Marbach 17.09.2024

Erhellender Werkstattbesuch der Rheintaler Kulturstiftung bei der «Freestyle-Bühne der Region»

Der Raum ist hübsch und liebevoll hergerichtet. Blumen trotzen dem garstigen Herbstwetter draussen. Auch der Einblick, den der Stiftungsrat der Rheintaler Kulturstiftung bei seinem Werkstattbesuch in der Bühne Marbach erhält, ist erhellend.

Von pd
aktualisiert am 17.09.2024

Die Vereinspräsidentin Karin Bernegger ist erst seit kurzem dabei und löste die langjährige Bühne Marbach-Vorsteherin Andrea Lenzin ab. Zum Ehrenamt sei sie durch Überrumpelung gekommen. Nnach 40 Jahren als Primarlehrerin in Marbach tätig und mit einer Reihe Grosskinder gut und gern beschäftigt, brauchte es einige «Überredungskünste», sie ins Bühnen-Boot zu holen.

Nun aber habe sie grossen Spass daran und das sieht man ihr an, genauso wie der Vizepräsidentin. Irma Graf ist tief verwurzelt, war sie doch bei der Gründung der Chellerbühne Marbach durch Bruno Dudli 1982 bereits dabei. Nach einem längeren Unterbruch im Vorstand fungiert sie nun als Vizepräsidentin. Beim Wechsel vom Keller der Liegenschaft in die angebaute Scheune wirkte ihr Schwiegervater baulich mit. Der bekannte St.Galler Architekt Heinrich Graf (1930 – 2010) hat die Bühne 1988 nach einer Handänderung der Liegenschaft geplant und gebaut. Wie ein Findling im sonst organisch gewachsenen Holzbau überrascht der stählerne Fachwerkträger an der Decke: Es ist ein Bauteil aus der Sporthalle Kreuzbleiche in St.Gallen, die Heinrich Graf wenige Jahre vor dem Umbau der Bühne Marbach gebaut hat.

Ehrenamt mit viel Elan

In der Bühne Marbach steckt besonders viel Eigenleistung. Den Zug der Professionalisierung hätten sie bislang nicht bestiegen: «Wir machen nach wie vor sehr viel selbst und ehrenamtlich», betont Irma Graf. Dies bedeutet nicht, dass die Bühne und ihr technisches Angebot professionellen Ansprüchen nicht genügen würden. Im Gegenteil. Zudem schätzen die Kunstschaffenden die familiäre und persönliche Atmosphäre und kommen immer gerne wieder. Die dicht behängte Wand mit den dreieckigen Veranstaltungsflyern belegt es.

Die Kehrseite des persönlichen, ehrenamtlichen Engagements ist, dass der Vorstand bis jetzt keine jungen Personen an sich binden konnte, die sich der Vereinsarbeit verpflichten mögen.

Im Publikum allerdings sind je nach Veranstaltung Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene gut vertreten – man denke etwa an den Auftritt der Ausserrhoder Sängerin, Songwriterin und Instrumentalistin Riana Anfang Jahr, das Konzert von Veronica Fusaro oder spezielle Kindertheater.

Das Programm sei ein Gemeinschaftswerk: «Alle bringen ihre Vorlieben und Ideen ein.» Oft seien es auch private oder gar zufällige Verbindungen, die zu einem Programmpunkt werden können, meint Irma Graf, und erzählt, wie sie in den Ferien den Nahost-Auslandkorrespondenten Ulrich Tilgner getroffen und erfolgreich nach Marbach eingeladen habe.

Die Bühne als sozialer Ort

Sowohl Organisation wie Programm sind kantig und eigenwillig. Stiftungsratspräsidentin Christa Köppel nennt sie salopp die Freestyle-Bühne unter den Kleintheatern der Region. Die Bühne Marbach ist auch die einzige, die zwar mit Projektförderungen der Rheintaler Kulturstiftung, aber ohne Leistungsvereinbarung auskommt. «Uns ist die Unabhängigkeit, die wir damit haben, lieber als die Sicherheit eines Jahresbeitrags», meinen die beiden Verantwortlichen.

Zu Beginn hätten die Leute vom Dorf den Ort eher gemieden. Das habe auch mit der engen Verbindung mit dem Heim Oberfeld zu tun, vermutet Irma Graf und lacht: «Wir waren eben die vom Heim». Jenem Heim übrigens, wo auch Antonio Ligabue lebte und der erst später Anerkennung als Künstler gefunden hatte. Die Zurückhaltung der Einheimischen sei aber längst Geschichte. Die Einwohnerschaft von Marbach insgesamt sei in der Bühne sehr gut vertreten. Viele seien nicht nur Mitglied, sondern echte «Stammkunden», die mit Erscheinen des Programms gleich für alle Vorstellungen reservieren. Das macht die Bühne Marbach zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt. Auch wer alleine kommt, ist immer gut aufgehoben und in Gesellschaft. Nicht nur Kultur steht im Zentrum, auch die zwischenmenschliche Begegnung.

Werkstattbesuche

Mit den Werkstattbesuchen gewinnt die Rheintaler Kulturstiftung vertiefte Einblicke in ausgewählte Kultur-Institutionen und teilt diese im Sinne von Öffentlichkeitsarbeit. So besucht der Stiftungsrat zwei Mal jährlich Kleintheater, Ausstellungsräume, Museen, auch Proberäume und Ateliers. Weitere Informationen zur Bühne Marbach, dem aktuellen Programm, der Geschichte finden sich unter www.buehnemarbach.ch. Bereits am 20. September lockt der Vorarlberger Markus Linder mit seinem neuen Soloprogramm «Tschaka-Laka in die Bühne Marbach.

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