Fussball 20.03.2023

Helmar Andrade: Präzise, mit einem Schuss Risiko

Dank einer mannschaftlichen Topleistung besiegt der FC Widnau im Duell der Tabellennachbarn Bazenheid mit 3:0. Der 27-jährige Flügel Helmar Andrade trägt mit seiner unermüdlichen Spielart seinen Teil dazu bei.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 20.03.2023

Lauffreudige, kämpferische Angreifer bringen Schwung und drei Tore, abgeklärte Abwehrspieler mit geschicktem Zweikampfverhalten garantieren defensive Stabilität. Vorne und hinten bietet der FC Widnau in diesem Match eine Klasseleistung. Weniger auffällig, aber für den Erfolg ebenso wichtig, ist die Leistung im Mittelfeld.

Einer dieser unermüdlichen Kämpfer und Läufer im Mittelfeld ist Helmar Andrade. 75 Minuten lang spielt der 27-jährige Schweizer mit Wurzeln in Angola. Dann wird er ausgewechselt. Seit fast einem Jahr ist er beim FC Widnau. Bei allen Spielen in dieser Saison war er dabei, meist in der Startelf. Er ist auf bestem Weg, Stammspieler zu werden.

Der Platz von Helmar Andrade ist im Mittelfeld

Darf der FCW Eckbälle treten, sichert Andrade hinten ab, tritt der Gegner zur Ecke an, braucht es ihn vor dem eigenen Tor nicht. Sein Territorium ist nicht der Strafraum, sondern das Feld dazwischen. Da ist er zwar nicht auffällig, aber wirkungsvoll. Ist der Gegner im Angriff, sucht er den Zweikampf und erobert mit geschicktem Eingreifen so manchen Ball. Bei eigenem Ballbesitz fallen seine genauen Pässe auf, die stets ankommen. Dank guter Übersicht und Körpertäuschungen verschafft er sich auch auf engem Raum freie Bahn. Eines fällt besonders auf: Er liebt das Risiko. Gern spielt er den Pass knapp am Standbein des Gegners vorbei.

Helmar Andrade stammt aus einer Fussballfamilie, die in Haag wohnt. Die Kinder sprechen miteinander deutsch, mit den Eltern verständigen sie sich auf Portugiesisch. Nach der Lehre als Polymechaniker bildet sich Helmar weiter. Heute arbeitet er als Technischer Kaufmann bei Ortlinghaus Landtechnik in Gams im Verkauf.

Alle in der Familie lieben den Fussball

Mutter Malila und Vater João Andrade haben fünf Kinder, alle lieben den Fussball. Venceslau, mit Jahrgang 1988 der Älteste, spielte früher in Rüthi und ist heute Sportchef bei Haag, Wilson ist bei diesem Verein Präsident. Helmar, jüngster der drei Buben, hat eine kleine Reise hinter sich. Seine Fussballausbildung genoss er in den Nachwuchsteams des Liechtensteiner Fussballverbandes, nachher spielte er bei Buchs, bei Eschen-Mauren, Balzers und Ruggell, also in der 1. und 2. Liga. Nun ist er auf der Aegeten daheim.

Helmar Andrade im Gespräch mit Reporter Beni Bruggmann.
Helmar Andrade im Gespräch mit Reporter Beni Bruggmann.
Bild: Hansueli Steiger

Noch weiter haben es die Andrade-Mädchen Marcia und Lydia, Zwillinge mit Jahrgang 1999, gebracht. Marcia spielte bei Staad und St.Gallen in der obersten Liga, aber Rückenprobleme zwangen sie zum Aufhören. Lydia, ehrgeizig und fleissig, hat mit den FCZ-Frauen Meistertitel und Cupsieg geholt und spielt nun in der Bundesliga beim SV Meppen. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, der mit Widnau in der Rangliste oben steht, kämpft Lydia in Niedersachsen gegen den Abstieg.

«Ich möchte bei Widnau spielen, noch lange»

Trainer Andreas Lüchinger sagt:

Helmar ist ballsicher und flexibel, ich kann ihn in der Offensive wie auch in der Abwehr einsetzen. Er ist offen und anständig, ein Gewinn für unser Team, nicht nur auf dem Spielfeld.

Und diesem «Gewinn» gefällt es in Widnau wirklich:

Ich bin ja schon bei einigen Vereinen gewesen, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Die Infrastruktur ist ausgezeichnet, die Menschen im Verein sind engagiert. Ich habe neue Kollegen kennengelernt, mit denen ich mich auch in der Freizeit treffe.

Helmar Andrades Ziel ist es, Stammspieler zu werden. Das ist gar nicht einfach. Bald wird Mittelfeldspieler Daniel Lässer nach längerer Verletzung ins Team zurückkehren. Das macht die Sache für Andrade nicht einfacher. Aber er sagt: «Ich möchte beim FC Widnau spielen. Noch lange. Wo, spielt keine Rolle.»

Im Fussball ist er glücklich, privat auch. Er lebt mit seiner Lebenspartnerin zusammen, die als Assistenzärztin im Spital Grabs arbeitet. «Fussball ist ihr nicht so wichtig», sagt er. Ist wohl gar nicht so schlecht.