium: Zuhanden der Generalversammlung am 24. Mai in Biel ist die Rheintalerin als einzige fürs PluSport-Präsidium nominiert und somit als Vorsitzende eines Vereins mit 10’000 Mitgliedern. Lächelnd nennt sie ihre Schwäche:

Ich kann nicht Französisch

Doch sie ist bereits dabei, sich in die Sprache zu vertiefen. Eine andere Landessprache, Italienisch, spricht sie schon.

Abschied von PluSportRheintal «tut weh»

Den Verein PluSport Rheintal zu verlassen, schmerze sie, sagt Simone Michlig, denn sie sei ihm sehr verbunden. Doch den Behindertensport auf nationaler Ebene weiterzuentwickeln, sei eine Riesenchance, und letztlich komme alles, was den Dachverband weiterbringe, auch PluSport Rheintal zugute. Für die Hinterforsterin ist der bevorstehende Wechsel an die Spitze des Dachverbandes auch deshalb gross: An die Stelle ihres bisher vor allem operativen Wirkens tritt eine strategische Tätigkeit.

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