Als der FC Widnau in seinem ersten Meisterschaftsspiel in Zürich gegen Seefeld 1:0 gewann, konnte man nicht ahnen, dass dies der Spitzenkampf der Vorrunde gewesen ist. Es standen sich nämlich die beiden Mannschaften gegenüber, die in der Saisonpause die ersten zwei Plätze belegen. Dabei hatte die Saison für die Rheintaler mit einer Enttäuschung begonnen: Am 10. August schied Widnau bei tropischen Temperaturen beim Ligakonkurrenten Red Star Zürich mit einer 0:2-Niederlage aus dem Cup aus.
2. Liga interregional, Gruppe 4
Rangliste: 1. Widnau 15 Spiele/34 Punkte; 2. Seefeld ZH 15/33, 3. Gossqau 15/29, 4. Dardania SG 15/26, 5. Wil II 15/24, 6. Balzers 15/23, 7. Altstätten 15/22, 8. Chur 15/21, 9. Uster 15/20, 10. Frauenfeld 15/18, 11. Dübendorf 15/16, 12. Arbon 15/16; 13. Bülach 15/15, 14. Red Star 15/14, 15. Schaffhausen II 14/14, 16. Bazenheid 15/13.
Nach dem letzten Spiel, dem spannenden 4:3-Sieg am letzten Samstag in Wil, sagte Widnaus Co-Trainer Daniel Lüchinger:
Schade, dass jetzt Winterpause ist. Wir sind aktuell in überragender Form.
Die Blau-Weissen haben nach der 0:4-Niederlage Anfang Oktober in Gossau alle sechs Spiele gewonnen und sich mit einem furiosen 5:2-Sieg gegen Balzers am 27. Oktober die Leaderposition erkämpft.
«Die Vorrunde war mit den englischen Wochen sehr intensiv», sagte Trainer Andreas Lüchinger. Mit dem Saisonstart war der Übungsleiter nicht ganz zufrieden:
Abgesehen vom Altstätten-Spiel sind wir nicht überzeugend in die Saison gestartet.
Im Derby gegen den FCA kamen 1300 Zuschauer auf die Aegeten, Widnau gewann souverän 4:0. Drei Tage später gastierte Dardania St. Gallen an einem milden Herbstabend auf der Aegeten und gewann auf dem Nebenplatz 1:0, es war im dritten Spiel die erste Widnauer Niederlage.
Kevin Egbon mit grossem Verletzungspech
Die nächsten beiden Begegnungen verliefen ebenfalls harzig. Bevor es auf der Aegeten gegen Arbon ein torloses Unentschieden gab, glückte Widnau gegen den Tabellenletzten Bazenheid wenigstens ein «Last-Minute-1:0-Sieg». Kevin Egbon stellte diesen mit seinem Tor in der 94. Minute sicher.
Egbon ist der Pechvogel der Vorrunde. Der 21-Jährige, der vor drei Jahren von Rebstein zu Widnau wechselte, verletzte sich im Training am rechten Knie und fällt für die ganze Saison aus. «Dieser Ausfall schmerzt enorm. Kevin, der fast auf jeder Position eingesetzt werden kann, war in ausgezeichneter Form», sagt Andreas Lüchinger. «Wir werden ihn vermissen, aber wir sind überzeugt, dass er wieder stark zurückkommt. Wir werden ihn dabei unterstützen.»
Glanzleistung im Heimspiel gegen Balzers
Danach folgten ein 5:2-Sieg gegen Bülach, eine 2:5-Niederlage bei Schaffhausen II, ein 2:1-Erfolg in Chur und die 0:4-Niederlage in Gossau. Nach dem Spiel gegen die Fürstenländer lag Widnau in der Tabelle vier Punkte hinter Leader Wil II auf Platz sechs – und auch zwei Punkte hinter Aufsteiger Altstätten. Andreas Lüchinger: «Man kann aus jeder Niederlage lernen und daraus Positives ziehen.» Dennoch: Bei den Niederlagen, auch in Gossau, war Widnau nicht die schlechtere Mannschaft. Ärgerlich war für den Trainer eigentlich nur die erste Halbzeit in Schaffhausen: «Die haben wir komplett verschlafen.»
Nach dem Gossau-Spiel kam der «Aegeten-Express» richtig ins Rollen und gab in sechs Spielen keinen einzigen Punkt mehr ab. Besonders beim 5:2-Sieg gegen Balzers zeigte das Team eine starke Leistung. Den 0:2-Rückstand nach gut 20 Minuten korrigierten die Widnauer im Stil einer Spitzenmannschaft.
Ademi mit bislang zwölf Saisontoren
Auch der neue Stürmer Orhan Ademi, der lange als Profi in Deutschland gespielt hat, kam immer besser in Fahrt. Acht Tore erzielte er in den letzten vier Spielen, zwölf in allen Begegnungen der Vorrunde. Man habe zu Saisonbeginn gemerkt, dass Ademi die Spielpraxis gefehlt hat, sagt der Trainer. Lüchinger wusste, dass er Geduld brauchte, die sich schliesslich im Herbst auszahlte: «Wir können enorm von Ademis Erfahrung profitieren. Er hat sich ausgezeichnet ins Team integriert.»
Lüchinger spricht auch einen weiteren Aspekt an, der zum Erfolg beiträgt: «Eine unserer Stärken ist, dass wir schon seit Jahren ein Grundgerüst aus guten Fussballern und Charakteren haben.» Auch auf die Rückrunde werde das Kader nicht gross verändert. Zwei, drei Änderungen könne es aber immer geben. In der Rückrunde nicht mehr dabei sein wird Arbnor Dalipi, der den Verein verlässt. Lucas Barboza Maciel musste im November wieder in seine brasilianische Heimat zurückkehren. «Lucas hat im ganzen Verein einen bleibenden Eindruck hinterlassen.» Ob der 22-jährige Offensivspieler im Frühling zurückkehrt, ist ungewiss.
Vom Aufstieg reden sie noch nicht auf der Aegeten
Was, wenn die Erfolgsserie anhält und der FCW an die Tür zur 1. Liga Classic anklopft? Präsident Remo Heller sagt:
Die Saison ist noch lange und wir werden uns in der Winterpause im Vorstand mit dem Thema Aufstieg befassen.
Das vor der Saison geäusserte Ziel ist ein Platz in den ersten vier. «Wir wollen Spass am offensiv ausgerichteten Fussball haben», sagt Andreas Lüchinger. Mit einem Augenzwinkern fügt er an: «Ich glaube, das ist uns in der Vorrunde ganz gut gelungen.»
Die Rückrunde beginnt am 15. März. Die ersten drei Spiele haben es in sich. Zuerst reist der Leader zu Dardania auf das Gründenmoos, eine Woche später gastiert Seefeld auf der Aegeten und dann kommt es auf der Gesa zum Derby gegen Altstätten. Die Fussballfans, insbesondere die von Widnau, dürfen sich auf einen spannenden Frühling freuen.