Armdrücken 17.09.2024

Am Samstag lautete die Frage: Wer hat den stärksten Bizeps?

600 Frauen und Männer aus aller Welt haben sich am Samstag im Athletik Zentrum St. Gallen im Armdrücken gemessen. Organisiert hat den Anlass, an dem auch ein Star aus Kanada auftrat, auch der Verein ASC Armpower mit Sitz in Rebstein.

Von Elias Rütsche
aktualisiert am 17.09.2024

Am Wochenende drehte sich im Athletik Zentrum alles um den Bizeps: Rund 600 Frauen und Männer trafen sich am Armwrestling Swiss Open. An diesem messen sich jährlich Hunderte Teilnehmende im Armdrücken. Dieses Jahr fand die Veranstaltung zum ersten Mal in St. Gallen statt, zuvor wurde sie jeweils in Amriswil durchgeführt. Dort ist einer der beiden Vereine, die den Grossanlass organisieren, zu Hause. Die Löwen Arm Crew, kurz L.A.C. Amriswil, stellte das Turnier gemeinsam mit dem Verein ASC Armpower aus Rebstein auf die Beine.

Einer der Organisatoren ist René Hübner vom L.A.C. Amriswil. Er ist für das Catering zuständig und nimmt selbst am Swiss Open teil. Er sagt:

Das Niveau heute ist ungefähr zwischen dem einer Europameisterschaft und einer Weltmeisterschaft.

Beachtlich sei der hohe Anteil internationaler Athletinnen und Athleten. Diese stammen aus rund 35 Nationen und kamen etwa aus Schweden, Kroatien, der Ukraine, Aser­baidschan oder Indien, um ge­geneinander zu «drücken». Rund zwei Drittel der 600 Teilnehmenden stammen aus dem Ausland, der Rest verteilt sich hauptsächlich auf die 26 Schweizer Armwrestling-Vereine.

Dass so viele Sportbegeisterte in die Schweiz gekommen sind, überrascht Hübner nicht. Um erfolgreich zu sein und an Europa- oder Weltmeisterschaften teilnehmen zu können, brauche es Erfahrung. Der 48-Jährige sagt: «Um Erfahrung zu sammeln, muss man ins Ausland gehen und dort an Wettbewerben teilnehmen.» Vor der Coronapandemie hat der St. Galler im Jahr ungefähr 35 Turniere bestritten — einen Grossteil davon im Ausland.

Zwei Schwestern sind zum ersten Mal dabei

Hübner tritt in der Kategorie «Disabled Sitting» an. Der frühere American-Football-Spieler erzählt, wie er durch einen Badeunfall als 29-Jähriger in den Rollstuhl gezwungen wurde und sich deshalb sportlich neu orientieren musste. Zuerst habe er es mit Basketball versucht, doch das sei nichts gewesen. Über Umwege fand er mit 35 Jahren zum Armwrestling. Er sagt: «Je härter, desto besser!»

Was in St. Gallen auffällt: Es hat sehr viele junge Teilnehmende. Doch wie kommt man zu der eher unbekannten Sportart? Für Hübner ist klar, dass es eine Randsportart ist, die viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

Meistens kommt man durch den Vater, einen Onkel oder sonst jemanden im Umfeld damit in Kontakt.

Auch bei Frauen ist die Kraftsportart beliebt. Die Geschlechterverteilung am Samstag ist ziemlich ausgeglichen. Anina und Leandra Sarikos sind das erste Mal an einem Turnier dabei. Die Schwestern sind durch ihr Fitnessstudio darauf gestossen und begeistert. Die 17-jährige Anina Sarikos sagt: «Wir wollen einfach Erfahrungen sammeln und müssen nicht gleich gewinnen.» Trotzdem sei es sehr cool, die Sportart mal auszuprobieren.

Ein Superstar aus Kanada als grosser Höhepunkt

Chris Klinger ist extra aus Dresden angereist. Sein Fazit: «Die sechs Stunden Anfahrt haben sich gelohnt.» Der Deutsche ist von der professionellen Organisation und dem Aufbau des Turniers begeistert. Auch mit seiner Leistung ist er zufrieden. Der ursprüngliche Grund für die Reise in die Schweiz sei aber ein anderer: «Primär bin ich wegen Devon Larratt gekommen.»

Devon Larratt gilt in der Armwrestling-Szene als Superstar. Der 49-Jährige gehört zu den erfolgreichsten und besten Armwrestlern und rangiert als rechtshändiger Armdrücker weltweit auf dem zweiten Platz. Auch in den sozialen Medien begeistert er seine Fans. Auf  Instagram und Youtube folgen ihm über eine Million Menschen. Mit der Teilnahme des Kanadiers als «Special Guest» ist den Organisatoren ein Coup gelungen. Fans aus ganz Europa kamen extra wegen Larratt; um ihn kämpfen zu sehen oder ein Bild mit ihm zu machen.

Devon Larratt nimmt es gelassen und sagt:

Das Turnier ist unglaublich, ich bin total begeistert.

Einige der besten Athleten der Welt würden hier zusammenkommen und gegeneinander antreten, sagt der 1,96 Meter grosse Hüne. In der Schweiz sei er zum ersten Mal und bis jetzt gefalle es ihm sehr. Zur Teilnahme an diesem Grossevent konnte ihn Snizhana Babaieva, eine Armwrestlerin, mit der er schon seit Jahren befreundet sei, überreden. «Sie hat mich angerufen und ich habe zugesagt.»

Einen Tagessieger gibt es an diesem Samstag nicht. Trotzdem war es ein rundum erfolgreicher Anlass, wobei sich einige der rund 600 Athletinnen und Athleten über ein Preisgeld von 500 Franken pro Kategorie freuen durften.


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