Gespannte Aufmerksamkeit herrschte in der katholischen Kirche am frühen Sonntagabend, als der Orgelbauer Walter Mutzner das bereitgestellte Cembalo stimmte. Man wartete auf das Konzert mit der Geigerin Madeleine Carruzzo und dem Cembalospieler und Organisten Alexander Seidel.
Esther Beyeler, Organisatorin dieses Kulturformats, sprach zu Beginn einige Worte. Sie war erfreut über das zahlreiche Publikum, die vielen Besucher aus allen Ländern rund um den Bodensee, ebenso die Einheimischen, und stellte die beiden Musiker vor. Die Geigerin Madeleine Carruzzo aus dem Wallis, die als erste Frau bei den Berliner Philharmonikern spielte und 40 Jahre in diesem Orchester tätig war. An ihrer Seite Alexander Seidel, ein Musiker mit weitgespannten Fähigkeiten, hierzulande bekannt als Dirigent des Rheintaler Bach-Chores.
Die Lyrik im Zentrum
Mit der Sonate für Violine und Basso Continuo (Cembalo) HWV 364 von Georg Friedrich Händel eröffneten sie den Konzertabend. Auffallend schon bei diesem ersten Stück die beeindruckende musikalische Präsenz von Madeleine Carruzzo an der Geige. Alexander Seidel sprach im Anschluss einige Worte zum Programm. Obwohl in der Barockmusik vor allem die Virtuosität im Zentrum stehe, an diesem Abend sei eher die Lyrik im Vordergrund. Anschliessend spielte Seidel auf der Orgel als Solist ein Präludium von Nicolaus Bruhns. Auch dieses Stück im sogenannten «Stylus phantasticus» war durchdrungen von inniger Schönheit. Weiter ging es mit Geige und Cembalo, lyrische Perlen von J. S. Bach und J. G. Pisendel.
Auftritt war «Weltklasse»
Nach einem weiteren Orgelsolo, diesmal von Dietrich Buxtehude, aus der gleichen norddeutschen Orgelschule, aber jüngeren Datums und nicht mehr so streng, kam es zum Höhepunkt des Konzertabends, einer Sonate von Antonio Vivaldi. Er ist der Barockkomponist, der das Publikum am meisten verzaubert. Seine Musik ist schön und italienisch, äusserst lebensfreudig. Bei diesem Stück besonders beeindruckend wiederum die perfekte Harmonie zwischen den beiden Künstlern, dem ausdrucksstarken und zur Höchstform auflaufenden Geigenspiel von Madeleine Carruzzo, und dem feinsinnig gespielten Cembalo von Alexander Seidel, dem das ganze Konzert seine Vielfältigkeit und die künstlerische Gesamtschau verdankte. Mit der folgenden Orgelimprovisation über ein Thema von J. S. Bach und der abschliessend grossartig und souverän gespielten Sonate von Georg Friedrich Händel HWV 361 endete das offizielle Programm. «Weltklasse», kommentierte Esther Beyeler, die Organisatorin dieser Konzertreihe, und überreichte den Musikern Geschenke.
Barockkonzert mit Madeleine Carruzzo und Alexander Seidel – Ein Abend voll virtuoser Harmonie