«Er kam, sah und siegte» mag wie eine Floskel klingen, auf Walter Sieber trifft diese Aussage aber voll zu. Der 21-jährige gelernte Polymechaniker aus Widnau schnupperte 2023 erst kurz in die Rennserie herein, die er im darauffolgenden Jahr dann spektakulär für sich entschied.
Er verwies dabei Michael Eising und David Emch auf die weiteren Podestplätze – Eising hat Trophy Racing gegründet und 2022 gewonnen, Emch war in den Jahren 2021 und 2023 Champion.
Die Saison begann für den Widnauer nach Wunsch, wurde er beim ersten Rennen in Lyss BE doch gleich Zweiter. Am «Mostindien»-Grand-Prix in Fimmelsberg TG wiederholte er dieses Resultat. Die drei Siege gelangen ihm am GP Enreyap in Payerne, in Locarno sowie an einem zweiten Rennen in Payerne. Am Saisonfinal, dem GP Seeland, fuhr er mit Blick auf die Meisterschaft ein intelligentes Rennen mit dosiertem Risiko. Walter Sieber versuchte, unnötige Zweikämpfe zu vermeiden und fuhr auf den dritten Rang. Dies reichte, um den Titel «Trophy Racing Champion 2024» abzusahnen.
Wie das Training hilft, schneller zu werden
Walter Sieber ist der Sohn eines Rheintalers, seine Mutter Nancy stammt aus den Philippinen. Sieber sagt, sein Vater Beno sei ein grosser Motorsport-Enthusiast gewesen. Dieser fuhr in den 80er- und 90er-Jahren schnelle Suzuki-GSX/R-Motorräder. Er besuchte mit dem unvergessenen Rennfahrer Urs Weder sowie Martin Decker auch Trainings auf Rennstrecken.
So nahm auch Walter Siebers Karriere schon früh Fahrt auf. Als Kind schaute er Formel-1-Rennen im Fernsehen, danach ging es oft nach Vorarlberg. «In der Kartbahn Feldkirch nahm ich an den Hobbyrennen des kürzlich aufgelösten Teams Eichmann teil. Dann habe ich im Internet vom Trophy Racing gelesen, wo es die Klassen TR1, TR2 und TR3 gibt», erklärt der Widnauer. Und:
2023 habe ich anhand der Rundenzeiten gesehen, dass ich mit den schnellsten TR1-Piloten gut mithalten kann.
So entschied er, sich für die Rennserie anzumelden. Schneller wird Walter Sieber im wöchentlichen Training in Feldkirch. «Da habe ich mit meinem Vater, mit Gabriel Fenkart aus Au, Bruno Keller aus Widnau und vielen mehr grossartige Konkurrenten. Wir pushen uns immer zu noch schnelleren Zeiten», sagt der 21-Jährige.
Trophy Racing entstand im Berner Seeland
Der Initiator des Mietkart-Rennzirkus heisst Michael Eising und stammt aus dem Berner Seeland. Er sass mit fünf Jahren erstmals im Kart, eine Profikarriere war aus finanziellen Gründen aber unmöglich. An Rennen startete er dennoch, so etwa 2019 bei einem von Canal 3. Da gelang es Eising, sich für den Red-Bull-Kart-Fight zu qualifizieren. Er gewann das Qualifying und lernte viele seiner heutigen Mitstreiter kennen.
Eising fragte sich, weshalb es keine Meisterschaft für Amateure gibt. Er begann, Strecken, Partner und Sponsoren zu suchen – und er gründete Trophy Racing. Nach Gesprächen mit dem Dachverband Autosport Schweiz war er eingeladen, die erste offizielle Schweizer Mietkart-Meisterschaft zu organisieren und durchzuführen.
Walter Sieber will 2025 seinen Titel verteidigen
Im nächsten Jahr steht die nächste Meisterschaft auf dem Programm. Walter Sieber fährt wieder mit und nimmt sich vor, den Titel zu verteidigen. Er besucht zurzeit die Rekrutenschule als Lastwagenfahrer in Frauenfeld und will sich keine andere Serie leisten. Los geht’s im April in Lyss, total stehen bis zum abschliessenden GP Seeland zehn Rennen auf dem Programm. Das Reglement ist denkbar einfach: Training und Qualifying dauern jeweils zehn Minuten, für die Poleposition gibt es vier zusätzliche Punkte und wer die schnellste Rundenzeit in den Asphalt brennt, bekommt einen Award.
Hat Walter Sieber – neben der Titelverteidigung – Wünsche für die neue Saison? Der Champion sagt:
Ich hoffe, dass in Zukunft mehr Fahrerinnen und Fahrer aus der Ostschweiz und vor allem aus dem Rheintal am Start stehen werden.