Oberegg 04.01.2023

Die Oberegger möchten in eigenen Wänden alt werden

Eine Analyse des Kantons ergab einen Bedarf für Alterswohnungen und für einen Ausbau der ambulanten Pflege.

Von sk/mt
aktualisiert am 04.01.2023

Der Kanton Appenzell Innerrhoden und der Bezirk Oberegg analysierten die Altersversorgung und die Bedürfnisse der Oberegger Bevölkerung in Bezug auf die Pflege und Betreuung im Alter. Anlass gaben die sich wandelnden Anforderungen an die Altersversorgung, wie es in einer Medienmitteilung der Standeskommission heisst:

Heute wartet man mit dem Eintritt in ein Heim länger zu als früher.

Als Folge davon wird die Betreuung in den Heimen zeitintensiver; die Anforderungen an die Pflege sind vielschichtiger und komplexer geworden.

Dies zeigt sich auch im Oberegger Alters- und Pflegeheim Torfnest, das von einem Altersheim zu einem Pflegeheim mit zunehmend anspruchsvollerer Betreuung geworden ist und seit 2019 auf der Pflegeheimliste des Kantons aufgeführt ist.

In Workshops und mit einer Befragung der über 60-jährigen Einwohnerinnen und Einwohner ging es darum zu klären, wie die stationäre Langzeitpflege in Oberegg langfristig sichergestellt werden kann und ob Lücken in der ambulanten Versorgung bestehen. Die Ergebnisse liegen nun vor.

Eine gute Altersgrundversorgung

Die Standeskommission hält fest, dass Oberegg mit der Spitex Vorderland, der Pro Senectute, dem Alters- und Pflegeheim Torfnest dem Hospizdienst, der Hausarztpraxis im Dorf, dem Betreutem Wohnen «Drei König» und den umliegenden Heimen eine gute Altersversorgung hat.

Lücken bestehen bei Angeboten für Menschen mit Demenz oder für Menschen mit Bedarf für Tages- und Nachtstrukturen.

Ausserdem fehlt es an einem Betreuungsangebot und Nachtdienst zu Hause, was einen längeren Verbleib in den eigenen vier Wänden ermöglichen würde. Ein zentrales Wohnangebot im Dorf für Menschen mit erhöhtem Pflegebedarf gibt es nicht.

Selbständigkeit ist den Obereggern wichtig

Aus der Befragung der über 60-Jährigen ging hervor, dass die meisten gerne am gleichen Ort wohnen bleiben möchten oder sich fürs Alter eine selbstbestimmte Wohnform wünschen. Wichtig sind ihnen der öffentliche Verkehr, die zentrale Lage und «eigene vier Wände». Pflegeunterstützung zu Hause, medizinisches Angebot und Haushaltshilfe sind die meistgewünschten Hilfsangebote. Aus der Befragung wird nun abge­leitet, dass der Bevölkerung in der künftigen Versorgung eine ausgebaute ambulante Hilfe sowie das selbstständige zentrale Wohnen wichtig sind.

Lieber in Pflegewohnung im Dorf als ins «Torfnest»

Die Befragung zeigte ebenfalls, dass das Alters- und Pflegeheim Torfnest aufgrund der abgelegenen Lage und der Infrastruktur langfristig den Bedürfnissen wohl nicht mehr gerecht werden kann. Laut der Medienmitteilung des Kantons steht nun als Vision statt des Baus eines neuen klassischen Pflegeheims im Zentrum von Oberegg der Bau von Pflegewohnungen mit Betreuung im Vordergrund. Die Bevölkerung soll vom leichten bis zum hohen Pflegebedarf im Dorf selbst gut umsorgt werden können. Damit die Leute ausserdem möglichst lange zu Hause bleiben können, ist es zudem nötig, das ambulante Angebot zu stärken.

Wie dies realisiert werden kann, wollen Kanton und Bezirk nun zusammen mit den Leistungserbringern in der Region in den kommenden zwölf Monaten prüfen. 

Das Projekt «Älter werden in Oberegg» wird am Montag, 16. Januar, um 19.30 Uhr im Vereinssaal vorgestellt.