24.07.2018

Es gibt schon mehr Rotmilane als Bussarde

Wer gemütlich auf der Wiese liegt und zum Himmel blickt, hat gute Chancen, einen Rotmilan über sich kreisen zu sehen. Dieser Vogel ist heute sehr viel stärker vertreten als vor zwanzig Jahren.

Den Vogelfreunden steht ein besonderes Ereignis bevor: Im November erscheint der neue Brutvogelatlas, dem eine sehr umfangreiche Bestandesaufnahme zugrunde liegt. Dieser Atlas, der im Buchhandel für 88 Franken erhältlich sein wird, erscheint nur alle zwei Jahrzehnte.Rotmilan-Zuwachs ist beachtlichAuf der Webseite der Vogelwarte Sempach ist die aktuellste Zahl, die den Rotmilan betrifft, mit geschätzten 1200 bis 1500 Paaren in der Schweiz angegeben. Im neuen Brutvogelatlas wird zu lesen sein, dass in der Schweiz 2800 bis 3500 Rotmilan-Paare leben. Der enorme Zuwachs bestätigt den Eindruck, den der Laie beim Blick zum Himmel gewinnen kann: Es gibt tatsächlich viel mehr Rotmilane als noch vor zehn Jahren.Hans Schmid, Leiter Monitoring bei der Vogelwarte Sempach, relativiert den Zuwachs allerdings ein wenig. Das heute angewendete Verfahren zur Ermittlung des Bestandes sei genauer als früher. Es sei möglich, dass der Bestand der Rotmilane 2009 noch etwas unterschätzt worden sei. Schon damals sei jedoch eine erhebliche Zunahme gegenüber der Jahrtausendwende verzeichnet worden.Freude am LuftakrobatenDie Tendenz hielt an. Der Rotmilan habe sich weiter ausgebreitet, auch in traditionellen Brutgebieten sei es zu einer gewissen Verdichtung gekommen, sagt Hans Schmid. Inzwischen gebe es sogar mehr Rotmilane als Mäusebussarde.Ignaz Hugentobler vom gleichnamigen Altstätter Ökobüro, der sich der starken Vertretung des Milans hierzulande bewusst war, freut sich über den zunehmend höheren Brutbestand in der Schweiz. Der Milan sei ja ein richtiger Luftakrobat und sehr schön anzusehen. Der Vogel kann stundenlang auf seinen langen, schmalen Flügeln kreisen. Zumal der Rotmilan in anderen Ländern teilweise bedroht sei, komme der Schweiz auch eine gewisse Verantwortung zu, sagt Hugentobler. Auf der Vogelwarte-Webseite heisst es: «Der Schweizer Brutbestand ist zunehmend von internationaler Bedeutung, denn in vielen Regionen Europas ist das Vorkommen rückläufig.»Auch der Schwarzmilan (im Gegensatz zum Rotmilan ein ausgesprochener, stärker ans Wasser gebundener Zugvogel) ist in der Schweiz stark vertreten. Den markanten Gabelschwanz hat aber der Rotmilan. Mit ihm steuert er fortwährend seinen Flug. Speziell zur Balzzeit vollführen die Paare regelrechte Kunstflüge, die öfter ein wieherndes Trillern begleitet.Die Schreie stören mancheIn Oberriet und Umgebung stören die Schreie der Vögel manche Menschen allerdings so sehr, dass sie eine Dezimierung der Rotmilane forderten. Für die Vogelwarte komme dies nicht in Frage, wie kürzlich berichtet wurde. Alle in der Schweiz brütenden Greifvögel und ihre Bruten seien jagdrechtlich geschützt. Es wäre den Kantonen lediglich erlaubt einzugreifen, falls Vögel grossen Schaden anrichten oder eine erhebliche Gefahr darstellen würden.Gert Bruderer

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