Fussball 08.04.2025

Diesmal trifft Kutscher nicht – die Leistung stimmt aber trotzdem

Das Spiel gegen Montlingens zweite Mannschaft bestimmt der FC Rebstein von A bis Y, nur die letzten Sekunden nicht. Er gewinnt mit 2:1. Der beste Rebster Torschütze geht diesmal leer aus.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 08.04.2025

Wie der erste Eindruck täuschen kann! Der Rebster Stürmer mit der Nummer 9 hat eine neckische Frisur mit einem Knoten auf dem Scheitel. Ungewohnt, aber elegant. Etwas abgehoben? Schon die ersten Spielminuten beweisen das Gegenteil, und auch das Gespräch nach dem Match ist alles andere als abgehoben. Da spielt ein bodenständiger junger Mann, der weiss was er will, und für den nur eines zählt: Leistung.

Zwei gute Torchancen

Philip Baumgartner war letzte Saison mit 15 Treffern Rebsteins bester Torschütze, und auch in diesem Jahr steht er wieder bei elf Toren. In diesem Spiel, er weiss es genau, hätte er eigentlich auch zweimal treffen müssen, einmal kurz vor und einmal grad nach der Pause. Beide Male scheitert er am Torhüter. Doch diesmal trifft Kutscher nicht.

Kutscher? Im FC nennt ihn keiner Philip, alle rufen ihn Kutscher. Dabei hat er weder Pferd noch Kutsche. «Ich habe eine Katze, Hühner und Fische», lacht er,

der Name Kutscher stammt von meinem Vater, der Pferde hat und gelegentlich mit der Kutsche unterwegs ist.

Teamplayer

Kutschers spielerische Leistung überzeugt, auch ohne Torerfolg. Obwohl stets eng gedeckt, ist er immer anspielbar, weil er sich seitwärts bewegt. Wenn er den Ball einmal am Fuss hat, geht er nicht mehr verloren. Der athletische, kräftige Mann deckt ihn ausgezeichnet ab. Er hat seine Mitspieler im Blick und setzt sie immer wieder mit Zuspielen ein. Er ist also nicht der egoistische Goalgetter, sondern der ins Passspiel integrierte Mitspieler.

Das grosse Vorbild

Sein Trainer Ralph Heeb charakterisiert ihn so: «Kutscher ist wichtig für das Team. Er will gewinnen. Dafür gibt er alles. Jetzt hat er seine Position gefunden.» Damit tönt der Trainer an, dass dieser schon auf vielen Positionen gespielt hat. Baumgartner sagt:

Ausser im Tor habe ich schon überall gespielt. Nun bin ich am richtigen Platz, im Sturm.

Damit ist er seinem grossen Vorbild einen kleinen Schritt nähergekommen. Aha, jetzt dämmert’s. Die Frisur: «Man bun», auf Deutsch Männerdutt. Kutschers Frisur ist genau gleich wie die von Zlatan Ibrahimovic. In der Wohnung in Rebstein kann man das Poster des grossen Fussballers grad mehrfach sehen. In Wirklichkeit hat Kutscher ihn noch nie getroffen.

Im Schwingtraining

«Nun bin ich am richtigen Platz.» Es hätte auch anders kommen können. Kutscher erzählt:

Als Bub ging ich in den Schwingclub in Montlingen. An einem Jugendschwingfest, ich war etwa zwölf Jahre alt, habe ich gegen Samuel Giger geschwungen – und verloren. Der zukünftige Schwingerkönig war zu stark. Das Schwingtraining hat mir gut gefallen, besonders das Einlaufen. Da haben wir nämlich Fussball gespielt.

Er ist also beim FC Rebstein geblieben. Mit 16 kommt er in die erste Mannschaft. Es gefällt ihm. «Das ist ein gut geführter Verein, in dem alle am gleichen Strick ziehen.» Er hat Glück, bleibt er doch, mit Ausnahme eines Schlüsselbeinbruchs vor längerer Zeit, von Verletzungen verschont.

Er baut Naturgärten

Kutscher ist Gärtner, gelernter Landschaftsgärtner. Er arbeitet schon seit neun Jahren in der Firma Laubspur in Hinterforst, deren Motto «Leben im Naturgarten» heisst. Er hat sich stets weitergebildet und steht nun vor der Abschlussprüfung zum Gartenbaumeister. Ehrgeizig, optimistisch und selbstbewusst. Eigenschaften, die den Fussballer Kutscher auszeichnen, begleiten ihn auch im Beruf.

Kutschers Freundin Jana stammt aus Eichberg. Die gelernte Coiffeuse ist heute Fachfrau für Betreuung und arbeitet an einer Schule in Teufen. Sie begleitet, unterstützt und fördert dort junge Menschen mit Beeinträchtigungen – und sie spielt bei den Rebster Fussballfrauen als Verteidigerin.

Spitzenkampf

Womit wir nochmals beim Fussball sind. Das Spiel in Montlingen war für Rebstein so etwas wie die Hauptprobe für den nächsten Sonntag. Da kommt der FC Appenzell auf die Birkenau, der Tabellennachbar mit genau gleich vielen Punkten auf Rang zwei. Es wird ein echter Spitzenkampf. Mit einem optimistischen Kutscher:

Gegen starke Gegner spielen wir immer gut.
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