Die höchstgelegene Rundstrecke der Welt erstreckt sich auf 1478 Metern über Meer für 2,45 Kilometer entlang des Heidsees. Ein Highlight in diesem Jahr war das Rennplakat, auf dem ein Brabham BT 16 Formel 3 aus dem Jahr 1965 abgebildet war. Der antike Rennwagen gehört Josef Wüst aus Diepoldsau, der auf der Lenzerheide damit an den Start ging. Weiter dabei waren der Auer Fritz Sturzenegger im FEE Formel Super V; im Ralt Formel 3 RT32 war Walter Tanner aus Heerbrugg unterwegs, der Balgacher Pino Zünd lenkte seinen Ginetta CTC Coupé.
Brabham war in den 1960er-Jahren der beste gut leistbare Monoposto-Formelwagen. Der Australier Jack Brabham wurde 1959, 1960 und 1966 Formel-1-Weltmeister – 1966 als erster überhaupt in einem selber konstruierten Wagen. Ein Urgestein im Schweizer Motorsport ist derweil Josef Wüst, dessen Sohn Reto und Enkel Nico ebenfalls Autorennen bestreiten. Gian, Nicos Bruder, hat letzte Woche die LAP als Automechaniker bestanden und will ebenfalls in Josef Wüsts Fussstapfen treten. Drei Generationen, die sich dem Motorsport verschreiben, sind in der Schweiz und in Europa einzigartig.
Ein Sieg, von dem man sich heute noch erzählt
Josef Wüst ist auf dem Montlinger Schwamm aufgewachsen. 1969 kaufte seine Mutter, die legendäre «Schwamm-Marie», dann das Restaurant Löwen in Diepoldsau. Ihr Sohn sah, wie viel seine Mutter arbeiten musste – und wollte nie in der Gastronomie arbeiten. Ihn faszinierten Autos und Traktoren, und er lernte Automechaniker. 1977 eröffnete er in Diepoldsau die Löwen-Garage.
In einem Simca Rally III begann Wüst, Autorennen zu fahren. Sofort gehörte er zu den Schnellsten. Das zeigte sich im Bregenzerwald, wo es in den 70er- und 80er-Jahren beliebte Eisrennen gab. Am Start standen dabei grosse Namen wie Rally-Weltmeister Walter Röhri, der frühere Formel-1-Rennleiter Norbert Haug von Mercedes oder die Legenden Herbert Stenger und Walter Pedrazza. Einmal fuhr Josef Wüst in der letzten Kurve zu hoch über die Schneemauer und legte das Auto auf das Dach. Er schlitterte auf der Eisbahn weiter und erreichte das Ziel als Erster. Noch heute fragen sich die Vorarlberger Motorsport-Enthusiasten, wie der Schweizer hiess, der auf dem Dach gewonnen hat.
Gründungsmitglied des Clubs Team Eichmann
Josef Wüst war auch bei der Gründung des Rheintaler Motorsport-Clubs Team Eichmann dabei. Er gründete diesen mit Heinz Eichmann, Jürg Kellenberger, Oswald Tobler und Ralf Cassani in einem Restaurant in Rheineck.

Danach fuhr Wüst im VW Golf Gruppe A an der Schweizer Meisterschaft. In Hockenheim fuhr er den Pepsi-Cola March Formel 2 von Walter Pedrazza. Weil Josef Wüst eine junge Familie und in der Garage viel Arbeit hatte, konnte er allerdings nicht alle Rennen bestreiten.
Aufsehen erregte er im Eggenberger BMW 320, ehe der unvergessene Klassensieg am Slalom auf dem Flughafen Altenrhein folgte. Ein Zürcher Fabrikant kaufte sich damals einen BMW 320 im Formel-1-Design des Austro-Kanadiers Walter Wolf. Dieser war ausgestattet mit einem Karl Manzl BMW Formel-2-Motor. Der Fabrikant meinte, das Auto sei unfahrbar, doch der Feldkircher Manzl liess Josef Wüst damit in Altenrhein fahren. Seine Klasse gewann Wüst überlegen, den Tagessieg verpasste er knapp. «Damals war der Kurs länger, auf der langen Geraden erreichte ich über 200 km/h», sagt der Diepoldsauer.
Nun startete Wüst auch am grossen Motor Classics auf der Lenzerheide – wo weitere Rheintaler auftraten. So zeigte das Fliegerteam PC-7 Subito aus Altenrhein am Samstag und am Sonntag seine Flugkünste hoch über dem Heidsee. Im nächsten Jahr feiert die Lenzerheide dann 75 Jahre Motorsport-Tradition. Das erste Bergrennen Tiefencastel-Lenzerheide fand 1951 statt. Das LMC feiert nächstes Jahr sein 15-Jähriges mit der 13. Veranstaltung.
Josef Wüst fuhr auf der Lenzerheide in seinem Brabham vor