Zum Sonntag 18.12.2022

Christliche Sicht: Heil sein bedeutet unversehrt sein

Diesen Sonntag feiern wir den 4. Advent. Jedes Jahr warten wir schon vier Wochen vor dem Heiligen Abend auf die Geburt eines kleinen Kindes in der Krippe. Christinnen und Christen glauben, dass mit Jesus das Heil auf eine besondere Art in die Welt kommt.

Von Andrea Hofacker, Pfarrerin in Marbach
aktualisiert am 18.12.2022

Heil ist so ein altes Wort. Wir müssen es uns übersetzen. Heil sein bedeutet unversehrt sein, frei sein von Bösem, von Unglück und Tod. Jemand, der Heil bringt, erlöst von den Übeln, die Menschen sich gegenseitig antun, deshalb sprechen wir auch von Jesus als dem Erlöser.

Lange Zeit hatten wir in Europa nicht das Gefühl, dass wir unbedingt so etwas wie «Heil» brauchen könnten. Seit dem 2. Weltkrieg gab es Frieden, und die Wirtschaft ist zum Wohle aller immer gewachsen und gediehen. Unglück, Tod und auch Böses gab es auch in diesen Zeiten, aber sie betrafen einzelne Menschen und wurden im gemeinsamen Bewusstsein aller Menschen weggedrängt, vielleicht verdrängt.

In anderen Erdteilen als in Europa hat das natürlich schon immer anders ausgesehen. Aber seit Corona, dem immer offensichtlicher werdenden Klimawandel und spätestens seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine spüren wir stark, wie zerbrechlich dieses «Wohlstandsheil» ist, das wir so lange geniessen konnten.

Niemals war die ganze Welt bedürftiger nach Heil und Erlösung als in dieser Zeit ...

... In einer Zeit, in der der Krieg wieder nach Europa gekommen ist, mit katastrophalen Folgen nicht nur für die geplagte ukrainische Bevölkerung, sondern auch für die Ernährung von Millionen Menschen auf dem afrikanischen Kontinent.

Für das erhoffte Heil müssen wir uns öffnen

Das Heil, auf das wir warten und das Jesus uns verspricht, ist also dringend nötig. Was müssen wir dafür tun? Ich denke, wir müssen uns öffnen. Öffnen für Jesu Worte von Nächstenliebe und Barmherzigkeit, aber auch für seine gute Art zu streiten und für seine Überzeugungen einzustehen. Und wir müssen uns öffnen für das Leid der anderen, der Fremden wie auch der Menschen, die uns nahe sind. Nur wenn wir gemeinsam handeln, können wir uns auf den Weg zum Heil machen, Kriege beenden, das Klima retten, eine neue Wirtschaftsordnung etablieren, deren Reichtum nicht auf den Ressourcen der Erde beruht. Sie gehen zu Ende.

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe!

Das steht in Psalm 24. Einem Adventspsalm. Ich denke nicht, dass mit den Toren wirkliche Tore gemeint sind, sondern unsere Herzen. Sie sollen Jesus und seine Botschaft erwarten und empfangen, damit Heil und Erlösung für die ganze Welt möglich wird.