Liebe Leserin, lieber Leser, Hand aufs Herz: Wovon sind Sie begeistert? Ist es eine Fussball- oder Eishockeymannschaft? Eine Schauspielerin oder ein Sänger, eine Musikgruppe, eine Sportlerin, ein Lied, ein Theaterstück, ein Buch, ein Film, ein Vorbild oder eines Ihrer Hobbys?
Am Wochenende feiern wir Pfingsten. Dafür gibt es sogar freie Tage. Kürzlich sagte mir eine Person, man sollte die kirchlichen Feste abschaffen, sie würden ja eh zu Freizeit- und Sporttagen «umfunktioniert». Ich denke hingegen, es wäre gut und ratsam, sich einmal zu fragen, welche Feste wir eigentlich in der Kirche feiern und was deren Ursprung, deren Sinn ist.
Was ist wichtiger: die Etikette oder der Wein?
Verlieren unsere christlichen Feste an Bedeutung? Vergleichen wir es mit einer guten Flasche Wein mit einer schönen Etikette. Betrachten wir nur die Etikette oder fragen wir uns vielmehr nach dem Inhalt der Flasche und geniessen ihn? Ähnlich ist es mit unserem christlichen Glauben, mit der Pflege unserer christlichen Werte. Nehmen wir nur freudig die freien Tage an oder besinnen wir uns auf den Inhalt der Feiertage?
Vor uns steht das Hochfest Pfingsten. «Was feiern wir an Pfingsten?» Mit dieser Frage führte ich vor Jahren mit Schülerinnen und Schülern ein Strasseninterview durch. Die Antworten fielen eher ernüchternd aus. Ein Grossteil der Befragten hatte kaum eine Ahnung, worum es bei diesem Fest eigentlich geht. Manche Menschen antworteten immerhin mit «Heiliger Geist».
Mehr sprühen vor Begeisterung
Was ist denn nun dieser «Heilige Geist»? Ich denke, es gibt wahrlich verschiedene «Geister». Wenn ich unsere Weltgeschichte, die jetzt, heute, geschrieben wird, genau und kritisch betrachte, liegt es für mich auf der Hand, dass es sowohl «guten Geist» als auch «schlechten Geist» gibt. Es gibt Menschen, die «Böses» im Sinn haben, aber auch Menschen, die «Gutes» reden und tun!
An Pfingsten geht es um den heiligen, göttlichen Geist. Wie sehr wäre es notwendig, Gottes guten Geist in unserer schönen Welt mehr Raum zu geben! Wie schön wäre es, würden wir in unseren Kirchen gemeinsam mehr sprühen vor Begeisterung! Begeisterung ist ein beglückendes, anspornendes, ja beflügelndes Gefühl, das anzustecken vermag. Ich wünsche uns einen Geist, der beflügelt, der Trauernde zu trösten vermag, Hoffnungslosen Hoffnung vermittelt, der Liebenden ihre Liebe vermehrt, den Geist der Versöhnung, des Verzeihens und des Friedens, den Geist der Güte. Öffnen wir uns auch dem Geist des Miteinanders, der uns unserem Nächsten gegenüber nicht kalt lässt. In diesem Sinn: Frohe Pfingsten!
Markus Beat Frei, Seelsorger, Bad Ragaz (aufgewachsen in Widnau)