02.08.2022

In der Pfadi fanden sie einander

Martina und Philipp Gubler sind von der Pfadi so begeistert, dass sie sechs Wochen nach der Geburt des zweiten Sohns mit beiden Kindern ins Bundeslager reisten. Das Paar lernte sich in der Pfadi kennen.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 10.03.2023

Martina (34, Pfadiname: Perrin) und Philipp Gubler (40, Pfadiname: Chegel) lernten sich im Jahr 2006 in einem von Chegel geleiteten Lagerleiterkurs kennen.Doch «so richtig kennengelernt» haben sich die beiden 2008, im letzten Bundeslager.Einst als Bienli, als Wölfli begonnenMartina Gubler, geborene Küng, hatte nach der klassischen Pfadikarriere, die sie als Bienli begann, diverse Funktionen inne. Bei der Altstätter Pfadi St. Michael war sie Leiterin, beim Kantonalverband St. Gallen Appenzell für die Ausbildung verantwortlich. Es folgten die Betreuung von Leiterkursen und der Einsatz als J+S-Coach bei Ausbildungskursen für Pfadileiter.Philipp Gubler brachte es bei der Pfadi Oberuzwil vom Wölfli zum Abteilungsleiter, wirkte nachher lange als Kassier und Leiter diverser Ausbildungskurse. Wie die Gattin arbeitete Philipp Gubler in früheren Grosslagern mit.Seit 2018 ist die vierköpfige Familie in Widnau zu Hause. Sohn Paul ist zweijährig, Felix kam am 6. Juni zur Welt.In der Pfadi viel Neues kennengelerntIn einer grossen «Tages-Anzeiger»-Reportage vom 21. Juli, in der Gublers zu Wort kommen, wird ihre Erinnerung an frühere Bundeslager als «zu wach, zu gut, zu intensiv» beschrieben, als dass sie das diesjährige Bundeslager hätten verpassen wollen. Vom 16. Juli bis 4. August sind sie im Lager, das sie als OK-Mitglieder sogar mitgestaltet haben.Martina Gubler ist «immer wieder beeindruckt, dass Pfadis sich mit Herzblut in Bereichen engagieren, die mit ihren beruflichen Kenntnissen wenig bis gar nichts zu tun haben». So habe auch sie selbst, eine Oberstufenlehrerin, in diversen Bereichen helfen dürfen, die ihr völlig neu gewesen seien. Sie nennt die Organisation von Transporten, das Lenken des Kleinbusses, den Verkauf am Kiosk oder die Mitwirkung bei der Helfendenverpflegung. Philipp Gubler, heute als Betriebswirt Mitarbeiter einer Bank, erlebte seine Lagerpremiere in einem Bundeslager und erinnert sich, dass er – frisch von den Wölfli gekommen – Heimweh hatte.Doch auch die vielen schönen Eindrücke sind ihm «so präsent, als wäre es gestern gewesen». Im Bula von 2008 war er als Büropfadfinder für die Finanzen in einem Unterlager verantwortlich.«Sehr beeindruckt», wie alles gemeistert wirdDass im aktuellen Bundeslager alles an einem Ort ist, hat Weitläufigkeit zur Folge und stellt hohe Anforderungen beispielsweise an die Logistik. Insgesamt ist Philipp Gubler «sehr beeindruckt», wie alles gemeistert wird.Martina Gubler ist ebenfalls angetan von den Dimensionen, vom gemeinsamen Anpacken, dem Suchen und Finden von Lösungen für allerlei Probleme.  Die Begeisterung von Söhnchen Paul gilt dem Fahrzeugpark, den vielen Kindern und Maskottchen, die immer wieder auf dem Lagergelände anzutreffen sind.«Abdruck» vieler kleiner Pfadilager «wäre grösser»Was antworten die Widnauer jemandem, der die Grösse des Bundeslagers übertrieben findet?Martina Gubler sagt: «Wir sehen die Grösse gerade auch als Chance, noch mehr Pfadis aus der Schweiz zu verbinden.» Natürlich könne man die Grösse und entsprechenden logistischen Herausforderungen kritisieren – nur: Statt Hunderten von Pfadilagern in der Schweiz in diesem Sommer finde so nur ein einziges statt.Auch wenn man in Goms zwangsläufig Spuren hinterlasse, würden diese so klein wie möglich gehalten. Dank des eigenen Nachhaltigkeitsteams «ist der hinterlassene Abdruck wohl bedeutend kleiner als es die Summe vieler kleinerer Abdrücke von normalen Pfadilagern wäre».Die Eltern wussten nicht allesWas fasziniert Martina und Philipp Gubler an der Pfadi? Diese Frage beantworten sie aus drei Perspektiven – aus Kinder-, Jugendlichen- und Erwachsenensicht.Als Kinder genossen es die beiden, sich mit Freunden regelmässig im Wald zu treffen und gemeinsam etwas zu unternehmen, die Natur zu erleben und auch mal die Komfortzone zu verlassen, «auch die der Eltern, die haben zum Glück nicht von allem gewusst, was wir gemacht haben».Als Jugendliche hatten Martina und Philipp Gubler Freude daran, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig zusammen mit Gleichaltrigen Anlässe vorzubereiten. Zum Beispiel organisierten sie im Alter von 16 Jahren ganze Zeltlager mit 50 Kindern – «ganz nach dem Pfadi-Motto: von Jungen für Junge». Als Erwachsene schätzen Gublers, dass die Pfadi «weniger leistungsorientiert, aber ganzheitlicher» funktioniert als viele andere Vereine oder Freizeitangebote. Das bringe alle möglichen Kinder zusammen, die «die Werte der Pfadi gemeinsam leben». Das heisst, sie sind bereit, ehrenamtlich zu wirken und Verantwortung ebenso zu übernehmen wie zu übertragen. (gb)