16 Jahre ist der erste Vorstoss der Gemeinden Thal und Rheineck zur Sanierung des Hochwasserschutzes am Gstalden- und Freibach her. Der damalige Auslöser: 2002 verursachte ein Hochwasser Schäden in Millionenhöhe an Gebäuden und Infrastruktur. Der Hochwasserschutz wies klare Mängel auf. Das Projekt zur Sanierung der Hochwasserschutzbauten kam allerdings nie zum Fliegen. Zu zahlreich waren die Einsprachen. Zu lautstark die Kritik an der Umsetzung. 2013 wurde das Projekt auf Eis gelegt.Nun wagen die Stadt Rheineck und die Gemeinde Thal den nächsten Anlauf im Kapitel Hochwasserschutz. Am Informationsanlass haben die Gemeinden am Donnerstagabend zusammen mit den Fachspezialisten das überarbeitete Hochwasserschutzprojekt Gstalden- und Freibach präsentiert. Rund 50 Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden Thal und Rheineck haben an der Veranstaltung in der Doppelturnhalle Bützel teilgenommen.Fünf vor ZwölfMan habe schon mehrmals versucht, die Gefahr zu bändigen, betont der Rheinecker Stadtpräsident Urs Müller in seiner Einstiegsrede. Die Hochwasserdefizite seien in den letzten 16 Jahren nicht einfach verschwunden – genauso wenig wie die Gefahr einer Wiederholung des Ereignisses von 2002, so Müller. Nun sei es an der Zeit zu handeln – und dies hoffentlich noch vor dem nächsten Hochwasser.Mit der Abschaffung der Perimeterpflicht, die im ursprünglichen Projekt stark kritisiert wurde, erhoffen sich die beiden Gemeinden eine raschere Umsetzung des überarbeiteten Projekts.Die Lage ist teils prekär, bestätigt auch Fachplaner Matthias Schär von der Bänziger Partner AG. Wie bereits vor 19 Jahren sind die Ufersicherungen nach wie vor in schlechten Zustand. Der bestehende Hochwasserschutz am Gstalden- und Freibach verfüge sowohl über hydraulische als auch ökologische Defizite. Zudem bestehe bei einem Hochwasserereignis eine akute Gefahr auf Geschiebeablagerungen:«Im jetzigen Zustand würde es sogar bei einem 30-Jahre-Ereignis zu Überschwemmungen kommen.» Berechnungen von Spezialisten hätten ergeben, dass der jährliche Schadenerwartungswert bei knapp zwei Millionen Franken liege.Die beiden Gemeinden Rheineck und Thal haben sich daher entschlossen, in einem ersten Schritt die drei wesentlichsten Teilprojekte konkret anzugehen. So wird beim Gstaldenbach auf der Höhe Hinterlochen ein Holzrückhalt erstellt. Zudem wird der Hochwasserschutz bei den Freibach-Abschnitten SBB-Brücke bis A1-Brücke und Sefar bis Gstaldenbach umfassend saniert. Wie schon im ursprünglichen Projekt soll auf dem Areal Sefar zudem ein Geschiebeablagerungsplatz(GAP) erstellt werden. Dieser soll ein allfälliges Geschiebeaufkommen bei einem Hochwasserereignis neutralisieren.Die Projektkosten belaufen sich gemäss Initianten auf 5,3 Millionen Franken. Zwei Drittel des Restbetrages nach Abzug der Subventionen des Bundes und Kantons werden von der Gemeinde Rheineck übernommen, ein Drittel von der Gemeinde Thal.Kein klarer KonsensDie Meinungen unter den Teilnehmenden zum überarbeiteten Hochwasserschutzprojekt sind gespalten. Hansruedi Zwingli, Präsident der lokalen Interessengemeinschaft für sinnvollen Wasserbau, findet, der GAP Sefar sei genauso unnötig, wie er es schon beim alten Projekt war:«Während meinen 40 Jahren in Thal habe ich noch nie eine nennenswerte Geschiebeablagerung festgestellt, auch nicht beim Hochwasser von 2002.»Für den GAP werde das Steuergeld also buchstäblich aus dem Fenster und in den Fluss geschmissen. Reto Walser von der Firma Bänziger Partner versucht zu schlichten. Die Berechnungen zum GAP seien von einem unabhängigen Spezialisten nachgeprüft und bestätigt worden. Zudem betont er: «Wenn es ein solches Ereignis noch nicht gegeben hat, dann wird es noch kommen.»Ein anderer Bürger findet das Projekt «genial». Vor allem der GAP sei nicht nur eine wasserbautechnische, sondern auch eine ökologische Aufwertung für die beiden Gemeinden. Ein älterer Herr ist derweil besorgt, dass der falsche Bach saniert wird. Der Groppenbach, der beim Areal Sefar in den Freibach fliesst, hätte ein wesentlich höheres Gefahrenpotenzial als der Gstalden- und Freibach, meint er. «Wenn man diesen Bach nicht zuerst saniert, dann nützt der ganze Mist nix», fügt er verärgert hinzu.Marco Steiner, Projektleiter Wasserbau des Kantons St.Gallen, bestätigt, dass der Groppenbach tatsächlich Hochwasserdefizite aufweist. Nur habe es bei einem Vorstoss vor einigen Jahren auch dort unzählige Einsprachen gegeben, daher sei er für dieses Projekt nicht berücksichtigt worden.Eigene Ideen einfliessen lassenDer öffentliche Informationsanlass war der Startschuss zum Mitwirkungsverfahren am Bachprojekt Gstalden- und Freibach. Thalerinnen und Thaler und Rheineckerinnen und Rheinecker können bis zum 28. November allfällige Anpassungsbegehren zum Hochwasserschutzprojekt anbringen. Das Mitwirkungsverfahren und weitere Informationen zum Projekt sind auf www.sanierungsprojekte-gstalden-freibach.ch ersichtlich.