Hotel wird zum Teamquartier während der Europameisterschaft

In den letzten Tagen hat sich das Hotel Heiden in ein «hôtel» mit französischem Flair verwandelt. Ab heute Samstag ist das Haus während mehrerer Wochen das EM-Quartier des französischen Frauenfussballnationalteams. Exklusiv und bis zum EM-Out. «Wir hoffen, dass Frankreich es in den Final schafft und dort auf die Schweiz trifft», sagt Hoteldirektorin Beatrice Forster. Vorfreude, Aufregung und Respekt vor viel Ungewohntem seien gross. Mehrere Mitglieder des französischen Staffs reisten Mitte Woche an und richteten das Haus nach den Bedürfnissen des Fussballteams ein.

Nationalflagge und blauer Teppich

Die grossen Scheiben zur Seeallee hin wurden mit einseitig blickdichten Folien abgeklebt, ein Seminarraum in ein Fitnesscenter umgewandelt, eine Vergnügungszone mit Spielmöglichkeiten für trainingsfreie Zeiten wurde eingerichtet. Alles nach den Wünschen von «Les Bleues». Doch das ist längst nicht alles: Als Teamunterkunft des Europäischen Fussballverbandes Uefa hätten sie eine lange Checkliste erhalten, sagt die Hoteldirektorin. Und es gab ein Briefing durch die Uefa, insbesondere punkto Sicherheit und Kommunikation.

Ein Hotel voller
junger Frauen

Am Samstagmittag werden die französischen Spielerinnen und Nationaltrainer Laurent Bonadei in Heiden erwartet. Beflaggung am Hotel und blauer Teppich sind bereit. Die Mitarbeitenden des Hotels werden bei der Ankunft des Fussballteams spezielle Poloshirts mit der Aufschrift «Allez les Bleues» tragen. Die Hoteldirektorin hofft, dass sowohl bei den sportlichen Gästen als auch bei der Belegschaft durch das spezielle Erlebnis der Teamgeist gefördert wird.

Einige Mitarbeitende des Hotel Heiden werden das zweite Gruppenspiel der Französinnen gegen Wales am 9. Juli im Stadion in St.Gallen schauen und mitfiebern. Durch den längeren Aufenthalt werde sich eine andere Beziehung zu den Gästen entwickeln, vermutet Beatrice Forster. Sie freut sich auf die Atmosphäre mit so vielen jungen Frauen im Haus. Auch das sei speziell. Jedes der 58 Hotelzimmer ist belegt. Der Teammanager hat die Betten zugeteilt, die meisten Spielerinnen haben ein Einzelzimmer. Wer in der Junior-Suite nächtigt, bleibt geheim.

Mitternachts-Snack und Flexibilität

Die kommenden Wochen werden für das Hotel Heiden alles andere als «courant normal». Für die Beherbergung des Fussballteams brauche es wahrscheinlich etwas weniger Personal als sonst, sagt Beatrice Forster. Die Arbeitseinteilung erfolge kurzfristiger als üblich, da alles zeitlich auf Trainings und Spiele der Französinnen ausgerichtet ist. Einige könnten für einmal in der Hochsaison Ferien beziehen, andere kompensierten Überzeit.

Philipp Auf der Maur, Leiter der Küche, und seine Brigade arbeiten mit dem Koch des Fussballteams zusammen. Die Menüplanung liegt bei den Gästen, Baguettes für das Frühstück wurden gewünscht und bestellt. An den Spieltagen wird die Küchencrew speziell gefordert sein. Zumindest nach den Vorrundenspielen gegen England in Zürich und die Niederlande in Basel dürfte weit nach Mitternacht Verpflegung im Hotel gewünscht sein.

Damit sich die Fussballerinnen bestmöglich vorbereiten und nach Spielen erholen können, sei die Unterkunft ein sicherer Rückzugsort, sagt die Hoteldirektorin. Zutritt erhält man nur mit Badge und einer Akkreditierung und die Türen sind stets geschlossen. Ein Sicherheitsdienst kontrolliert, wer ins Haus darf. Beatrice Forster rechnet nicht mit einem Fanrummel in Heiden. Flanierende würden vielleicht spienzeln und hoffen, einen Blick auf Stars wie Le Sommer, Renard oder Diani zu erhaschen. Die täglichen Medienkonferenzen finden in einem Raum in der «Krone» statt.

Ein Servicemitarbeiter übt Französisch

Und wie wird das mit der Verständigung klappen? Aucun problème: Beatrice Forster spricht sehr gut Französisch. Sie war Au-pair und führte später eine Firma im Welschland. Die Mitarbeitenden der Rezeption könnten sich gut in der Fremdsprache unterhalten und ein Servicemitarbeiter lerne gerade freiwillig Französisch-Basics.

Ob auf Französisch, Englisch oder mit Händen und Füssen das Team des Hotels Heiden werde (wie für alle Gäste) alles für einen angenehmen Aufenthalt geben. «Sie sollen sich rundum wohlfühlen, Energie und Kraft für die Spiele tanken, gut regenerieren und sich von der Weitsicht über den Bodensee inspirieren lassen», sagt Beatrice Forster. Man wolle den Fussballerinnen, die während der Saison und der EM-Vorbereitung viel unterwegs waren, in ihrer EM-Bubble eine gute Basis bieten.

Andere Teams zeigen Interesse

Nun figuriert das Hotel Heiden also im Katalog von Teamunterkünften. Neben Frankreich interessierten sich weitere Nationen für das Hotel Heiden als EM-Quartier. Die Französinnen durften aufgrund des zweiten Platzes im Uefa-Ranking früh ihre Unterkunft wählen. Unabhängig der EM hätten inzwischen weitere Sportvereine Interesse an einem Aufenthalt gezeigt, sagt Miriam Egli, Leiterin Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung. Konkret wurde bis jetzt nichts, denn die exklusive Belegung des ganzen Hotels brauche eine lange Vorlaufzeit.

Hotel führt eine
Warteliste

Und was, wenn Frankreich früh aus dem Turnier ausscheidet? Das Hotel Heiden führt eine Warteliste. Dann kämen andere Gäste in den Genuss eines Aufenthalts im Vorderland. Doch davon ist nicht auszugehen: An der EM vor zwei Jahren erreichten die Französinnen das Halbfinale.