Heerbrugg 05.11.2022

Ein halbes Jahrhundert für die Kunst: Willi Keller mit dem "Goldigga Törgga" ausgezeichnet

Der Geehrte hat sich nicht nur als Maler, sondern auch als Fotograf einen Namen gemacht. Sein künstlerisches Schaffen würdigte die Rheintaler Kulturstiftung mit dem mit 15'000 Franken dotierten Anerkennungspreis.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 05.11.2022

«Zehn Leute werden wohl kommen, dachte ich. Kämen 30, wäre das schön», sagte Künstler Willi Keller zum Publikum gewandt, das sich im Kinotheater Madlen in Heerbrugg eingefunden hatte. Er freue sich sehr über die zahlreichen Gäste.

«Willi Keller erfüllt, ja übertrifft die Zielsetzungen, die sich die Rheintaler Kulturstiftung mit dem Anerkennungspreis gesetzt hat», sagte Präsidentin Christa Köppel. Mit dem Preis wird die überregionale Ausstrahlung, Mut und Innovationskraft, sowie die Nachhaltigkeit des Schaffens geehrt.

Willi Keller schafft seit 50 Jahren Kunst

Der 78-Jährige ist bereits seit 50 Jahren künstlerisch aktiv. Im Frühjahr 2022 erschien im Chronos-Verlag eine Publikation, welche sein Schaffen der letzten 30 Jahre abdeckt – die Lasurmalerei, bei der mit Ölfarbe Schicht um Schicht aufgetragen wird, das können weit mehr als zehn sein, die letztlich alle zum fertigen Bild beitragen. «Das Leuchten, fast eine Art Glimmen, seiner Bilder ist genial und in dieser Art einzigartig», schwärmte eine Besucherin.

Der Anlass im Kinotheater Madlen war gut besucht.
Der Anlass im Kinotheater Madlen war gut besucht.
Bild: rew

Oder, wie Ruth Erat in ihrer Laudatio sagte: Lässt man die Bilder von Willi Keller heranrücken, Punkt für Punkt, Schattierung für Schattierung, Fläche für Fläche, dann ist da ein Ausschnitt der Welt und der Ausschnitt ist die Welt.» Der Geehrte hat sich aber auch als Fotograf einen Namen gemacht. In seinem früheren Beruf als Psychiatriepfleger dokumentierte er Ende der 1960er Jahre den Alltag der psychiatrischen Klinik Burghölzli. «Die schwarz-weiss Bilder sind ein Zeitzeugnis, das auch den damaligen Umbruch in der Gesellschaft zeigt», sagte Christa Köppel. Letztes Jahr wurden Kellers Fotografien zusammen mit den Bildern von Industriefotograf Roland Schneider gezeigt, der als Patient in den 1980er Jahren fotografierte.

Vielschichtiges Werk geschaffen

Die viel beachtete Ausstellung «Durch die Linse» wurde in verschiedenen Museen gezeigt. Keller, der in jungen Jahren die Kunstgewerbeschule besuchte und auch Druckgrafik studierte, widmet sich seit den 70er Jahren nur noch der Kunst. In dieser Zeit entstanden Zeichnungen, Lithografien und Radierungen. Der gebürtige Schaffhauser zog anfangs der 1980er Jahre von der Stadt Zürich aufs Land nach Marbach, wo er seither lebt und arbeitet. In seiner kurzen Ansprache sagte Willi Keller:

Ich verliebte mich in die Landschaft und die Leute hier

Und weiter: «Ich bin nicht der grosse Redner».

«Du erhältst hier auch keinen Literaturpreis», entgegnete Christa Köppel, als sie ihm den mit 15000 Franken dotierten Anerkennungspreis, der bereits zum acht Mal von der Rheintaler Kulturstiftung vergeben wurde, überreichte. Die Stiftung selber wird von den zwölf Rheintaler Gemeinden von Rüthi bis St. Margrethen finanziert und hat sich seit ihrer Gründung 2008 als Kultur-Förderinstrument etabliert.

Christa Köppel überreicht Willi Keller den "Goldigga Törgga".
Christa Köppel überreicht Willi Keller den "Goldigga Törgga".
Bild: rew

 

Das Dani Rieser-Trio unterhielt musikalisch.
Das Dani Rieser-Trio unterhielt musikalisch.
Bild: rew

Ein weiterer kultureller Beitrag war die Jazzmusik, mit der das Dani Rieser-Trio den Abend über unterhielt und die zahlreichen Besucherinnen und Besucher am Schluss beschwingt zum Apéro gehen liess.