Der Schlusspfiff ist für die Diepoldsauer Spieler die Erlösung. Mit hängenden Köpfen kommen sie zur Spielerbank, mit hängenden Köpfen stehen sie im Kreis und hören (vielleicht) die Worte ihres Trainers und mit hängenden Köpfen trotten sie dann in Richtung Garderobe. Nur Kimi und Finn Metzler nicht. Sie haben noch einen Termin. Mit hängenden Köpfen kommen sie zum Gespräch.
Einer hinten, einer vorne
Im Spiel bearbeiten die Brüder die rechte Seite; Kimi, der ältere, als Aussenverteidiger den defensiven Bereich, Finn als Flügel die Offensive. Kimi, ein kräftiger Kämpfer, zeigt eine solide Leistung. Finn, ein flinker Wirbler, stark am Ball, geht immer wieder selbstbewusst ins Dribbling, durchaus erfolgreich. Doch Entscheidendes gelingt ihm nicht. Nach 58 Minuten ist das Spiel für Kimi beendet, eine Viertelstunde später folgt ihm Finn auf die Bank.
Patrik Riklin, Diepoldsaus Trainer, attestiert seinem Team Kampfgeist, hält aber doch fest: «Rebstein war klar besser.» Damit ist das Spiel abgehakt, aber Kimi, 22-jährig, und Finn, 17, sind immer noch Thema.
In jedem Training
«Kimi spielt intelligent», beginnt Riklin,
und ist mit Leidenschaft dabei. Aus seinen Möglichkeiten holt er das Optimum heraus. Ich kann ihn auf allen Positionen einsetzen.
Kein Wunder ist Kimi seit seinem ersten Einsatz im Eins Stammspieler. Eines hebt der Trainer besonders hervor: «Kimi studiert in Zürich – und ist in Diepoldsau in jedem Training dabei.» Finn sei anders, sagt der Trainer, flink, dynamisch, talentiert. Und er höre auf seinen grossen Bruder.
Die beiden gehören zur Fussballfamilie Metzler. Auch ihr Bruder Mika spielt Fussball, bei Wil U18. Vivien, ihre Schwester, im Turnverein aktiv, schaut ihren Brüdern gern beim Spiel zu. Das macht auch die Mutter. Ksenja, Optikerin, die bei Visilab im Rheinpark in Teilzeit arbeitet. Vater Rico, Polizist, war früher als Drogenfahnder unterwegs, gehört jetzt zur Leitung im Bereich Recherchen. «Die spannenden Geschichten aus dem Drogenbereich fehlen jetzt», sagen die Söhne.
Rico Metzler ist Trainer mit Diplom C+. Er war mehrere Jahre Teamstütze beim FC Widnau in der 2. Liga. Und dies, obwohl er erst mit 16 zum FC kam. Vorher arbeitete der Bauernbub vom Fasanenhof, zwischen Widnau und Balgach gelegen, in der Landwirtschaft und hatte keine Zeit für den Ball.
Kehren wir auf die «Rebster» Birkenau zurück. Kimi und Finn sitzen auf der Spielerbank, abwartend, zum Gespräch bereit. Es braucht ein paar Worte, dann ist das 0:5 vergessen. Es geht um Fussball, um ihre Leidenschaft. Und am Schluss auch noch um den Fasanenhof. Die beiden sind hellwach, aufgestellt, mitteilsam. Kimi, der ältere, übernimmt die Führung, stets darauf bedacht, seinem Bruder Gelegenheit zum Antworten zu geben.
Ein familiärer Verein
Kimi studiert in Zürich Maschineningenieur, Finn geht in Diepoldsau in die Oberstufe. Die nordischen Vornamen gefallen den Eltern, sind aber ohne Bezug zu Herkunft oder Erlebnissen. Kimi und Finn standen beide in ihren ersten Fussballjahren im Tor. Ein Trainingslager in Alicante gehört zu den schönsten Erinnerungen. Sie sind stolz auf ihren Verein: Familiär, alle Teams gleichgestellt, man setzt auf eigene Spieler. Der Trainer wird geschätzt, weil er unterstützt und menschlich überzeugt. Beide sagen:
Wir haben Freude am Fussball und an der Leistung.
Finn könnte sich vorstellen, auch einmal in einer höheren Liga zu spielen, Kimi ist beim FCD «grad am richtigen Ort».
Oft auf dem Bauernhof
Dann kommt die Rede auf den Fasanenhof, wo ihr Vater aufgewachsen ist. Onkel Patrick betreibt dort Rindermast und pflegt, am Hang, einen Rebberg. Auf diesem Hof sind Kimi und Finn oft, verbringen ganze Sommerferien, helfen, fahren mit dem Traktor. Besonders gefragt sind die Sportler im Herbst im Weinberg. Bei der Lese bringen sie auf schwierigen Wegen die Kisten mit den Trauben zur Sammelstelle.
Die Fasanenhof-Erlebnisse prägen. Kimi bricht das Ingenieurstudium ab. Er wechselt von Zürich nach Bern. Dort studiert er ab nächstem Herbst Agronomie. Vereinfacht: Er wird Bauer.