Der FC Staad ist miserabel in die Saison gestartet: vier Spiele, vier Niederlagen. Der Cup ist ein neuer Anreiz. Und wirklich: Das erste Viertel des Cupspiels zeigt, dass Staad kämpfen und Fussball spielen kann. Einen perfekten Spielzug über die rechte Seite schliesst Boris Zivaljevic in der achten Minute gekonnt zur 1:0-Führung ab.
Das Heimteam spielt weiter erfreulich. Doch es folgen zwei Ereignisse mit negativem Einfluss. Zuerst muss Aussenverteidiger Mattia Morgante den Platz verletzt verlassen, dann bringt der sonst sichere Schütze Slobodan Aksic den Elfmeter nicht ins Tor. Frust statt Hoffnung. Der Gegner gewinnt Oberhand.
Kein Morgante mehr
Natürlich, die Auswechslung von Mattia Morgante war nicht spielentscheidend, sie führt jedoch zu einer besonderen Konstellation. In letzter Zeit spielten oft zwei Morgantes, nun keiner mehr. Mattia wurde ausgewechselt, Marco ist gesperrt.
Die Familie Morgante ist dabei, wenn Staad spielt. Die beiden Söhne als Spieler, die Eltern als Zuschauenden. Mutter Loredana ist Hausfrau und Kindergartenassistentin, der Vater eidgenössisch diplomierter Elektroinstallateur. Er war wegen der Söhne oft auf dem Fussballplatz, hat am Sport Gefallen gefunden und im Alter von 44 Jahren seinen ersten Fussballmatch gespielt, bei den Veteranen. Ihre Söhne Mattia (Jahrgang 98) und Marco (01) lieben den Fussball.
Als Junioren haben sie nie im gleichen Team gespielt. Jetzt sind sie Stammspieler im «Eins». Ihr Trainer Aleksandar Popadic charakterisiert sie so:
Zu Mattia gehören Vorbild, Disziplin und Anstand. Er ist engagiert, ich habe ihn gern im Team. Marco ist ein guter Fussballer, manchmal giftig. Er ist eine Teamstütze und fehlt uns im Moment.
Wild
Bleiben wir beim manchmal Giftigen. Marco besucht die Sportklasse in Heerbrugg, wird Logistiker bei Stadler, macht zusätzliche Ausbildungen und arbeitet heute als Finanzberater bei Swiss Life Select. Er sagt:
Ich bin beruflich oft am Abend unterwegs und kann darum nicht immer zum Training gehen.
Er ist talentiert, wechselt als Junior zu St. Gallen, wo er im Nachwuchs viel lernt, den Durchbruch aber nicht schafft.
Es fehlte im Kopf, es fehlte der Wille, alles zu geben. Ausgang und Kollegen waren mir wichtiger.
Die Mimik verrät: Heute würde er anders handeln. Da hat einer eine Chance verpasst.
Jetzt spielt er als Sechser im defensiven Mittelfeld. Aber es gibt gelegentlich Pausen. Viele Verletzungen, etwa ein Bänderriss, haben ihn dazu gezwungen. Und gelegentlich gibt es auch Pausen wegen einer Roten Karte, wie im Moment: «Ich spiele emotional. Ich sage, was ich denke.» Der Vater sieht ihn so: «Er ist ein Wilder, probiert hundert Sachen und hat tausend Ideen.»
Strebsam
Mattia ist ganz anders. «Er ist pflegeleicht», sagt der Vater, «und sehr strebsam. Hat er ein Ziel vor Augen, will er es auch erreichen.» Mattia hat in Rorschach das Semi besucht und ist seit diesem Sommer Primarlehrer im Schulhaus Kreuzbühl in Winkeln. «Ich bin in der Schule glücklich und habe Geduld», sagt er. Das ist die wichtigste Eigenschaft für einen Erzieher. Er braucht sie nicht nur bei den Kindern, sondern gelegentlich auch bei den Eltern.
Beim FC Staad spielt er im Moment als Aussenverteidiger.
Das ist nicht meine Lieblingsposition, aber wenn ich dort benötigt werde … in jungen Jahren war ich immer Stürmer, und mir würde es heute noch am linken Flügel besser gefallen.
Ein verlorener Tag?
Im Match am letzten Samstag kommt es zu einem Out-Einwurf. Diesen übernimmt Mattia.
Ich hätte es nicht tun sollen, ich weiss es.
Bei der Ausholbewegung renkt er sich die Schulter aus. Weil es nicht das erste Mal ist, bringt er die Schulter mit einer kräftigen, schmerzlichen Bewegung wieder in die richtige Position. Aber an ein Weiterspielen ist nicht zu denken. Er wird ausgewechselt, geht aber nicht unter die Dusche. Er bleibt auf der Spielerbank und fiebert mit bis zum bitteren Ende.
Für den jungen Mann ein verlorener Tag? Nein. Lange vor dem Cupspiel war Mattia schon auf dem Platz. Er ist auch Trainer des Junioren-C-Teams. Dieses gewinnt das Spiel gegen Sargans 4:1. Den Trainer freut’s.