13.08.2022

«Alle Projekte sind wichtig»

Seit 13 Jahren ist Werner Barmettler Gemeinderat in Widnau. Jetzt kandidiert er fürs Gemeindepräsidium. Dem 58-Jährigen – von Beruf  Verkaufsleiter in der Medizinaltechnikbranche – ist es wichtig, authentisch zu sein.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 02.11.2022
«Verwurzelt, vertraut, verantwortungsvoll», die drei Adjek­tive mit demselben Anfangsbuchstaben beschreiben den Kandidaten auf seiner Website. Werner Barmettler ist in Widnau geboren, an der Poststras­se 3. Dort führten seine Eltern bis 2008 eine Molkerei mit Ladengeschäft – das heutige «Go Poschta». Bis auf eine kurze Unterbrechung von etwa fünf Jahren lebte Werner Barmettler immer in Widnau. Nach seiner Lehre als Verkäufer bei der Migros schloss er noch eine Zusatzlehre an und absolvierte wenig später eine berufsbegleitende Weiterbildung zum eidg. dipl. Kaufmann des Detailhandels. Es folgten über die Jahre diverse Kurse in den Bereichen Management, Sprachen und Führung. Bei jeder seiner beruflichen Stationen habe er etwas dazugelernt. «Leben ist lernen», sagt der 58-Jährige und fügt hinzu: «Ich bin neugierig, das brachte mich immer vorwärts.» Als Verkaufsleiter und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Microlife AG ist er viel im Ausland unterwegs, in Asien, Europa, Afrika und in dem Nahen Osten. Auch dort nimmt er sich nach Möglichkeit Zeit für kulturelle Unternehmungen, weil andere Länder und Kulturen ihn interes­sieren. Seit beide Söhne in der Lehre sind, begleitet ihn dabei häufig seine Gattin. Aufgrund der regen Reisetätigkeit verbringt das Ehepaar die Ferien gern in der Nähe, im Bregenzerwald oder auch in Engelberg. Beide wandern gern oder erkunden die Gegend mit dem Mountainbike.  Keine Prioritätenliste erstelltWerner Barmettler gehört der Partei Die Mitte an und präsidierte die Ortspartei Widnau (die damals noch CVP hiess) von 2006 bis 2014. Während sechs Jahren (1992 bis 1998) wirkte er zudem als Präsident des FC Widnau. An einen Fussballmatch auf der Aegeten-Sportanlage geht er heute noch gern. Widnau sei eine «Pioniergemeinde», die Widnauerinnen und Widnauer «innovativ, kreativ und offen», eben «Macher», so die Auffassung Barmettlers. Chancen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten boten, seien in Widnau genutzt worden. So geschehen bei der Ansiedlung der Viscose in den 20er-Jahren wie auch der späteren Umnutzung der Industriebrache. Ebenso beim Bau der Espenstrasse und beim Sportanlagenbau in den 1960er-Jahren. Und was wäre heute vordringlich zu tun? Eine Prioritätenliste nenne er nicht, sagt der Kandidat, denn: «Alle Projekte sind wichtig.» Es sei nur eine Frage des Standpunkts und der Dringlichkeit. Themen, die vermehrt in den Fokus gerieten, macht Werner Barmettler dennoch aus und zählt auf: Binnenkanal, Gestaltung und Schaffung von Freiräumen im Dorf, Sanierung der Infrastruktur, auch in energetischer Hinsicht, dazu Verkehr, Schulen, Sportanlage und nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit den direkten Nachbargemeinden. Der Gemeinderat ist Mitglied der Finanz- und Feuerwehrkommission und hat den Vorsitz der Arbeitsgruppe «Vereine» inne. Das politische Geschäft habe er während der 13 Jahre im Rat «von der Pike auf» gelernt, sagt er und verweist auf umfassende Dossierkenntnis. Langjährige Führungs- und Finanzerfahrung bringe er aus der Wirtschaft mit. Zu den gelebten Werten zählt der Kandidat Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Respekt und Ausdauer. Zusammen mit seiner «positiven Grundstimmung» helfe dies, Herausforderungen zu meistern und auch andere zu motivieren. Werner Barmettler vertritt die Auffassung, ein Gemeindeoberhaupt solle auch aus der Gemeinde kommen, der es vorsteht. Der Umstand sei «defi- nitiv» wichtig. Hinter Projekten oder Einstellungen stünden Geschichten von Einheimischen und verschiedene Meinungen. «Dieses Wissen kann sehr hilfreich sein», ist Barmettler gewiss. Er habe über die Jahre gelernt, gut zuzuhören. Sich nicht im Wahlkampf verbiegenWerner Barmettler tritt gegen zwei Mitbewerber an: den Auswärtigen Roger Meier, Ratsschreiber in Wattwil (wie Barmettler Mitglied der Mitte) sowie den Gemeindepräsidenten aus Berneck, Bruno Seelos (FDP). Er sei «zuversichtlich», im ersten Wahlgang ein gutes Resultat zu erzielen. Bei drei Kandidaten sei ein zweiter Wahlgang jedoch wahrscheinlich. Auf die Unterstützung der Ortspartei darf der Mitte-Mann zählen. Diese nominierte Werner Barmettler kürzlich an einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung mit deutlicher Mehrheit fürs Gemeindepräsidium. Im Wahlkampf will Barmettler authentisch bleiben. Er werde keine Restaurants oder Veranstaltungen besuchen, die er sonst auch nicht besuche. Sollte er einem seiner Mitbewerber unterliegen, wird er sein Amt als Gemeinderat bis Ende Amtsdauer ausüben. Den Wahlkampf könne er unbelastet führen, da sein Arbeitgeber im Vorfeld Verständnis für seine politischen Ambitionen gezeigt habe. Ihn als Mitarbeiter zu verlieren, wäre sehr schade, habe es geheissen. Wolle er jedoch bleiben, sei das jederzeit möglich.