Was für Menschen der Drive-in bei McDonalds ist, ist für Vampire wohl die mobile Blutspende. Diese Szene blitzte unweigerlich vor meinem geistigen Auge auf, als ich letzte Woche in Altstätten zum Blutspenden ging. Ich weiss, der Vergleich mit Blut und Vampiren erinnert an einen lahmen Dad-Joke. Bestätigt hat mich wenig später ein älterer Herr, der in der Warteschlange die Augenbrauen hochzog und sagte: « Als wäre alles für die Vampire angerichtet.» Haha.
Doch der Anblick war tatsächlich gewöhnungsbedürftig. Etwa 30 Holztische mit Metallfüssen und einer dünnen weissen Matte waren in der JungRhy-Kirche wie Dominosteine aufgereiht. Rundherum schirmten provisorische Kabinen die Spendenden während des medizinischen Checks von den Wartenden ab. Die Liegen waren rasch gut besetzt. An den Armen der Anwesenden baumelte ein Schlauch, durch den ein stetiges Rinnsal von Blut aus der Vene floss. Was fehlte, waren Headsets und jemand, der durch die Menge rief: «Einmal Blutgruppe A+ zum Mitnehmen.» Aber der wohl grösste Unterschied zu McDonalds: Hier werden keine Arterien durch Fast Food verstopft, sondern es werden tatsächlich Leben gerettet.
Täglich werden in der Schweiz rund 770 Blutspenden benötigt. Sie helfen vor allem Menschen, die an Krebs erkrankt sind, sie werden aber auch bei Geburtskomplikationen, Operationen und Unfällen benötigt. Vier von fünf Menschen sind mindestens einmal im Leben auf Blut oder ein aus Blutprodukten hergestelltes Medikament angewiesen.
Doch nur ein Bruchteil der Schweizerinnen und Schweizer spendet regelmässig Blut. Keine Zeit oder Angst vor der Nadel? Wir fragten an der Blutspendeaktion in Altstätten nach. Diese wird zweimal im Jahr vom Samariterverein und der SRK Blutspende Ostschweiz durchgeführt, die das Blutspenden in den Kantonen St. Gallen und Appenzell koordiniert. Ruth Wälti ist Abteilungsleiterin Entnahme bei SRK Blutspende Ostschweiz.
Dürfen alle, die wollen, Blut spenden?
Ruth Wälti: Um das zu beurteilen, muss bei jeder Spende ein medizinischer Fragebogen ausgefüllt werden. Aber grundsätzlich sind alle gesunden Menschen, die über 50 Kilogramm wiegen und sich im Alter von 18 bis 65 Jahren befinden, herzlich willkommen.
Wie läuft eine Spende ab?
Nach dem Ausfüllen des Fragebogens werden vor jeder Spende sowohl der Hämoglobinwert als auch der Blutdruck gemessen. Dieser kleine medizinische Check wird von unserem medizinischen Fachpersonal durchgeführt und beurteilt. Er ist die Entscheidungsgrundlage dafür, ob eine Blutspende möglich ist.
Und wenn alles o. k. ist?
Dann bereiten wir die Entnahme vor. Der Arm wird bequem gelagert und die Venenverhältnisse beurteilt. Um einen guten Blutfluss zu gewährleisten, nutzen wir ausschliesslich die Venen in der Ellenbeuge, weswegen es von Vorteil ist, wenn diese ausgeprägt, gut tastbar oder sichtbar sind.
Wie viel Blut wird entnommen?
Die Menge beträgt zwischen 400 und 450 ml.
Wie sollen sich Spenderinnen und Spender darauf vorbereiten?
Viel trinken ist wichtig. Mindestens zwei Liter sollten es über den Tag verteilt sein, damit die Gefässe gut gefüllt sind. Am Spendetag raten wir ausserdem zu ausgewogenen Mahlzeiten. Auch kurz vor der Spende sollten Sie noch etwas Kleines essen, beispielsweise eine Frucht oder einen Riegel.
Was muss man nach der Spende beachten?
Grosse Anstrengungen sind zu meiden, damit sich der Körper gut regenerieren kann. Bestimmte Berufsgruppen dürfen erst zwölf Stunden nach der Blutspende wieder gewisse Maschinen bedienen oder Fahrzeuge führen. Nach der Spende ist Trinken besonders wichtig, um das abgenommene Volumen wieder aufzufüllen.
Wie lange dauert es, bis der Körper das Blutvolumen nachgebildet hat?
Die Blutflüssigkeit ist in den nächsten Stunden wieder aufgefüllt, die roten Blutkörperchen werden innerhalb von etwa vier bis sechs Wochen nachgebildet. Eine Blutspende ist deshalb maximal viermal pro Jahr möglich.
Ist die Spende auch für Personen geeignet, die sich vor Nadeln fürchten?
Einige Spendenwillige teilen uns mit, dass sie sich eher fürchten vor Nadeln. Wenn bereits negative Erfahrungen bei einer Blutentnahme gemacht wurden, besprechen wir mit dem Spendenden das weitere Vorgehen. Bei jeder Blutspende ist medizinisches Fachpersonal anwesend.
Wie viel Zeit ist für einen Termin einzuplanen?
Bei der ersten Spende besteht ein höherer administrativer Aufwand, weswegen ungefähr eine Stunde eingeplant werden sollte. Diese Dauer ist auch abhängig von einer allfälligen Wartezeit. Die Blutentnahme an sich dauert zwischen fünf bis 15 Minuten. Hinzu kommt die Ruhepause nach der Blutentnahme mit einem spendierten Imbiss von etwa 20 Minuten.