Die Geschichte einer Kapelle und die Geheimnisse von Heiligenbildern können ganz schön spannend sein. Das zeigte sich am Samstag in Altstätten, als Meinrad Gschwend zu einer Zeitreise einlud und dem Publikum eine fast unbekannte Person vorstellte, die vor rund 1200 Jahren im Rheintal gelebt hat.
Eusebius von Viktorsberg führte ein Leben, wie es nur wenige gab. Er war Einsiedler, vom Volk hochverehrt, wurde geköpft und trug angeblich sein abgeschlagenes Haupt kilometerweit. Im Verlauf der Jahrhunderte wurde die Erinnerung an ihn wachgehalten. Als er 1730, über 800 Jahre nach seinem Tod, heiliggesprochen wurde, entwickelte sich ein eigentlicher Kult um diesen Märtyrer. Zahlreiche Bilder zeugen davon. Diese Darstellungen bergen eine Reihe von Geheimnissen. Meinrad Gschwend beleuchtete die wechselvolle Geschichte der Kapelle, die 1648 erbaut wurde. Gschwend sagt:
Diese Kapelle ist einzigartig – und vor allem wissen wir im Vergleich zu anderen Bauten aus dieser Zeit sehr viel.
In einer Zeitreise führte er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Ende des Dreissigjährigen Krieges bis ins Jahr 1998. In diesem Jahr wurde die Kapelle, die jahrzehntelang geschlossen war, fachgerecht restauriert und wieder geöffnet.
Im zweiten Vortrag ging es um die Kunstwerke, die von Eusebius erzählen. Nicht die Bilder in der Frauenhof-Kapelle, sondern weitere Werke aus Vorarlberg und aus dem Gebiet der ehemaligen Abtei St. Gallen wurden erläutert. Dabei wies Gschwend auf Details und Besonderheiten hin, die auf den ersten Blick kaum erkennbar sind:
Je genauer man hinschaut, desto mehr erfährt man.
Sozusagen hinter den Darstellungen verbergen sich nämlich Botschaften – nicht nur über die dargestellten Personen, sondern auch über die Not und Erwartungen der entsprechenden Zeit. Es war eine spannende Reise durch die Jahrhunderte, lebendig vorgetragen von Kantonsrat Meinrad Gschwend, der sich seit Jahren mit der regionalen Geschichte auseinandersetzt und als Stiftungsrat seit 25 Jahren zum Erhalt der Kapelle beiträgt.