Zwölf sind es ursprünglich: Zwölf Nächte mit zwölf Ritualen, zwischen dem 24. Dezember und dem 6. Januar. Während dieser Zeit herrschen die Raunächte, deren Ursprung im germanischen und keltischen Brauchtum liegt. Zustande gekommen ist der Brauch wohl aus der Differenz der 365 Tage im Sonnenkalender und dem Mondjahr mit seinen 354 Tagen. Die Kelten fügten elf Tage – und somit zwölf Nächte hinzu, um den Unterschied auszubalancieren. Diese Nächte standen im Volksglauben ausserhalb der normalen Zeit und wurden zur Geisteraustreibung oder auch Wahrsagerei genutzt.
Recherche führte die Perchtawiiber zum Brauch
Seit neun Jahren beleben die Perchtawiiber den Brauch der Raunächte im Rheintal wieder aufs Neue. Dies ist kein Zufall: «Wir haben viel Recherche betrieben. Der 2. Januar ist der Perchterlitag – und die Perchtin ist die Schutzpatronin der Raunächte», erklärt Perchtawiiber-Präsidentin Jacqueline Streule.
So trafen sich im gefüllten Burgkeller in Rebstein dieses Jahr 160 Teilnehmerinnen zum «Räuchele» während der Raunächte. Es scheint eine angenehme Dosis Aberglaube zu sein: Dank der grossen Nachfrage wurde der Anlass zum ersten Mal auf zwei Abende verteilt.
Rezept fürs Glück: Kräuter, Federn und ein Händedruck
In der stimmigen Atmosphäre erklärt Kräuterexpertin Doris Gschwend den Brauch, bei dem elf Kräuter plus Federn verbrennt werden. «Es ist ein wichtiger Brauch, um sich von Altlasten zu befreien», so Gschwend. «Und diesen wollen wir in diese schnelllebige Zeit weitertragen».
Auf den Tischen liegen Zettel. Hier können die Teilnehmerinnen Dinge notieren, die sie im kommenden Jahr loslassen wollen. In einer grossen Feuerschale vor dem Burgsaal lodern die Flammen hoch. Man sammelt sich um das Feuer, alle nehmen eine Handvoll Kräutermischung und werfen diese mit ihren Zetteln ins Feuer. Abgeschlossen wird alles mit dem persönlichen Händedruck einer Perchtin – das soll im neuen Jahr extra viel Glück bringen.