Motorsport 25.10.2024

Die romantische Geschichte von Hans Ruf und seinem Cooper S

Hans Ruf fährt Autorennen – in der Kategorie Ü75. Er geht in einem Cooper S aus dem Jahr 1968, der eine sehr spezielle Geschichte hat, an den Start. So etwa am letzten Wochenende am Jochpass-Memorial in Süddeutschland.

Von Elio Crestani
aktualisiert am 25.10.2024

Nach der 100-Jahr-Jubiläumsveranstaltung im letzten Jahr, fand am dritten Oktober-Wochenende 2024 das 24. Jochpass-Memorial statt. Ab 1923 gab es im Allgäu das Oberjoch-­Bergrennen. Heute ist es, nach einer Wiederbelebung im Jahr 1999, wieder eine feste Grösse im internationalen Oldtimer-­Eventkalender. So finden jedes Jahr Tausende Besucherinnen und Besucher den Weg an die Strecke im Ostrachtal, um sich die historischen Fahrzeuge aus der Nähe anzusehen. Die Veranstalter zogen mit 20’000 Fans ein positives Fazit.

Es war ein schönes Rennen im Allgäu für Hans Ruf und seine Frau Gundi.
Es war ein schönes Rennen im Allgäu für Hans Ruf und seine Frau Gundi.
Bild: dream-cars.ch

Über 250 Pilotinnen und Piloten mit Autos, Motorrädern und Seitenwagen fuhren auf einer 5,49 Kilometer langen Strecke mit 105 Kurven und 300 Höhenmetern sechs bis acht Trainings- und Wertungsläufe. Weil das Rennen nur 80 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt stattfindet, starten jeweils auch viele Eidgenossen. So auch der pensionierte Flugzeugbau-Ingenieur Hans Ruf mit seiner Frau Hildegund. Der Walzenhauser startete im BMC (British Motor Company) Cooper S Race 1400 mit 120 PS aus dem Jahr 1968.

Das erste Rennen fuhr er in Crystal Palace

Ruf erzählte im Fahrerlager, dieser Wagen sei sein erstes Rennauto überhaupt gewesen, ein Freund von ihm habe das rechtsgelenkte Auto in Belgien gefunden. Ruf sagt lachend:

Ich begann meine Kar­riere mit diesem Cooper S und beende sie mit meinem ersten Rennwagen.

Aufgewachsen ist er in Schaffhausen, danach absolvierte er bei der ehemaligen Fluggesellschaft Swissair sein Studium als Flugzeugbau-Ingenieur. Berufsbegleitend machte er die Berufsmatura bei der Firma Georg Fischer in Schaffhausen.

Der Swissair waren die Englischkenntnisse ihrer Ingenieure ein grosses Anliegen, weshalb sie allen einen dreimonatigen Sprachaufenthalt am Londoner Flughafen Heathrow ermöglichte. In Crystal Palace, einem Bezirk Südlondons, fuhr Hans Ruf in einem gemieteten Cooper S sein erstes Rennen. Er erinnert sich: «Das waren jeweils kleine Quartierrennen in der Stadt. Ich wechselte dabei stets zwischen zwei Autovermietungen; die Autos hatten nach dem ­Wochenende jeweils richtige Kampfspuren.»

Der ominöse John trug den Nachnamen Cooper

Eines Tages kam ein gut gekleideter Herr namens John auf Ruf zu, weil er dessen guten Fahrstil bewunderte. Er fragte, ob Ruf nicht seinen Cooper S testen wollte. Der junge Schweizer sagte sofort zu, doch dann ging es um den Kaufpreis. Ruf erzählt:

Ich sagte, ich hätte meine ersten drei Monatslöhne verdient und gerade mal 20 Pfund im Sack. Das Auto kostete aber gut 10’000 Franken, das konnte ich mir nicht leisten.

John jedoch insistierte: Er hiess zum Nachnamen Cooper und schlug einen Deal vor. Dieser bestand daraus, dass Ruf jeweils an Weihnachten 1000 Pfund zahlte und in der Schweiz, Deutschland und Österreich dessen Autos verkaufte.

Ruf legte sich ins Zeug und verteilte an allen Rennen, an denen er teilnahm, Prospekte. Nach vier Jahren rief John Cooper dann an und sagte: «Du musst nichts mehr zahlen. Ich habe durch dich schon zwölf Autos verkauft.» Ruf fuhr den Cooper S für vier Saisons erfolgreich an Schweizer Rennen. Danach wechselte er zu einem Lotus Europa TC mit dem Ford Twin Cam (Doppelnocken-Motor) und verkaufte den Cooper S mit allen Papieren. Mit dem Lotus startete Ruf in der Schweizer Grand-Turismo-Klasse 1600 bis 2000.

«Noch nie habe ich mich so wohl gefühlt»

Ende der 1970er-Jahre suchte der Flugplatz Altenrhein einen Flugzeugbau-Chefkonstrukteur. Wegen dieser Stelle zog Ruf in die Region. Er entwickelte das akrobatiktaugliche Schulungsflugzeug Bravo AS32T. Ruf machte die Pilotenausbildung, bildete Instruktoren aus und wurde Flugzeug-Verkaufsdirektor. 15 Jahre lang fuhr Ruf für den Porsche-Club Konstanz, bei dem er 1992 die Clubmeisterschaft gewann. Dabei fuhr er erst einen Porsche 924 GT, dann einen Porsche 911 RS 2,7 Liter von 1973, den sogenannten Entenbürzel 1973. Seine Frau beklagte sich über die Lautstärke im Auto, zudem hatten die Türen keine Fallen, sondern Lederriemen. «Heute kosten diese Porsche 911 Entenbürzel ein Vermögen», sagt Ruf.

Haken dran: Hans Ruf ist ein alter Hase in der Motorsport-Rennszene und hat schon zahlreiche Rennen absolviert.
Haken dran: Hans Ruf ist ein alter Hase in der Motorsport-Rennszene und hat schon zahlreiche Rennen absolviert.
Bild: dream-cars.ch

Bestritt er mal gerade kein Rennen, renovierte er das Bauernhaus in Walzenhausen, das er und seine Frau gekauft hatten. Meistens war er aber an Rennen – auch mit einem Seymaz Formel 3, der in der Schweiz gebaut wurde. Später kaufte er einen March Indy light mit Formel-3000-Chassis und Buick-­V6-Motor. Und er entdeckte bei Eggimann Classic Race Cars in Sissach BL einen Pedrazza, angetrieben von einem Honda Type-R-Motor 2 Liter. «Ich habe mich sofort in dieses Auto verliebt. Noch nie habe ich mich in einem Rennwagen so wohl gefühlt wie im PRC, es stimmte einfach alles», sagt Ruf. Er gewann darin zwei RRCV-Rennen und Rally-Club-Klassenmeisterschaften in den Jahren 2018 und 2020.

Und dann sagte ein Freund, er habe in Belgien den Cooper S aus Rufs Studienzeit gefunden. Hans Ruf erklärt:

Ich hatte keine Papiere von diesem mehr. Doch bei einem FRC-Goldpokal-Rennen hatte ich die Chassisnummer angeben müssen. So konnten wir verifizieren, ob der Cooper S wirklich meiner war.

Und es war sein früheres Auto. Er holte es zurück – und nun beendet der Flugzeugbau-­Ingenieur aus Walzenhausen in den nächsten Jahren darin seine Karriere.


Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.