Nach 40 Jahren Diskussion über eine Verbindung der Autobahnen dies- und jenseits der Grenze glaubte man eine Lösung gefunden zu haben; eine Lösung allerdings, von der wenige wirklich überzeugt sind (riesiger Bogen entlang Lustenau bis zum Anschluss St. Margrethen, Zank zwischen Befürwortern und Gegnern der CP bzw. der Z-Lösung). Nun wagt es die österreichische Mobilitätsministerin, einen neuen Vorschlag zu machen, der viel weniger Land verbraucht, im Bau und im Unterhalt viel weniger kostet, viel umwelt- und klimaverträglicher ist. Alle Lokalpolitikerinnen und -politiker schreien nein und sind empört, weil sie nicht einbezogen worden sind.
Ich finde den Bericht lesens- und prüfenswert. Die verschiedenen Varianten werden entlang zentraler Kriterien beurteilt: Verkehrsentlastungen, Verkehrssicherheit, Investitions- und Betriebskosten, Klimaneutralität, Treibhausgasausstoss, Wirtschaftsattraktivität, Schadstoffausstoss, Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen, Erholungswert, Biodiversität. Die bei der Analyse am besten abschneidende Variante «Lustenau Süd» soll nun zusätzlich geprüft werden, während übrigens die Planungsarbeiten für die vorher bevorzugte CP-Variante weitergehen.
Auch ich habe Fragen zum neuen Vorschlag: zur Kapazität des Kreisels (wäre es auch möglich, die Verkehrsströme zwischen Widnau und Au zu splitten?), zum Grundwasserproblem bei der Untertunnelung des Alten Rheins (warum nicht auch des neuen Rheins?), zur Beeinträchtigung der Naherholungsgebiete, zur Sperrung des Schmitter-Zollamts (warum nur für Lastwagen?) … Diese Fragen sollen kritisch geprüft werden.
Der Vorschlag «Lustenau Süd» hat aber auch Potential wie z.B. die Anbindung der Industriegebiete Stadler und jene im Viscoseareal. Und die gesparte Milliarde könnte dann für ein wirklich neues, zukunftsgerichtetes Verkehrskonzept für das mittlere Rheintal verwendet werden, welches dem Innovationsanspruch unseres Tals gerechter wird als immer neue und grössere Strassenbauvorhaben.
Also liebe Politikerinnen und Politiker: Legt die Empörung ab, lasst euch anregen, prüft auch diesen Vorschlag und denkt weiter.
Jürg Sonderegger, Diepoldsau