Region 09.11.2022

Kosten für das Rhesi-Hochwasserschutzprojekt sind seit 2017 um einen Drittel gestiegen

Am Dienstag informierte die Projektleitung des Hochwasserschutzprojekts Rhesi über den Planungsstand. Rund 200 Anwesende konnten an vier Posten Teilabschnitte des Projekts genauer studieren.

«Ein Hochwasserschutzprojekt ausarbeiten ist kein Sprint, sondern ein Marathon – oder eigentlich kann man schon von einem Ultramarathon sprechen», begrüsste Walter Sandholzer, Mitglied der Gemeinsamen Rheinkommission der Schweiz und Österreichs, die über 200 Anwesenden aus den Sparten Politik, Wirtschaft und Verwaltung im Widebaumsaal im Hotel Metropol in Widnau. Erstmals seit zwei Jahren informierten die Verantwortlichen in einem vierten Werkstattbericht wieder über den Planungsstand des Rhein-Hochwasserschutzprojekts Rhesi. Bald soll das Projekt zur Genehmigung vorgelegt werden.

Bis tatsächlich Bagger im Rheinvorland auffahren, wird aber noch viel Wasser den Rhein hinunter fliessen. Unter anderem gilt es noch, den vierten Staatsvertrag zwischen Österreich und der Schweiz zu ratifizieren, dann werden die Projektunterlagen geprüft, allfällige Änderungen eingearbeitet und Versuche zur Erdbebensicherheit an den Dämmen durchgeführt, bis das eigentliche Bewilligungsverfahren überhaupt beginnt

Baubeginn ist bei gutem Verlauf der weiteren Schritte Ende dieses Jahrzehnts

erklärte Markus Mähr, Gesamtprojektleiter Rhesi. Am Hochwasserschutzprojekt, das die Regierungen der beiden Länder 2009 in Auftrag gaben, wird dann nochmals 20 Jahre gebaut. Gestartet wird am Bodensee; dann arbeitet man sich flussaufwärts bis zur Illmündung – rund 26 Kilometer.

Auf extreme Hochwasser ausgelegt

Extreme Hochwasserereignisse und die Sicherung der Trinkwasserversorgung waren zwei Themen, mit welchen sich die Verantwortlichen in den letzten zwei Jahren intensiv beschäftigten. Zurzeit können pro Sekunde 3100 m³ Wasser abfliessen. Ausgebaut werden soll auf eine Kapazität von 4300 m³, was einem statistisch alle 300 Jahre auftretenden Ereignis entspricht. Bei einem 500-Jahr- oder gar Jahrtausend-Hochwasser wird mit über 5000 m³ Wasser gerechnet – dann bestünde die Gefahr, dass die Dämme brechen, das Rheintal grossflächig überschwemmt wird und manche Orte bis zu fünf Meter unter Wasser stehen. Deswegen wurden nun vier Entlastungsstellen eingeplant. In Oberriet, Kriessern, Widnau und eine Umleitung in den Alten Rhein. Durch Kies und kippbare Elemente könnten mit diesen Dammkerben die Spitzen gebrochen werden. «Durch den koordinierten Abfluss in unbebaute Gegenden würde der Schaden minimiert», erklärte der stellvertretende Projektleiter Markus Schatzmann.

Neue Leitungen für Trinkwasserversorgung

Der frühere SRF-Bundeshauskorrespondent Hanspeter Trütsch, der als Moderator durch den Abend führte, stellte Christa Köppel als Präsidentin des Wasserwerks Mittelrheintal und Koordinatorin aller vier regionalen Wasserversorger im Rheintal vor.

Der frühere SRF-Bundeshauskorrespondent Hanspeter Trütsch führte durch den Abend.
Der frühere SRF-Bundeshauskorrespondent Hanspeter Trütsch führte durch den Abend.
rew

Denn eine grosse Herausforderung stellt die Trinkwasserversorgung während der Bauarbeiten dar, da Grundwasserfassungen ausser Betrieb genommen werden müssen. Christa Köppel sagte: «Wir stehen vor einer Herkulesaufgabe, vor allem was den Zeitplan betrifft: Wir müssen bis Baubeginn die Brunnen im Rheinvorland neu anordnen und zusätzliche Versorgungsleitungen zwischen Oberriet und Widnau bauen.» Der neu geplante Brunnen in Oberriet im Gebiet Loseren soll zeitweise das Mittelrheintal beliefern.

 

Es wird mit Kosten bis 1,4 Milliarden gerechnet

Im Jahre 2017 wurde noch mit Projektkosten von rund einer Milliarde Franken gerechnet, die sich die beiden Länder teilen. Mit der Preisbasis von Ende des letzten Jahres ist man inzwischen bei 1,3 bis 1,4 Milliarden Franken angelangt – ohne Mehrwertsteuern und künftige Teuerung. Rund 50 Prozent der Mehrkosten sind auf zusätzliche bauliche Massnahmen zurückzuführen. 20 Prozent macht die Teuerung zwischen 2017 und 2021 aus, und 30 Prozent, rund 90 Millionen Franken, entfallen auf Massnahmen zur Stabilisierung der Dämme im Erdbebenfall: Man stellte fest, dass diese auf den wassergesättigten Böden abrutschen könnten.

Bereits dieses Jahr werden die Modellversuche in Dornbirn abgeschlossen. Am 7., 8., 13. und 15. Dezember können jeweils um 18 Uhr die letzten Hochwassersimulationen miterlebt werden (siehe www.rhesi.org). Trotz zwischenzeitlicher coronabedingter Schliessungen besuchten bereits über 15000 Leute die Modellversuchshalle. Das Interesse am lange dauernden Grossprojekt ist also nach wie vor auf beiden Seiten des Rheins gross.