In unserer Rubrik «Klischee-Check» wollen wir wissen, welche typischen Vorurteile wirklich wahr sind und räumen mit Klischees auf. Basil Waibel aus Diepoldsau (32), der nicht nur eine Lehre als Metzger absolvierte, sondern später auch den Familienbetrieb «Pferdemetzgerei Waibel» in Heerbrugg übernahm, weiss Bescheid. Die Anforderungen, die heute an die Berufsleute gestellt werden, sind vielfältig: Interesse an gutem Essen und Kochen, Bewusstsein für Hygiene, Freude am Kundenkontakt und eine gesunde körperliche Verfassung, da in Kühlräumen gearbeitet wird. Und stimmt es, dass wirklich alle Metzger Fleisch lieben oder ist das nichts als ein altes Fleischermärchen?
Klischee Nummer 1: Metzger wird man nur, wenn schon die Eltern diese Branche wählten.
Basil Waibel: Es ist naheliegend, dass der Sohn ins Geschäft einsteigt, wenn der Vater eine Metzgerei hat. Aber bei den meisten Metzgern, die ich kenne, waren ihre Väter keine Metzger.
Klischee Nummer 2: Metzger sind gross und stark.
Früher war das eher so, da man anstrengende Arbeiten von Hand erledigen musste. Heute ist der Metzgerberuf immer noch ein Knochenjob, aber man hat mehr Hilfsmittel und Maschinen, die einem die Arbeit erleichtern. Es gibt auch immer mehr Frauen, die diesen Beruf wählen.
Klischee Nummer 3: Metzger lieben Fleisch.
Das stimmt, alle Metzger, die ich kenne, lieben Fleisch. Die meisten können keinen Tag ohne sein. Man sollte mit seinem Beruf im Reinen sein. Da passt Metzger und Vegetarier einfach nicht zusammen.
Klischee Nummer 4: Metzger sind grob und nicht feinfühlig.
Das stimmt nicht. Auch wir können feinfühlig sein. Besonders wenn eine Person ein Tier zum Schlachten bringt, ist das mit vielen Emotionen verbunden. Man muss dem Besitzer auch eine gewisse Einfühlsamkeit entgegenbringen.
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Klischee Nummer 5: Metzgern macht es nichts aus, Tiere zu töten.
Das Töten gehört zu meinem Beruf. Ich kenne aber keinen Metzger, der gern ein Tier tötet. Wichtig dabei ist, dass man mit den Tieren respektvoll umgeht.
Klischee Nummer 6: Metzger ist ein einfacher Handwerksberuf, den jeder ausüben könnte.
Es ist ein physisch anstrengender Beruf. Er ist auch sehr vielseitig und kreativ, keine Woche ist wie die andere. Je nach Saison und Bestellungen muss man auch bereit sein, mehr zu arbeiten und Überstunden zu leisten.
Klischee Nummer 7: Junge Menschen möchten keine Metzger mehr werden und der Beruf stirbt langsam aus.
Das ist leider wahr. In den Berufsschulen werden die Klassen immer kleiner. Das ist sehr schade, denn als Metzger hat man viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Ich kann den jungen Leuten nur empfehlen, unseren Beruf beim Schnuppern kennenzulernen. Man kann so viele gute Produkte herstellen. Und man weiss am Abend beim Nachhausegehen, was man geleistet hat.
Klischee Nummer 8: Metzger arbeiten in einer blutigen Umgebung.
Metzgereien sind keineswegs blutige Orte – ganz im Gegenteil. Hygiene hat oberste Priorität, es ist vermutlich steriler als in einem Krankenhaus (lacht). Jeder Arbeitsschritt folgt strengen Vorschriften, um höchste Sauberkeit und Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Gibt es Spritzer, werden diese sofort mit dem Wasserschlauch abgespült. Nach dem Schlachten wird die gesamte Fläche mit Chlorschaum eingesprüht und anschliessend nochmals gründlich desinfiziert.