Fussball 12.11.2024

Marcio Alders langer Weg zum Stammspieler beim FC Altstätten

Der FC Altstätten verliert das letzte Heimspiel dieses Jahres gegen KF Dardania St. Gallen. Stürmer Marcio Alder erlebt den späten Umschwung von der 2:1-Führung zur 2:3-Niederlage auf der Bank.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 12.11.2024

«So ein Spiel darfst du nie verlieren.» FCA-Trainer Adi Brunner denkt nach dem Schlusspfiff über die 90 Minuten nach und kommt dann zu diesem Schluss. Und wirklich: Altstätten macht einen stabilen Eindruck, gefällt mit gepflegtem Spiel über die Seiten und erzielt – das Spiel steht nach zehn Minuten schon 1:1 – vor der Pause das Tor zur verdienten 2:1-Führung. Gelegenheiten zum vorentscheidenden dritten Tor folgen zu Beginn der zweiten Halbzeit, verstreichen aber ungenutzt.

«Wir waren das bessere Team», erklärt der Trainer, das kann man durchaus unterschreiben. Es stimmt in der Schlussphase aber nicht mehr.

Individuelle Fehler haben den Umschwung herbeigeführt.

Der Ausgleich zum 2:2 in der 82. Minute kommt überraschend, ist nicht herausgespielt, sondern das Resultat einer wenig resoluten Einstellung im eigenen Strafraum. «Dieses Tor hat das Spiel verändert. Es war der Anfang der Niederlage.»

Auf der Bank

Während des Spielunterbruchs in der 66. Minute stützt der Altstätter Stürmer Marcio Alder die Hände auf den Boden und dehnt die Muskulatur in Ober- und Unterschenkel. Ein paar Minuten später wird er auf eigenen Wunsch ausgewechselt:

Es hat mich gezwickt, ich wollte nichts riskieren.

So sitzt der Stürmer dann wieder auf der Bank für Ein- und Auswechselspieler, die er so gut kennt, muss zuschauen, wie das Spiel kippt und sagt dann irgendwie verwundert: «Bis zum Ausgleich hat nichts darauf hingedeutet.»

Ein- oder ausgewechselt

Marcio Alder, auf diese Saison hin von Winkeln zum FC Altstätten gekommen, wird mit einer Ausnahme (Mittwochabendspiel, Niederlage gegen Arbon) bei jedem Spiel eingesetzt. Also Stammspieler? Die Einsatzzeiten rufen nach dem Fragezeichen. Marcio hat kein einziges Spiel von A bis Z durchgespielt. Klar, zweimal, gegen Balzers und Wil II, waren es taktische Wechsel in der 90. Minute. Da hat er praktisch durchgespielt, taucht aber dennoch in der Rubrik «Auswechslungen» auf. Sonst wurde er jeweils entweder ein- oder ausgewechselt.

Ein Vorbereiter

«Kein Spieler geht gern vorzeitig vom Platz», sagt Marcio. Er will spielen. So wie er es im Dardania-Spiel zeigt. In der ersten Hälfte dribbelt er sich als rechter Flügel immer wieder an seinem Gegenspieler vorbei, besonders wirkungsvoll in der 38. Minute, als er mit der anschliessenden Flanke Mehmet Sefa Gaye erreicht, der zur 2:1-Führung trifft. Marcio ist schnell, sicher am Ball und spielt gut zu. Für die zweite Halbzeit wechselt er auf den linken Flügel, setzt seine Dribblings spärlicher ein und zeigt, dass er auch mit dem schwächeren Fuss flanken kann.

Er sei ein aufgestellter, interessierter junger Mann mit vielen Fragen, der sich im Team sehr gut integriert habe, sagt sein Trainer und sagt dann:

Er hat sehr gute Anlagen. Er muss seine Schnelligkeit noch besser ausnützen. Er ist auf Kurs.

Auf Kurs zum Stammspieler.

Marcio Alder, 20, wohnt in Goldach und hat dort mit Fussball begonnen. Für das «Eins» von Rorschach-Goldach, damals in der 2. Liga inter, war er vor fünf Jahren noch nicht reif und ging deshalb zu Winkeln in die 2. Liga. Nun darf er sich das Fazit erlauben: «In der 2. Liga inter sind Tempo und individuelle Qualität bedeutend höher. Da kann ich nur profitieren.»

Pendler in zwei Richtungen

Marcio Alder besucht die Schule in Goldach, macht an der Kanti St. Gallen die Matura und leistet im Zwischenjahr Zivildienst, und zwar im Notkerschulhaus in St. Gallen als Klassenassistenz. Nun studiert er im ersten Semester in Zürich Jura, lebt aber noch daheim in Goldach und ist darum jeden Tag im Zug nach Zürich und zurück. Am Abend geht es in die andere Richtung, ins Rheintal, und nicht mehr mit dem Zug, sondern mit dem Auto der Eltern.

Womit wir beim Ursprung von Marcios Sportkarriere sind. Mutter Tanja spielte früher bei St. Otmar Handball in der obersten Liga und sogar in der Champions League, Vater Heinz ist heute noch Fussballtrainer. Früher hat er mit Rorschach in der 1. Liga gespielt. Er hat jahrelang im Kanton St. Gallen das Schüler-Fussballturnier, den ehemaligen CS-Cup, organisiert und heute noch trainiert er junge Talente in der Rheintal/Bodensee-­Auswahl. Marcio unterstützt ihn dort gelegentlich. Weil er gut geschult ist, kann er die Übungen perfekt vorzeigen.


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