Der Unternehmer Edgar Oehler ist in der Nacht auf Donnerstag gestorben. Dies bestätigt seine Familie. Er litt zuletzt an einer Alzheimer-Erkrankung.
Der Balgacher führte über viele Jahre die AFG Arbonia-Forster-Gruppe und machte das Unternehmen zu einem wichtigen Player in der Bauzulieferbranche. Oehler war bekannt für seine unternehmerische Weitsicht.
Neben seiner Tätigkeit in der Wirtschaft engagierte sich Oehler auch politisch, unter anderem als Nationalrat, und setzte sich für die Anliegen der Ostschweiz ein. Sein unternehmerisches Wirken hinterlässt bis heute Spuren in der Region.
Ein bewegtes Leben
In bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, wie Edgar Oehler immer betonte, besuchte er die Primarschule in Balgach, die Sekundarschule in Widnau und legte dann an der Kantonsschule St.Gallen die Matura Typus B (Latein) ab. Edgar Oehler war ein Unternehmer von Grund auf. Bereits während seines Studiums an der Universität, das er mit einem Doktorat in Staatswissenschaften abschloss, gründete der Sohn eines Malermeisters ein Gipsergeschäft in Balgach. Im Militär bekleidete der Panzerabwehr-Infanterist zuletzt den Rang als Oberst und Kommandant eines Infanterieregiments. Von 1991 bis 2004war er Präsident des Verbands Schweizerischer Zigarettenindustrie.
Unternehmerisch ging es bald steil aufwärts. Edgar Oehler war oberster Leiter und Eigentümer grosser Unternehmen, darunter die AFG Arbonia-Forster-Gruppe in Arbon, die Hartchrom AG Steinach, die RWD Schlatter AG, Roggwil, EgoKiefer AG, Altstätten und der Bruno Piatti AG in Dietlikon. Die «Bilanz» schätzte sein Vermögen 2020 auf rund 275 Millionen Franken.
Eng verbunden war er auch der Tageszeitung «Die Ostschweiz», die der katholischen Kirche nahestand, und war von 1973 bis 1985 deren Chefredaktor. Auch hier pflegte er seine Eigenschaft, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, und er wich keiner Diskussion aus.
Politischer Einfluss und internationale Aufmerksamkeit
Von 1971 bis 1995 sass er für die CVP im Nationalrat; mit 28 Jahren war er damals das jüngste Mitglied der Kammer. Einer seiner Förderer war der St.Galler Bundesrat Kurt Furgler.
Internationale Aufmerksamkeit gewann Edgar Oehler 1990. Er war Leiter einer Mission («Operation Kalif») von Schweizer Politikern, die den irakischen Diktator Saddam Hussein besuchten und so die Freilassung mehrerer Dutzend Schweizer Geiseln erreichte.
In den letzten Jahren zog sich der «König des Rheintals» schrittweise aus der Wirtschaft zurück und übergab 2022 die operative Leitung der STI Group, die in der Oberflächenveredelung weltweit führend ist, an Andrea Oehler, eine seiner vier Adoptivtöchter.
2021 liess er eine Biografie über sich verfassen, «Edgar Oehler, Ostschweizer. Unternehmer, Politiker, Journalist».
Unvergessen ist auch sein Engagement für den St.Galler Fussball. Ab 2006 und bis 2015 trug der heutige Kybunpark den Namen AFG Arena, was jährlich eine Million Franken kostete.
In der Nacht auf den 13. März ist Edgar Oehler in Balgach gestorben. Die Ostschweiz und insbesondere das Rheintal, aber auch die ganze Schweiz, verliert damit eine der schillerndsten und umtriebigsten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte.