Wer den sehr moderaten Initiativtext liest, wird sehen, dass kein Flächenbedarf von 30% darin vorkommt. Die Initiative ist nicht extrem. Extrem ist, dass 79 % der Amphibien hoch gefährdet oder ausgestorben sind. Im Mittelrheintal z.B. ruft der früher sehr verbreitete Laubfrosch nicht mehr.
Extrem ist, dass 54 % der Tagfalter hoch gefährdet oder ausgestorben sind. Wie viele verschiedene Schmetterlinge haben Sie in den letzten Monaten gesehen?. Das Gleiche gilt für 60 % der Heuschrecken. Spazieren Sie durch die Wiesen, hören Sie aktuell welche «zirpen»?).
Extrem ist, dass bisher keine Massnahmen vorangetrieben wurden, um gegen das Insektensterben zu kämpfen. Die Masse der Insekten ist in den letzten 30 Jahren um etwa 70% zusammengebrochen. Die älteren Autofahrerinnen und Autofahrer erinnern sich, wie oft früher die Scheiben gereinigt werden mussten.
Extrem ist, dass dies die Landwirtschaft nicht beunruhigt, obwohl 75% der Kulturpflanzen auf Insektenbestäubung angewiesen sind. Es stimmt nachdenklich, dass die gleichen Kreise, die der Initiative Extremismus vorwerfen, einen wenig weit gehenden Gegenvorschlag im Ständerat abgewürgt haben. Könnte es sein, dass Kampagnen mit Begriffen wie «extrem» andere Positionen verunglimpfen, weil ihnen die Argumente fehlen? Machen wir einen Schritt Richtung Erhalt unserer Lebensgrundlagen und der Schöpfung mit einem Ja zu Biodiversiäts-Initiative, denn Vielfalt ist schützt unser eigenes Leben.
Jürg Sonderegger, Diepoldsau