Mohren/Reute 21.07.2022

Trüffelanbauer im Rheintal: «Es macht Spass, Pionier zu sein»

Trüffel im Rheintal? Den gibt es, wie vier Freunde zwischen Mohren und Reute beweisen. Nach acht Jahren Arbeit und Geduld konnten sie kürzlich ihren ersten Trüffel ausgraben. Das Geld steht aber nicht im Vordergrund.

Von Cassandra Wüst
aktualisiert am 19.11.2022

Dunkelbraun, knollig und etwa so gross wie eine Kartoffel – so sieht der erste Lohn von Werner Kast, Sandra Heider, Roland Klee und Elsbeth Bischofberger nach acht Jahren aus. Zeigen können sie ihn allerdings nicht, denn sie haben die Trüffel für ein leckeres Abendessen verwendet. «Es gab Rührei mit gehobeltem Trüffel», sagt Werner Kast und reibt sich wie zur Bestätigung den Bauch. Roland Klee, lacht und fügt hinzu:

Aber an den Geschmack muss ich mich erst noch gewöhnen.

Im Jahr 2014 haben die vier Freunde an einem kleinen Steilhang im Garten der Klees zwischen Mohren und Reute Bäume gepflanzt, deren Wurzeln zuvor mit Trüffelsporen geimpft wurden. Vor vierzehn Tagen konnten sie die erste Knolle ernten. Dass acht Jahre später nun tatsächlich Trüffel ausgegraben wurden, ist allerdings nicht ohne Weiteres möglich.

Aus einer Bieridee entstand ein Trüffelgarten

Die Idee für den Trüffelgarten entstand bei einem Bier, wie die beiden Männer erzählen. «Ich hatte eine ungenutzte Fläche und Werner hatte das Interesse und das Know-how für Trüffel und Bäume. Also haben wir uns zusammengetan», sagt Roland Klee. Noch bevor sie die Bäume pflanzten, machten sie eine Bodenanalyse, denn damit die Pilze gut gedeihen, brauchen sie einen durchlässigen und kalkhaltigen Boden mit einem pH-Wert zwischen 7 und 8,5. Wenn der Boden zu sauer ist, wie im Fall von Kast und Klee, muss er behandelt werden.

Dunkelbraun und knollig steckt der Trüffel in den Wurzeln der Bäume.
Dunkelbraun und knollig steckt der Trüffel in den Wurzeln der Bäume.
Bild: Symbolbild/Depositphotos

Auf einer Fläche von 200 Quadratmetern wurde der Boden ausgehoben und für die Bäume vorbereitet. Diese haben sie bei einer österreichischen Firma bestellt. 32 Stück – von Buche über Hasel, Kiefer und Eiche – wurden mit verschiedenen Trüffelpilzsporen geimpft und gedeihen nun dank intensiver Pflege im Trüffelgarten, den sie liebevoll «Zaubergarten» nennen.

Das Geld spielt keine Rolle, aber ein Abendessen

Der «Zauber» geschah erst acht Jahre später: Der erste Trüffel, den sie ausgruben, wog 350 Gramm. Und laut dem Küchenchef des Restaurants Fernsicht war die Qualität für einen Schweizer Trüffel ausgezeichnet, wie Kast stolz sagt und hinzufügt: «Das ist Teamarbeit.» Denn während er das Wissen einbrachte, steuerten die Klees den Boden und die Pflege bei und seine Partnerin Sandra bildete ihren Hund Nemo zum «Trüffelhund» aus.

Er war es auch, der die Trüffel entdeckte. Dass das ganze Zusammenspiel nun funktioniert, sei eine grosse Erleichterung, sagt er.«Wir wurden von unseren Bekannten und Freunden immer belächelt», sagt Klee, und Kast ergänzt:

Das hat sich in der Region noch niemand getraut, und es macht Spass, Pionier zu sein.

Bis jetzt hat erst einer der 32 Bäume im Garten eine Ernte eingebracht. Es bleibt also spannend, wann der nächste Trüffel gefunden wird. Reich werden wollen sie mit dem Trüffelgarten aber nicht. «Der Spass und das Abenteuer der Suche steht im Vordergrund», sagt Sandra Heider. Die Trüffel werden sie Spitzenrestaurants in der Region im Austausch für ein Abendessen anbieten. «Es muss kein Trüffelgericht sein. An einem Stück Fleisch habe ich mehr Freude», sagt Klee und lacht.