Beim Stapeln meiner sorgfältig gebündelten Zeitungen und Webeprospekte am Strassenrand für die Papiersammlung habe ich mich gefragt, ab wann auch auf diese Bündel noch ein Gebührenmärkli aufgeklebt werden muss.
Technisch gesehen wäre das sicher einfacher, als eine Gepäcketikette an die sorgfältig gebündelten Haselnussruten zu knoten. Aber es wäre genauso unsinnig. Denn Papier aus dem Briefkasten und Kartonschachteln von Onlineeinkäufen sind laut Verordnung irgendwelcher Schreibtischakrobaten kein Siedlungsabfall, sondern Wertstoff und werden seit Jahrzehnten gesammelt und mit viel Aufwand und Energie wiederverwertet.
Das ist gut für die Umwelt und die Wälder und Bäume. Auch Altglas, Altmetall und Getränkedosen sind Wertstoffe und können auf Kosten der Allgemeinheit beseitigt oder der Wiederverwertung zugeführt werden.
Jene, die etwas für Grünes im Dorf tun, nicht noch für ihre Arbeit bezahlen lassen
Aber genauso ist unser Grünzeug, das rund ums Haus wächst, kein Abfall, sondern wertvoller Rohstoff für die Biogasanlage oder die Kompostierungsanlagen. Es lässt sich ohne grossen Aufwand wieder in den Naturkreislauf zurückführen, und jemand verdient auch noch Geld damit. Dazu ist es ist auch gut für die Biodiversität, die Umwelt und die Natur. Und dafür soll neu nach "Verursacherprinzip" bezahlt werden? Jene, die im Schweisse ihres Angesichts ihre Büsche und Hecken, Gärten und Blumenwiesen hegen und pflegen, sollen auch noch dafür bezahlen?
Für das Papier bezahlt unsere Gemeinde − also wir alle, auch die Werbungsverweigerer – seit 1975 Beiträge für das Einsammeln. Ich möchte keinesfalls auch für Papier bezahlen; aber es sollten alle Wertstoffe gleich behandelt werden und für alle auch gleichviel kosten, nämlich nichts, ausser Steuergelder. Mit dieser neuen, komplizierten und in jeder Gemeinde anderen Regelung und Kosten der Grünabfuhr haben die lieben Politiker, Volksvertreterinnen und Bürokraten nur «kompostierbare Biomasse» produziert – oder auf gut Deutsch: «Bockmist».
Sepp Schmitter, Widnau