Ich war überzeugt, in Europa wird es nie wieder Krieg geben. Ich hoffte, die zivilisierten Menschen in Europa hätten durch die Gräuel des zweiten Weltkriegs gelernt, dass Konflikte und Meinungsverschiedenheiten durch Verhandlungen zu lösen sind.
Ich habe den Eindruck, in neuerer Zeit gibt es immer mehr «Putin-Versteher». Dabei ist er ein total unberechenbarer Psychopath, dem menschliches Leid und Tod egal sind.
Wir haben im letzten Jahrhundert mit Hitler und Stalin vergleichbare Willkürherrscher erlebt. Der Begriff Wahrheit bedeutet ihnen nichts und die Fakten werden verdreht und gewendet, wie es ihnen gerade in den Kram passt. Der Ukraine die Souveränität abzusprechen, weil es in der Geschichte eine Phase gab, in welcher das Land Untertanengebiet des Zarenreiches war, ist an den Haaren herbeigezogen. Die Mitgliedschaft in der Sowjetunion war ja auch nicht ganz freiwillig. Dies wäre fast so als wenn Österreich Besitzansprüche auf Teile der Schweiz geltend machen würde, weil diese einmal unter Habsburger Herrschaft gestanden hatten.
Zu Verhandlungen sind sie nur bei vorhergehender bedingungsloser Kapitulation bereit. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Appetit auf mehr erst recht wächst, wenn man nachgibt. Und es gibt noch eine ganze Reihe von Staaten im Osten Europas, die einmal zum Einflussbereich der Sowjetunion gehörten! So wird zum Beispiel auch in Moldawien das abtrünnige Gebiet Transnistrien bereits durch die Präsenz russischer Soldaten geschützt. In ähnlicher Weise läuft das auch in Georgien.
Der Ukraine die Lieferung von Waffen zu verweigern, wie dies Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer fordern, und dies noch unter dem Deckmantel der Neutralität, ist in meinen Augen zynisch.
Jakob Buschor, Schulstrasse 16, Altstätten