Für viele ist Covid-19 ein Schuss vor den Bug – nach Google spricht man in der Seefahrt von einem Warnschuss, um den Kapitän des gewarnten Schiffes zu bewegen, dem erteilten Halte- oder Abdrehbefehl nachzukommen. Vor 500 Jahren – ein anderer Schuss vor den Bug: Am 20. Mai 1521 trifft eine Kanone das Bein des Hauptmanns Inigo Lopez de Loyola bei der Schlacht um das spanische Pamplona. Schwer verwundet, und mit grausamen Schmerzen, hinterfragt er sein bisheriges Leben. Genesen, aber behindert, macht er sich auf den Weg, pilgert hinkend nach Jerusalem. Getrieben von der Frage: Wer bist Du, Gott? Was willst Du von mir? In seinem Suchen berührt ihn mehr und mehr dieses Geheimnis Gottes. «In allen Dingen Gott suchen und finden» wird zum Leitfaden seines Lebens. Verwandelt strahlt er Gottvertrauen und Zuversicht aus, zieht andere damit an. Wird so zum Gründer des Jesuitenordens.Schüsse vor den Bug – früher wie heute. Ein Herzinfarkt. Eine Totgeburt. Eine nicht bestandene Prüfung. Schüsse vor den Bug auch regionale, nationale oder gar weltweite. Auch der morgige Bettag ist eine Reaktion auf einen Schuss vor den Bug. 1639, nach mehreren Seuchenepidemien während des dreissigjährigen Krieges, wurde in St. Gallen erstmals ein Buss- und Bettag durchgeführt. Und unter dem Eindruck der Französischen Revolution wurde am 17. September 1797 erstmals ein gemeinsamer Bettag der katholischen und reformierten Kantone abgehalten.Wer weiss? Löst die Covid-19-Pandemie als Schuss vor den Bug in uns ein neues Suchen und Finden aus? Ein Suchen nach dem Letztgültigen, Tragenden? Ein Hineinhorchen in das Geheimnis, das wir selbst sind. Und vielleicht stossen wir dabei tiefer auf den geheimnisvollen Urgrund allen Daseins. Den Geheimnisvollen, den frühere Generationen «Gott» genannt haben? Und vielleicht schält sich daraus ein Leitfaden für mein zukünftiges Handeln?Ich wünsche es mir und Ihnen einen gesegneten Bettag.