«Ich bin ganz gern auch mal allein», sagt Robin Sonderegger im Gespräch nach dem Match. Das «auch» ist wichtig. Er ist gern in Gesellschaft, also mit seinen Klubkollegen nach Training und Spiel, geht ebenso gerne auch in den Ausgang. Im Moment – zeitgemäss – an die Rhema, an die er gute Erinnerungen hat. Aber er liebt auch die Zeit nach dem Fussball, besonders die lange Winterpause, wo er zum Beispiel auf dem nahen Blattenberg seine Runden auf dem Vitaparcours geniesst, eins mit der Natur. Zufrieden. Der Fussball ist in weiter Ferne.
Auf der anderen Seite
Auch im Spiel gegen die Widnauer Reserven ist der kräftige, athletische Spieler, grad 27 Jahre alt, als rechter Flügel oft allein. Das Rüthi-Spiel ist vorerst linkslastig. Sonderegger auf der anderen Seite ist unterbeschäftigt. So wird kein Fussballer glücklich. Man sieht es ihm an, wie er mit hängendem Kopf in die Pause geht. Nachdenklich. Unzufrieden.
Dabei hat diese erste Halbzeit schon gezeigt, was die Stärken des Stürmers sind. Er setzt seinen Körper gut ein, gewinnt die meisten Zweikämpfe und deckt den Ball wirkungsvoll ab. Dazu hat er eine gute Übersicht. In der 13. Minute setzt er sich durch und kommt seitlich vors Tor. Er könnte schiessen. Aber er sieht, dass in der Mitte Stürmerkollege Flamur Bojaxhi heraneilt. Und dieser verwertet die Vorlage zum 1:0.
Drei Vorlagen
Die zweite Hälfte verläuft ganz anders. Robin Sonderegger wird ins Spiel einbezogen, hat genug Bälle. In der 50. Minute erreicht ihn ein weiter Diagonalpass, den er perfekt annimmt und zu Fisnik Berisha weiterleitet, der das zweite Tor erzielt. Nur fünf Minuten später erkämpft er den Ball im Mittelfeld und legt ihn Flamur Bojaxhi in den Lauf. Dieser trifft zum 3:0. Das Spiel ist entschieden. Dreimal spielt Sonderegger den letzten Pass, fehlt noch ein Tor.
Ich hätte sehr gern auch ein Tor geschossen. Tore sind das Dessert. Aber ich sehe das Vorbereiten von Chancen als meine wichtigste Aufgabe.
In der 67. Minute hätte es fast noch zum Dessert gereicht. Aber ein Verteidiger wehrt seinen Kopfball auf der Linie ab. So bleibt er zweitbester Skorer im Team mit sieben Treffern. Zehn Minuten später verlässt ein zufriedener Vorbereiter den Platz.
«Er ist ein ganz wichtiger Spieler in meinem Team», sagt Trainer Granit Bojaxhi über seinen rechten Flügel,
er ist stets mit Einsatz dabei, und er spielt einen einfachen, gradlinigen Fussball.
Der Sieg sei klar und verdient, meint der Trainer weiter, und ergänzt: «Endlich gelingt es, unser Spiel durchzuziehen.» Das spricht auch Robin Sonderegger an: «Wir können nun den Ball auch in der Offensive länger halten.»
Er wird nicht Koch
Robin Sonderegger macht keine Lehre als Koch, sondern als Konstrukteur, und er bildet sich dann weiter. Ein Vollzeitstudium an der FHS Buchs schliesst er mit dem Bachelor ab. Als Maschinenbauingenieur bei der Firma swissQprint in Kriessern entwickelt er heute neue Maschinen. Er hat die richtige Stelle gefunden, obwohl sein Jugendtraum ihn nicht an den Computer, sondern an den Herd geführt hätte.

Robins Tante führte das Restaurant Löwenburg in Lienz, einen Ort, den alle Rheindamm-Radler kennen. Er half dort in der Küche mit. Sein Spezialgebiet waren die Desserts. Mit diesem respektablen Basiskönnen war es klar, dass eine Kochlehre zumindest in Betracht gezogen wurde. Arbeiten am Sonntag? Arbeiten am Abend? Kollegen? Nicht Koch, Konstrukteur.
Aber auch ein ehemaliger Konstrukteur kann Desserts zubereiten. Zum Beispiel für seine Partnerin. Seraina Mettler ist Geschäftsführerin der Drogerie Bohl in Heiden. Robin hat sie vor acht Jahren an der Rhema kennen gelernt. Heute leben sie zusammen in Oberriet. Wenn Seraina nicht gerade arbeiten muss wie an diesem Samstag, kommt sie zu den Spielen ihres Partners.
Eine wichtige Erfahrung
Einen besonderen Abschnitt in seinem Leben schildert Robin Sonderegger so:
Als Durchdiener habe ich ein Jahr im ‹Rhyboot› in Altstätten mit Menschen mit Behinderung gearbeitet. Ich habe gelernt, mich auf die Person vor mir einzulassen und gesehen, dass ohne Tempo und ohne Druck ebenfalls vieles erreicht werden kann. Ich bin zufrieden in mein Leben zurückgekehrt.
Ein Mensch mit dieser Lebenserfahrung kann eine Fussballhalbzeit mit etwas wenig Bällen locker vergessen.
Der Vorbereiter wird doch nicht ganz vergessen – und er liefert