Gesundheitsversorgung 25.03.2025

Die Talfahrt ist gebremst: Die St.Galler Spitäler schliessen mit einem Verlust von 800’000 Franken

Die St.Galler Spitäler schliessen das Geschäftsjahr 2024 mit einem Verlust von 0,8 Millionen Franken ab – mit Sondereffekten wurde etwas nachgeholfen. Es wurden nämlich Rückstellungen aufgelöst. Ohne diesen Schritt beläuft sich das operative Ergebnis auf ein Minus von 25 Millionen Franken – 34 Millionen weniger als im Vorjahr.

Von Regula Weik
aktualisiert am 25.03.2025

Wenige Wochen vor dem Start des neuen St.Galler Spitalunternehmens Hoch Health Ostschweiz hatten sich die Ereignisse überschlagen. Der Verwaltungsrat gab die Trennung vom designierten CEO bekannt. Die Kritik liess nicht lange auf sich warten. Und sie fiel harsch aus, auch in zahlreichen politischen Vorstössen.

Vor einem Monat dann die Überraschung. In den Antworten der Regierung auf die Vorstösse war zu lesen: «Die Spitalverbunde werden das Geschäftsjahr 2024 fast ausgeglichen abschliessen.» Und weiter: «Auch wenn das Ergebnis des Kantonsspitals massgeblich durch einmalige Sondereffekte – unter anderem die Auflösung von Rückstellungen – beeinflusst wurde, kommt das Unternehmen in der finanziellen Gesundung voran.»

Verwundert rieben sich kritische Beobachter der Spitäler die Augen. Hat sich ihre finanzielle Situation tatsächlich verbessert? Oder will die Regierung die aufgebrachten Gemüter beruhigen? Verspricht sie zu viel?

 «Signifikante Ergebnisverbesserung»

Nun liegen die Zahlen vor und sie bestätigen die von der Regierung vorweggenommene Entwicklung: Die St.Galler Spitäler schliessen das Geschäftsjahr 2024 mit einem Verlust von 0,8 Millionen Franken ab – «unter Berücksichtigung von Sondereffekten». Und das heisst dann eben: Es wurden insbesondere Rückstellungen aufgelöst und so das Ergebnis «bereinigt», wie es in der Medienmitteilung von Hoch Health Ostschweiz heisst.

Ohne diesen Schritt beläuft sich das operative Ergebnis auf ein Minus von 25 Millionen Franken. Im Vorjahr hatte dieses 59 Millionen Franken betragen. In der Medienmitteilung ist denn auch von einer «signifikanten Ergebnisverbesserung» die Rede. Budgetiert hatten die Spitäler für das Geschäftsjahr 2024 ein Minus von 13 Millionen Franken. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies klappt, hatte Verwaltungsratspräsident Stefan Kuhn vor einem Jahr als hoch eingeschätzt.

Auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel

Die positive Entwicklung des Ergebnisses «in einem für nahezu alle Schweizer Spitäler nach wie vor äusserst schwierigen Umfeld» zeige, dass das neue St.Galler Spitalunternehmen die Aufgaben «wirkungsvoll» angehe, betonten Verwaltungsratspräsident Stefan Kuhn und Interims-CEO Simon Wildermuth am Dienstagmorgen an der Jahresmedienkonferenz. Man sei auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel. Es gelte weiterhin, die Kosten konsequent im Griff zu behalten und Abläufe zu optimieren.

Und die Spitalverantwortlichen halten fest: «Für eine nachhaltige Verbesserung der finanziellen Situation braucht es zwingend auch kostengerechte Tarife.»

«Medizin ist und bleibt unser Kernauftrag»

Das Geschäftsjahr 2024 sei von einer intensiven Vorbereitungsphase auf den Zusammenschluss der vier St.Galler Spitalverbunde zu Hoch Health Ostschweiz geprägt gewesen, heisst es weiter. Der Übergang zum neuen Spitalunternehmen sei ohne Probleme verlaufen, sagt Interims-CEO Wildermuth. Er habe erfreut feststellen dürfen, dass «bereits in den ersten Wochen nach der Fusion in vielen Bereichen ein neuer Spirit Einzug hielt».

Und Verwaltungsratspräsident Kuhn betont: «Medizin ist und bleibt unser Kernauftrag. Unabhängig vom jeweiligen Standort wollen wir dieselbe hochstehende Qualität in der medizinischen Versorgung sicherstellen. Die Fusion zu Hoch Health Ostschweiz mit einer neuen Unternehmensstrategie sowie die angestrebte langfristige finanzielle Stabilität bilden zusammen die Basis für Investitionen und eine erfolgreiche Weiterentwicklung.»

Mehr Patienten ambulant behandelt

Trotz des herausfordernden Umfelds: Die St.Galler Spitäler konnten die Fallzahlen im stationären Bereich halten und im ambulanten Bereich steigern. So wurden 2024 insgesamt 62’310 Patientinnen und Patienten stationär behandelt; im Vorjahr waren es 62’035 gewesen. Die Anzahl ambulanter Patientenbesuche stieg auf 855’690 (Vorjahr 848’344).

Die St.Galler Spitäler sind ein Milliardenunternehmen. Ihr Umsatz beläuft sich auf 1,4 Milliarden Franken. Massgebend für die Wirtschaftlichkeit der Spitäler ist die Ebitda-Marge, sie ist eine wichtige Profitabilitätskennzahl. 10 Prozent sollte diese laut Experten betragen, damit ein Spital langfristig in der Lage ist, die notwendigen Investitionen zu tätigen. In der Medienmitteilung heisst es dazu: «Effizienzsteigerungen sowie Mehrerträge inklusive der erwähnten Sondereffekte führten zu einer markanten Verbesserung der Ebitda-Marge auf 6,1 Prozent.» Im Vorjahr hatte sie 1,2 Prozent betragen.

Das Geschäftsjahr 2023 hatten die St.Galler Spitäler mit einem Verlust von knapp 100 Millionen Franken abgeschlossen. Ursprünglich war man von einem Defizit von 46 Millionen ausgegangen. Dass es dann mehr als doppelt so hoch ausfiel, war vor allem auf zwei ausserordentliche Wertberichtigungen von gut 40 Millionen Franken zurückzuführen.

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