05.09.2022

Kirchenfusion: Das untere Rheintal lernt vom unteren Toggenburg

Die Reformierten von Rheineck und St. Margrethen stimmen über eine Fusion ab. Die neue Kirchgemeinde würde sich Unteres Rheintal nennen.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 02.11.2022
Wollen sich zwei Kirchgemeinden zusammenschliessen, müssen eine Menge Aspekte berücksichtigt werden. Sie sind sowohl sachlicher als auch emotionaler Natur. Dessen ist sich die kirchliche Projektgruppe, die aus Rheinecker und St.Margrether Gemeindemitgliedern besteht, bewusst. Vor etwa einem Jahr setzte sie den ersten Schritt auf den Weg, der – falls von beiden Seiten gewünscht – im Jahr 2024 in einer zusammengeschlossenen Kirchgemeinde mündet. Sie soll Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Unteres Rheintal heissen.Mehrfach hatte die Bürgerschaft Gelegenheit, am Zusammenschlussprozess mitzuwirken. In Werkstätten formulierten sie Fragen, Wünsche und Befürchtungen. Nun liegt ein Entwurf des Fusionsvertrages zwischen den Reformierten von Rheineck und St. Margrethen vor. Er ist bis 22. September in der Vernehmlassung.An einen weiteren Informationsanlass, am Freitag in der evangelischen Kirche in St. Margrethen, kamen etwa drei Dutzend Gläubige, um weiter am Prozess mitzuwirken. Das Interesse lag mit zwei Dritteln zu einem Drittel mehrheitlich bei der gastgebenden Gemeinde.Hürden und Erkenntnisse Bevor man Gelegenheit bekam, den Vertrag zu diskutieren, befasste man sich mit einer im Jahr 2017 vollzogenen Fusion. Enzo Fuschini hatte einen ähnlichen Prozess wie im unteren Rheintal als Kirchenpräsident im Toggenburg mitgestaltet. Er berichtete über Hürden und Erkenntnisse. Seine Heimatgemeinde Ganterschwil hatte ei­nen gewissen Druck von der Kantonalkirche verspürt, sich als finanzschwache Gemeinde eine Partnerin zu suchen. Bütschwil war bereit, über einen Zusammenschluss zu verhandeln, Lütisburg nicht. So gab es 2014 zunächst eine Zweierfusion, 2017 schloss sich die dritte Gemeinde der Reformierten Kirchgemeinde Unteres Toggenburg an. Enzo Fuschini war bis Ende Juni ihr Präsident. Im Rückblick bedauert er, dass für den Prozess zwei Schritte nötig waren. «Die Ressourcen hatten zu zweit noch immer nicht gereicht», sagte er. Weiter habe sich ergeben, dass von den drei Kirchengebäuden mindestens eines zu viel geworden war. Aktuell versucht man, die Nutzung auszuweiten, sodass neben Gottesdiensten auch andere Veranstaltungen durchgeführt werden können. Sein Fazit: «Die Chancen werden grösser. Es ist aber wichtig, dass möglichst alle vom Schritt überzeugt sind und grosse Zweifel ausgeräumt werden.»Mit ähnlichen Fragen befassen sich auch die Unterrheintaler Kirchgemeinden. Es wird diskutiert und versucht, sich zu finden, respektive jedes Votum einzubeziehen.Hinweis: Die Vernehmlassung zur Botschaft zum Fusionsvertrag dauert bis 22. September. Fragen und Stellungnahmen sind bis dahin schriftlich an eines der Sekretariate beider Kirchgemeinden zu richten. Über den Zu­sammenschluss stimmen beide Kirchgemeinden am Sonntag, 13. November, an einer ausserordentlichen Versammlung ab.